Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
großer böser Wolf. Man hat ihm nur ein Kleid angezogen und ein Häubchen aufgesetzt.«
    Pete Brook wandte sich an Bradley. »Und dich haben sie sagen lassen: ›Großmutter, was hast du für schöne große Zähne …‹«
    Bradley fixierte Andrea Bancroft mit strengem Blick. »Sie sind sich Ihrer Sache sicher, Miss Bancroft?«
    »Ja, leider«, antwortete sie. »Sie wissen, dass ich eigentlich Historikerin bin, nicht wahr? Deshalb habe ich mir überlegt, dass die Firmengeschichte aufschlussreich sein könnte. Ich habe mit der Zeit vor der Fusion mit ComVision angefangen. Schon damals hatte der Vorstandsvorsitzende die Angewohnheit, Löcher aufzureißen, um damit andere zu stopfen. Später war’s dann alter Wein in neuen Schläuchen. AmeriCom hat keinen vernünftigen Geschäftsplan, aber die Finanzjongleure, die in der Firma arbeiten, sind auf verquere Weise brillant.«
    »Nun, dann will ich Ihnen etwas erzählen«, sagte Bradley ruhig. »In Ihnen haben diese Scheißer ihre Meisterin gefunden. Sie haben meinen gottverdammten Arsch gerettet – vom Grundkapital der Firma ganz zu schweigen.« Er begann breit grinsend zu applaudieren, weil er sich ausrechnete, dass er nichts Besseres tun konnte, als sich die siegreiche Argumentation rasch zu eigen zu machen.
    »Alles wäre auf Vordruck ›Acht-K‹ rausgekommen«, sagte Andrea, als sie ihre Unterlagen einsammelte, um an ihren Platz zurückzugehen.
    »Natürlich, aber erst nach unserer Unterschrift auf dem Vertrag«, warf Brook ein. »Okay, meine Damen und Herren, was haben wir heute gelernt?« Er sah sich in dem Konferenzraum um.
    »Lasst Beteiligungen erst von Andrea unter die Lupe nehmen«, sagte einer der Händler verächtlich schnaubend.
    »Keine Kunst, in der IT-Branche Geld zu verlieren«, witzelte ein anderer.
    »Alle Macht für Brechstangen-Bancroft!«, rief ein weiterer Witzbold, diesmal ein Senioranalyst, der mit der geplanten Beteiligung befasst gewesen war, aber den raffinierten Betrug nicht entdeckt hatte.
    Die Versammlung löste sich auf, und Brook kam zu ihr herüber. »Gut gemacht, Andrea«, sagte er. »Ausgezeichnete Arbeit. Sie besitzen ein rares Talent. Sie blättern einen Stapel Schriftstücke durch, die anscheinend völlig in Ordnung sind, und wissen sofort, ob etwas nicht stimmt.«
    »Ich hab’s nicht gewusst … «
    »Sie haben’s gespürt. Und dann – noch besser – haben Sie sich den Arsch abgearbeitet, um Ihren Verdacht zu beweisen. Hinter Ihrer Präsentation hat eine Menge Knochenarbeit gesteckt. Ich wette, dass Ihr Spaten mehr als einmal auf gewachsenen Fels gestoßen ist. Aber Sie haben weitergegraben, weil Sie wussten, dass Sie etwas finden würden.« Aus seinem Tonfall sprach nicht nur Lob, sondern auch nüchterne Einschätzung.
    »Irgendwas in dieser Art«, bestätigte Andrea, der leicht kribbelig zumute war.
    »Sie werden Ihren Weg machen, Andrea. Dafür habe ich ein untrügliches Gefühl.« Er wandte sich ab, um mit einem Portfolio-Manager zu sprechen. Eine der Sekretärinnen kam auf sie zu und räusperte sich, bevor sie sprach. »Miss Bancroft«, sagte sie. »Ein Anruf für Sie.«
    Andrea schwebte auf einer Woge von Stolz und Erleichterung an ihren Schreibtisch zurück. Sie hatte durch harte Arbeit Erfolg gehabt, genau wie Pete Brook gesagt hatte. Die Dankbarkeit in seinem Blick war so echt gewesen wie sein Lob nach ihrer Präsentation; das stand außer Zweifel.
    »Andrea Bancroft«, sagte sie in den Hörer.
    »Mein Name ist Horace Linville«, stellte der Anrufer sich überflüssigerweise vor. Das stand auf der Telefonnotiz. »Ich bin ein Anwalt der Bancroft-Stiftung.«
    Andreas Hochstimmung verflog schlagartig. »Und was kann ich für Sie tun, Mr. Linville?«, fragte sie recht kühl.
    »Nun …« Der Anwalt machte eine Pause. »Eigentlich geht’s darum, was wir für Sie tun können.«
    »Ich fürchte, das interessiert mich nicht«, sagte Andrea leicht gereizt.
    »Ich weiß nicht, ob Sie darüber informiert sind, dass ein Cousin von Ihnen, Ralph Bancroft, vor Kurzem gestorben ist«, fuhr der Anwalt unbeirrt fort.
    »Nein, das wusste ich nicht«, antwortete Andrea in etwas milderem Tonfall. »Das tut mir leid.« Ralph Bancroft? Dieser Name kam ihr nur entfernt bekannt vor.
    »Es gibt ein Vermächtnis«, sagte Linville. »Gewissermaßen. Durch seinen Tod bedingt. Sie wären die Empfängerin.«
    »Er hat mir Geld hinterlassen?« Die schwammige Ausdrucksweise des Anwalts begann ihr auf die Nerven zu gehen.
    Linville machte eine

Weitere Kostenlose Bücher