Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
lieber darauf ankommen, vielen Dank.«
»Verdammt noch mal, Lucia …«
»Was muss ich tun, damit Sie weggehen?«, fragte die junge Frau. Ihre Stimme klang atemlos, sinnlich. »Was kann ich Ihnen dafür bieten?«
Mit einem Schulterzucken ließ Lucia ihren Kimono zu Boden gleiten. Jetzt stand sie nackt vor ihm. Er konnte die Hitze ihres Körpers spüren, den Duft ihrer zart sonnengebräunten Haut riechen. Ihre Brüste waren eher klein, aber perfekt geformt.
»Mir haben Sie nichts zu bieten«, wehrte Belknap verächtlich ab. »Dieser Körper kann für vieles bezahlen – aber in keiner Währung, die ich annehme.«
»Bitte«, schnurrte sie, trat einen halben Schritt auf ihn zu und streichelte dabei ihre Brüste mit einer Hand. Ihre Gesten waren sinnlich, aber durch reinen Überlebensdrang motiviert. Ihre Augen waren wie die eines Vamps zu Schlitzen verengt … und öffneten sich dann plötzlich weit.
Sekundenbruchteile bevor Belknap hinter sich einen leisen Knall hörte, sah er in ihrer Stirnmitte einen roten Punkt aufblühen. Die Zeit schien stillzustehen, als er mit einem Hechtsprung unter dem großen französischen Bett verschwand, dessen Schabracke bis zum Boden reichte.
Aus einer Waffe mit Schalldämpfer war ein Schuss abgegeben worden.
Der Lucia Zingaretti für immer zum Schweigen gebracht hatte.
Belknap rief sich ins Gedächtnis zurück, was er von den Angreifern gesehen hatte, und zwang sich dazu, die visuellen Fragmente zu einem Ganzen zusammenzusetzen. An der Tür hatte ein … hatten zwei Männer gestanden, jeweils mit einer langläufigen Pistole in der Hand. Beide mit kurz geschnittenem dunklem
Haar. Der Kerl mit der Bomberjacke aus schwarzem Nylon hatte den ausdruckslosen Blick eines Menschenhais – offenbar ein kampferprobter Veteran und ein hervorragender Schütze. Ein präziser Kopftreffer aus mehreren Metern Entfernung mit einer Pistole lag außerhalb der Fähigkeiten der meisten Profikiller. Auf dem blank polierten Messingfuß einer Stehlampe sah Belknap das Spiegelbild der beiden Männer. Sie bewegten ihre Waffen von links nach rechts und wieder zurück, hatten aber nur zwei Schritte in den Raum hinein gemacht. Sie waren vorsichtig, weit vorsichtiger, als Belknap an ihrer Stelle gewesen wäre. Zumindest hätte einer der beiden das Überraschungsmoment ausnützen und quer durchs Zimmer spurten sollen.
Trotzdem machten ihre Bewegungen eines klar: Sie hatten es auf ihn abgesehen. Ihr Auftrag war erst ausgeführt, wenn auch in Belknaps Gehirn eine Kugel steckte.
Belknap robbte unter dem Bett weiter, bis er auf Armlänge an einen der Killer herangekommen war. Dann schlug er mit seinem wie ein Enterhaken gekrümmten Arm zu, so kräftig er nur konnte.
Ein riskantes Unternehmen: Damit gab er seine genaue Position preis.
Der Mann krachte zu Boden. Belknap schnappte sich seine Pistole, schoss im nächsten Augenblick bereits auf ihn. Ein Nahkampf war wie Blitzschach – wer zögerte, um nachzudenken, hatte bereits verloren. Schnelle Reaktionen waren entscheidend. Er fühlte, wie ihm warmes Blut ins Gesicht spritzte. Unwichtig. Wo war der zweite Killer, der sich zur Seite bewegt hatte, um das restliche Zimmer überblicken zu können?
Belknap packte den Erschossenen an den Hüften und hievte ihn hinter dem Bett in die Luft. Die plötzliche Bewegung zog wie erwartet reflexartige Schüsse auf sich – automatisches Schnellfeuer. Der Mann leerte sein Magazin und verriet seine Feuerposition. Belknap stellte seine frisch erbeutete Pistole auf
Einzelfeuer um und gab seinerseits einen Schuss ab. Zielsicherheit zählte mehr als Munitionsvergeudung. Es war besser, mehrmals abdrücken zu müssen, als plötzlich mit leerem Magazin dazustehen.
Der Aufschrei eines Mannes bewies ihm, dass er getroffen hatte – aber kein lebenswichtiges Organ.
Dann hörte er Glas zersplittern, als zwei weitere Männer vom Balkon aus in das Zimmer eindrangen. Belknap zerrte die Leiche auf sich, zog den schlaffen Körper wie eine Sattel tasche über sich. Er spürte die Körperwärme des Erschossenen, roch stechenden Schweißgeruch. Seine Kameraden konnten nicht sicher sein, dass er tot war – zumindest nicht gleich –, und würden deshalb nicht sofort auf ihn schießen.
Damit gewann Belknap nur wenige Sekunden, aber mehr Zeit brauchte er nicht.
Einer der Neuankömmlinge – groß, stämmig, muskulös – trug eine Khakiweste und war mit einer MP5 von Heckler & Koch bewaffnet: einer als »Raumfeger« bekannten
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