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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wusste, dass er das nicht war. Das wusste jeder, der einmal
mit diesem Mann zu tun gehabt hatte. Dahinter steckte eine geologische Tatsache: Der härteste Fels entsteht durch lange ausgeübten hohen Druck.
    »Was zum Teufel ist in Rom passiert, Castor?«
    »Sie haben meinen Bericht«, antwortete Belknap.
    »Erzählen Sie mir keinen Scheiß«, sagte der Ältere warnend. Er stand auf und verstellte die Jalousie an der gläsernen Trennwand seines Büros, sodass sie geschlossen war. Der Raum erinnerte an die gegen Seegang gesicherte Kammer eines Kapitäns: keine losen Gegenstände in Sicht, alles weggeräumt, gesichert. Eine Flutwelle hätte das Büro durchrütteln, aber nichts von seinem Platz bewegen können. »Wir haben weiß der Teufel wie viel Geld und Personal in drei Unternehmen gegen Ansari gesteckt. Die Direktive war sonnenklar. Wir unterwandern seine Organisation, wir stellen fest, wie sie funktioniert, wir verfolgen die Tentakel, wohin sie reichen.« Ein humorloses Grinsen ließ von Tee verfärbte Zähne sehen. »Aber Ihnen hat das nicht genügt, stimmt’s? Sofortige Befriedigung dauert zu lange, was?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden, verdammt noch mal«, antwortete Belknap, wobei er unwillkürlich zusammenzuckte. Jeder Atemzug tat weh: Beim Sprung über die Gartenmauer der Villa hatte er sich eine Rippe angeknackst. Und sein verstauchter linker Knöchel schickte bei jeder noch so geringen Belastung stechende Schmerzen nach oben. Aber er hatte nicht einmal Zeit gehabt, zu einem Arzt zu gehen. Wenige Stunden nachdem er Ansaris Männern entkommen war, hatte er auf dem römischen Flughafen Leonardo da Vinci das nächste Flugzeug nach Washington bestiegen. Der Flug mit einer Militärmaschine von den US-Stützpunkten Livorno oder Vicenza aus hätte länger gedauert. Belknap hatte sich kaum die Zeit genommen zum Zähneputzen und einmal mit den Fingern durchs Haar zu fahren, bevor er auf dem kürzesten Weg in die Cons-Ops-Zentrale in der C Street gekommen war.
    »Nerven haben Sie, das muss man Ihnen lassen.« Garrison kam zu seinem Stuhl zurück. »Wie Sie hier mit diesem besorgten Gesichtsausdruck aufkreuzen …«
    »Ich bin nicht hier, um Tee und Plätzchen zu bekommen, okay?«, antwortete Belknap gereizt. »Reden Sie endlich vernünftig.« Obwohl Garrison und er dienstlich halbwegs miteinander auskamen, hatten sie nie ein persönliches Verhältnis entwickelt.
    Garrisons Stuhl knarrte, als er sich zurücklehnte. »Vorschriften  – die müssen Ihnen gewaltig auf den Keks gehen. Sie kommen sich wie Gulliver vor, und die kleinen Leute fesseln Sie mit Zahnseide, stimmt’s?«
    »Verdammt noch mal, Will …«
    »Aus Ihrer Sicht wird die Firma bestimmt mit jedem Jahr kleinlicher und spießiger«, fuhr der ältere Geheimdienstler fort. »Dabei wollten Sie nur der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen, nicht wahr? Aber eben sofort … wie der sofort lösliche Pulverkaffee, den Sie trinken.«
    Belknap beugte sich nach vorn. Er konnte den herben Mentholduft der Barbasol-Rasiercreme riechen, die Garrison benützte. »Ich hab zugesehen, dass ich meinen Arsch möglichst schnell hier rüberkriege, weil ich dachte, ich würde ein paar Antworten bekommen. Was gestern passiert ist, hat in keinem gottverdammten Drehbuch gestanden, das ich kenne. Das lässt vermuten, dass irgendwelche anderen Faktoren mitspielen. Vielleicht wissen Sie etwas, das man mir mitzuteilen vergessen hat.«
    »Sie sind gut«, sagte Garrison. »Wir könnten Sie an einen Lügendetektor anschließen, um zu sehen, wie gut Sie wirklich sind.«
    »Was soll der Quatsch, Will?« Belknap spürte, wie seine Magennerven sich verkrampften.
    Geheuchelte Fürsorge reichte kaum aus, um ein Grinsen zu tarnen, als Garrison fortfuhr: »Sie müssen daran denken, wer Sie wirklich sind. Wir anderen wissen das längst. Die Zeiten ändern sich. Manchmal ist’s verdammt anstrengend, Schritt zu halten.
Denken Sie, dass ich das nicht weiß? Heutzutage würde James Bond persönlich an die Anonymen Alkoholiker verwiesen, müsste wahrscheinlich auch eine Therapie wegen Sexbesessenheit machen. Ich bin schon länger dabei als Sie, deshalb weiß ich das noch. Früher war das Spionagespiel wie der Wilde Westen. Jetzt ist’s wie der Mittlere Westen. Früher war’s ein Sport für Dschungelkatzen. Jetzt schmeißt der gestiefelte Kater den gottverdammten Laden – hab ich recht?«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« Die Richtung, die dieses Gespräch nahm, jagte Belknap kalte

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