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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Pause. »Familienstiftungen sind oft recht kompliziert, wie Sie sich sicher vorstellen können.« Wieder eine Pause, dann stürzte er sich in eine Erklärung, als sei ihm bewusst, dass sie seine Worte falsch verstanden haben könnte. »Ralph Bancroft war einer der Treuhänder der Stiftung, und durch seinen Tod ist eine Lücke entstanden. Die Satzung bestimmt, wer Treuhänder sein kann und wie viele Mitglieder des Stiftungsrats der Familie Bancroft angehören müssen.«
    »Ich betrachte mich eigentlich nicht als eine Bancroft.«
    »Sie sind studierte Historikerin, nicht wahr? Also werden Sie sich über die Vorgeschichte informieren wollen, bevor Sie eine endgültige Entscheidung treffen. Allerdings stehen wir unter sehr großem Termindruck, fürchte ich. Ich möchte vorbeikommen und Ihnen diese Einzelheiten offiziell und persönlich vortragen. Sie müssen die kurzfristige Benachrichtigung entschuldigen, aber wie Sie sehen werden, ist die Situation ungewöhnlich. Ich könnte heute Abend um halb sieben bei Ihnen sein.«
    »Gut«, sagte Andrea mit hohler Stimme. »Das passt gut.«
    Horace Linville erwies sich als mausgrauer kleiner Mann mit birnenförmigem Schädel, scharfen Gesichtszügen und einem ungünstigen Verhältnis zwischen Kopfhaut und Haupthaar. Sein Chauffeur hatte ihn zu Andrea Bancrofts bescheidenem Cape-Cod-Haus in der Kleinstadt Carlyle, Connecticut, gefahren und wartete draußen, als er hereinkam. Linville brachte einen Aktenkoffer aus Aluminium mit Zahlenschloss mit. Andrea führte ihn ins Wohnzimmer und bemerkte, dass er das Sesselpolster musterte, bevor er Platz nahm, als kontrolliere er es auf Katzenhaare.
    In seiner Gegenwart fühlte sie sich eigenartig verlegen. Ihr Haus stand in einem nicht ganz so teuren Viertel einer im Allgemeinen eher teuren Kleinstadt, für das sie einen Jahresmietvertrag hatte. Carlyle lag an der Metro North, eine oder zwei Stationen zu weit von Manhattan entfernt, um eine richtige Schlafstadt zu sein, aber einige Einwohner pendelten zur Arbeit in die Großstadt. Sie war immer ein wenig stolz auf ihre Adresse in Carlyle gewesen. Jetzt überlegte sie sich, welchen Eindruck ihr Haus auf jemanden von der Bancroft Foundation machen musste. Es kam ihm wahrscheinlich … klein vor.
    »Wie ich schon gesagt habe, Mr. Linville, betrachte ich mich eigentlich nicht als eine Bancroft.« Sie saß ihm gegenüber auf dem Sofa, sodass sie den Couchtisch zwischen sich hatten.
    »Das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Laut Satzung und Richtlinien der Stiftung sind Sie eine hundertprozentige Bancroft. Und Ralph Bancrofts Tod hat – wie das Ausscheiden jedes Mitglieds des Stiftungsrats – eine Serie von Eventualitäten ausgelöst. Für die Übernahme dieser Aufgabe wird eine … Vergütung ausgeworfen. Ein Vermächtnis, wenn Sie so wollen. Das ist in der Satzung so festgelegt.«
    »Lassen wir den geschichtlichen Aspekt mal beiseite. Wie Sie wissen, arbeite ich bei einer Fondsgesellschaft. Wir legen Wert
auf klare, deutliche Aussagen. Woraus besteht dieses Vermächtnis konkret?«
    Ein langsames Blinzeln. »Aus zwölf Millionen Dollar. Ist das konkret genug?«
    Die Worte verschwanden wie Rauchringe im Wind. Was hatte er gesagt? »Das verstehe ich nicht.« Andreas Hals war plötzlich ausgetrocknet.
    »Mit Ihrer Ermächtigung kann ich veranlassen, dass diese zwölf Millionen Dollar bis morgen bei Geschäftsschluss auf Ihrem Bankkonto eingehen.« Der kleine Mann machte eine Pause. »Ist das klar genug?« Er holte Schriftstücke aus seinem Aktenkoffer, legte sie auf dem Couchtisch aus.
    Andrea Bancroft fühlte sich benommen, fast schwindlig. »Was muss ich dafür tun?«, brachte sie mühsam heraus.
    »Den freien Platz im Stiftungsrat einer der wenigen hoch angesehenen, wohltätigen und philanthropischen Organisationen, die es auf der Welt gibt, einnehmen. Im Kuratorium der Bancroft-Stiftung.« Horace Linville ließ erneut eine kurze Pause eintreten. »Nicht jeder würde das als schreckliche Belastung empfinden. Manche könnten es sogar als Ehre und Privileg betrachten.«
    »Ich bin wie betäubt«, sagte sie schließlich. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sie nehmen’s mir hoffentlich nicht übel, wenn ich einen Vorschlag mache«, erwiderte der Anwalt. »Sagen Sie Ja.«

WASHINGTON, D.C.
    Will Garrison fuhr sich mit einer Hand durch sein stahlgraues Haar; in ausgeruhtem Zustand hätten sein Hundeblick und sein Gesicht mit den Hamsterbacken freundlich wirken können. Belknap

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