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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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kompakten Maschinenpistole. Er jagte einen Feuerstoß durch die Matratze, den niemand unter dem Bett überlebt hätte. Eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, fand Belknap, als er die beiden mit je einem Brustschuss von schräg unten erledigte. Zwei Schüsse, zwischen denen keine halbe Sekunde lag. Zum Glück waren die beiden fast gleich groß, sodass er beim Zielwechsel kaum eine Höhenkorrektur vornehmen musste.
    Dann hörte Belknap, wie jemand ein neues Magazin in seine Pistole knallte: der Mann, den er verwundet und anschließend vergessen hatte. Verdammt! Ein Fehler, den er sich nicht erlauben durfte.
    Er warf sich blitzschnell herum, drückte ab und war sich darüber im Klaren, dass die folgenden zwei Zehntelsekunden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden würden. Er beobachtete, wie sein letztes Geschoss den Hals des Mannes durchschlug, der lautlos
zusammensackte. Wäre Belknap zwei Zehntelsekunden langsamer gewesen, hätte der andere zuerst abgedrückt, und Belknap, nicht er, wäre als letztes Opfer zu Boden gegangen.
    Belknap kam unsicher auf die Beine und begutachtete das schwindelerregende Gemetzel um ihn herum. Hier, in diesem luxuriösen Hotelzimmer, lagen die Leichen von vier athletischen jungen Männern – zweieinhalb Jahrzehnte lang ernährt und trainiert, mit erheblichen Kosten ausgebildet. Tot. Und zwischen ihnen eine schöne, junge Frau, kaum über die Volljährigkeit hinaus, der ganze Stolz ihrer schwer arbeitenden Eltern, denen das Leben nie eine Chance gegeben hatte, keine einzige. Tot. Wären sie im Freien gewesen, statt im klimatisierten Inneren dieses Wals mit gläserner Haut geschützt zu sein, hätten sich bereits die ersten Schmeißfliegen auf die Leichen gesetzt. Belknap hatte es soeben mit vier gut bewaffneten Killern aufgenommen und war Sieger geblieben. Sich im Nahkampf zu behaupten war eine Kunst, die er besser beherrscht hatte als seine Gegner. Trotzdem empfand er keine Siegesfreude, kein Gefühl des Triumphs. Stattdessen empfand er nur tief sitzendes Bedauern wegen dieser sinnlosen Vergeudung von Menschenleben.
    Behandeln wir den Tod nicht respektvoll, hatte Jared einmal gesagt, revanchiert er sich auf gleiche Weise.
    Die folgenden drei Minuten verbrachte er damit, die Khakiwesten der Erschossenen zu durchsuchen. Er fand Geldbörsen, in denen mehrere gefälschte Ausweise steckten – alle mit ähnlichen Identitäten und dazu bestimmt, rasch angenommen und wieder abgelegt zu werden. In einer Innentasche der Weste des Scharfschützen entdeckte er zuletzt einen abgerissenen Papierstreifen, der von einer Kassenrolle zu stammen schien. In schlichter Sans-Serif-Schrift war darauf eine lange Namensliste getippt.
    Belknap wusch sich im Bad das Blut vom Gesicht und verließ rasch das Hotel. Erst nachdem er bei einer in der Nähe liegenden Hertz-Station einen robusten Geländewagen gemietet hatte und
damit einige Kilometer weit gefahren war, sah er sich die Liste genauer an.
    Er erkannte nur wenige der Namen. Einer gehörte einem investigativen Journalisten der italienischen Zeitung La Repubblica , der vor Kurzem ermordet worden war. Ein weiterer einem Pariser Richter, dessen kürzliche Ermordung ebenfalls Schlagzeilen gemacht hatte. Eine Todesliste? Die meisten anderen Namen gehörten einer verwirrenden Vielzahl unbekannter Personen. Ein Name lautete jedoch Lucia Zingaretti.
    Ein anderer war sein eigener.

Kapitel sieben
    Selbstständig zur Zentrale der Bancroft-Stiftung in Katonah hinauszufahren war etwas ganz anderes, als dort hingefahren zu werden. Andrea Bancroft war froh, dass sie sich die Stellen, an denen man abbiegen musste, gut gemerkt hatte, als sie hinten in der Limousine gesessen hatte. Trotzdem bog sie mehrmals falsch ab, sodass die Fahrt länger dauerte als unbedingt notwendig.
    Am Haupteingang wurde sie von der Hausdame mit dem steifen kupferroten Haar, die über ihr Kommen leicht verwundert zu sein schien, herzlich begrüßt.
    »Ich wollte nur ein paar Recherchen anstellen«, sagte Andrea. »Um mich auf die nächste Sitzung vorzubereiten, wissen Sie. Ich erinnere mich, dass es hier im ersten Stock eine sehr eindrucksvolle Bibliothek gibt.« Schließlich war sie ein Mitglied des Stiftungsrats. In Wirklichkeit wollte sie wegen möglicher Projekte für die 20-Millionen-Dollar-Herausforderung recherchieren, die Paul Bancroft ihr gestellt hatte. Sie hielt es jedoch für ratsam, mit niemandem über die Sondermittel zu sprechen. Ihre Gewährung hätte leicht als Vetternwirtschaft

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