Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Schauer über den Rücken.
    »Ich sage nur, dass ich weiß, wo Sie herkommen. Nach allem, was passiert ist, hätten viele Leute durchgedreht. Sogar manche ohne Ihre Vorgeschichte.«
    »Meine Vorgeschichte ist genau das … Geschichte.«
    »Im amerikanischen Leben gibt’s bekanntlich keine zweite Akte. Keine zweite Akte – und auch keine Pausen.« Garrison hob einen dicken Ordner hoch und ließ ihn mit dramatischer Geste aus fast einem halben Meter Höhe auf den Schreibtisch fallen. Die Personalakte machte ein dumpf klatschendes Geräusch. »Muss ich genaue Einzelheiten zitieren? Früher hätte man gesagt, dass Sie ein hitziges Temperament haben. Heute spricht man von Problemen mit dem Zornmanagement.«
    »Sie reden bloß von ein paar Episoden.«
    »Yeah, und John Wilkes Booth hat nur einmal einen Mann erschossen. Aber der hat sich richtig gelohnt.« Wieder ein teefarbenes Lächeln. »Erinnern Sie sich an einen bulgarischen Scheißer namens Drakulic? Der kann noch immer nicht richtig sitzen.«
    »Acht Mädchen unter zwölf Jahren sind im Auflieger seines Sattelschleppers erstickt, weil ihre Familien das Geld, für das er sie in den Westen schmuggeln wollte, nicht ganz hatten aufbringen können. Ich habe ihre Leichen gesehen. Ich habe die blutigen Kratzspuren der Mädchen an den Innenwänden des Aufliegers
gesehen. Die Tatsache, dass Drakulic überhaupt noch sitzen kann, beweist fast übermenschliche Selbstbeherrschung.«
    »Sie sind ausgerastet . Sie sollten Informationen über die Methoden der Schleuser sammeln, nicht den Racheengel spielen. Erinnern Sie sich an einen kolumbianischen Gentleman namens Juan Calderon? Wir schon.«
    »Er hat fünf unserer Informanten zu Tode gefoltert, Garrison. Hat ihnen mit einem gottverdammten Schweißbrenner die Gesichter weggebrannt. Eigenhändig!«
    »Wir hätten ihn unter Druck setzen können. Vielleicht wäre er zu einem Deal bereit gewesen und hätte brauchbare Informationen preisgegeben.«
    »Verlassen Sie sich auf mich.« Ein flüchtiges, frostiges Grinsen. »Er hatte keine.«
    »Das hatten nicht Sie zu entscheiden.«
    Der Agent zuckte gelassen mit den Schultern. »Sie wissen nicht wirklich, was Calderon zugestoßen ist. Sie sind auf bloße Vermutungen angewiesen.«
    »Wir hätten die Todesursache gerichtlich feststellen und interne Ermittlungen anstellen können. Aber ich habe entschieden, schlafende Hunde … sterben zu lassen.«
    Wieder ein Schulterzucken. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Sie haben Ihre getroffen. Was gibt’s da noch zu reden?«
    »Damit will ich sagen, dass es hier ein Verhaltensmuster gibt. Ich habe Sie mehrmals straffrei davonkommen lassen. Das haben wir alle getan. Wir haben ein Auge zugedrückt, weil Sie Fähigkeiten besitzen, die wir zu schätzen wissen. Wie Ihr Kumpel Jared immer sagt, sind Sie der Spürhund. Aber jetzt glaube ich, dass es ein Fehler war, Sie aus dem Zwinger zu lassen. Was in Rom passiert ist, mag Ihnen richtig vorgekommen sein, aber es war falsch, total falsch.«
    Belknap starrte nur das zerfurchte Gesicht seines Vorgesetzten an. Im grellen Halogenlicht der Schreibtischlampe erinnerten
Garrisons Wangen an einen Quilt. »Reden Sie endlich vernünftig, Will. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Sie haben zum allerletzten Mal über die Vorlage hinausgemalt«, sagte der ältere Manager mit einer Stimme wie fernes Donnergrollen, »als Sie Chalil Ansari liquidiert haben.«
     
    Horace Linville beobachtete Andrea aufmerksam, während sie die Schriftstücke durchlas; immer wenn sie von einer Seite aufsah, schien sie seinem Blick zu begegnen. Ganze Absätze dienten dazu, Begriffe zu definieren und für Eventualfälle vorzusorgen. Das Fazit war jedoch, dass im Stiftungsrat laut Satzung eine bestimmte Anzahl von Bancrofts sitzen musste, sodass es Andrea zufiel, die plötzlich entstandene Lücke zu schließen. Das Vermächtnis war an die Bedingung geknüpft, dass sie diese Aufgabe übernahm. Für die Tätigkeit als Treuhänderin der Familienstiftung würde sie ein von Jahr zu Jahr steigendes zusätzliches Honorar erhalten.
    »Bisher hat die Stiftung eine sehr eindrucksvolle Bilanz aufzuweisen«, sagte Linville nach einiger Zeit. »Als Treuhänderin sind Sie mit dafür verantwortlich, dass das auch in Zukunft so bleibt. Und ich glaube, Sie sind gut darauf vorbereitet.«
    »Wie bereitet man sich auf eine Aufgabe dieser Art vor?«
    »Eine Bancroft zu sein ist ein guter Anfang.« Linville betrachtete sie über seine halbe Lesebrille hinweg

Weitere Kostenlose Bücher