Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
wirst?
    »Richtig, wir mussten miteinander reden«, antwortete sie gelassen. »Und das haben wir Gott sei Dank gerade getan. Leb wohl, Brent. Ruf bitte nicht wieder an.«
    Andrea legte auf und fühlte sich gerächt, aufgeregt und eigenartig ausgelaugt.
    Sie ging zur Kaffeemaschine hinüber und traf dort Walter Sachs, den Computerguru der Firma, der sich gerade mit einer Assistentin über Müsliriegel zu streiten schien. Er war ein wirklich brillanter Kopf und der klassische Fall eines Mannes, der stets unter seinem erreichbaren Leistungsniveau bleibt. Sachs fand eine seltsame Befriedigung darin, seiner Arbeit absolut gleichgültig gegenüberzustehen; er erledigte sie gut, fand sie aber völlig anspruchslos, was ihm zu gefallen schien.
    »He, Walt«, sagte sie. »Wie geht’s der Arbeit?«
    Er wandte ihr seinen schmalen Kopf zu und blinzelte angestrengt, als klebe etwas an seinen Kontaktlinsen. »Die hiesigen Systeme am Laufen zu halten ist etwas, das ich im Schlaf mit der linken Hand tun kann – oder mit eingeschlafener linker Hand, wenn ich’s mir recht überlege. In seiner stärksten Form lautet mein Anspruch, dass die kribbelnde linke Hand eines schlafenden Walt Sachs dafür genügen würde. Sorry, Andrea, ich fühle mich heute sehr nach boolescher Algebra. Das führe ich auf eine Vergiftung durch Müsliriegel zurück. Hast du gewusst, dass Müsliriegel im Prinzip Vehikel für Maissirup sind? Ist dir klar, wie viele Produkte in Supermarktregalen im Prinzip nur Vehikel für Maissirup sind?« Er blinzelte nochmals, kniff dabei kräftig die Augen zusammen und setzte die Lider wie Scheibenwischer ein. »Zum Beispiel ausgerechnet Ketchup.«
    »Ciao, Walt«, sagte Andrea und ging mit einem Styroporbecher Kaffee an ihren Schreibtisch zurück.
    Sie lud weitere Dokumente, weitere Dateien herunter. Das komplizierte enge Geflecht der Unterorganisationen der Stiftung stellte eine intellektuelle Herausforderung dar. Sie bemühte
sich, auf kleine Unregelmäßigkeiten ebenso genau wie auf größere Schemata zu achten. Beim Durchblättern der beim Registergericht eingereichten Personallisten des letzten Jahrzehnts stellte sie erstaunt fest, dass ihre eigene Mutter – Laura Parry Bancroft – einmal dem Stiftungsrat der Bancroft-Stiftung angehört hatte.
    Das war verblüffend. Wie konnte es sein, dass ihre Mutter, die doch alles strikt abgelehnt hatte, was mit der Familie zusammenhing, in die sie hineingeheiratet hatte, einst dem Stiftungsrat angehört hatte? Andrea studierte den Eintrag genauer und stieß dabei auf etwas noch Merkwürdigeres. Ihre Mutter hatte ihren Rücktritt nur einen Tag vor dem Verkehrsunfall erklärt, bei dem sie ums Leben gekommen war.

DUBAI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
    In einer Ecke des abgedunkelten Raums saß ein Mann in einem dunkelblauen Samtsessel; auf seinem Schoß saß wiederum eine gelenkige junge Frau. Er war um die sechzig, mit kahl rasiertem Schädel, der von der Sonne gerötet war, weißblondem Brusthaar und schlaffen Brustmuskeln. Hinter Belknap fiel die Tür ins Schloss. Der Mann setzte sich ruckartig auf, stieß die Frau von sich weg und kam auf die Beine.
    »Das Mädchen steht unter neuer Leitung«, knurrte Belknap.
    »Was machen Sie hier, verdammt noch mal?« Der Mann sprach mit schwedischem Akzent. Er vermutete offenbar ein abgekartetes Spiel, und die Nutte stecke mit dem Eindringling unter einer Decke. Das war die Vermutung eines Mannes von Welt, der sich im Sexgeschäft auskannte und keine Illusionen über die Grenzen menschlicher Niedertracht hegte. »Scheren Sie sich zum Teufel, sonst …«
    »Wollen Sie mich rauswerfen?«, unterbrach Belknap ihn.
    Der ältere Mann taxierte seinen Gegner rasch; der erfahrene Geschäftsmann war es gewöhnt, seine Chancen schnell abzuwägen und entsprechend zu handeln. Er traf eine rasche Entscheidung, raffte seine Geldbörse und ein paar Kleidungsstücke an sich und hastete aus dem Zimmer. »Von mir kriegst du keinen einzigen Euro mehr, damit du’s weißt«, zischte er der jungen Frau im Vorbeigehen zu.
    Belknap drehte sich wieder nach ihr um. Sie lag nicht mehr auf dem Fußboden, sondern war in einen Seidenkimono geschlüpft und stand mit verschränkten Armen vor ihm.
    »Lucia Zingaretti?«, fragte er.
    Ihr Schock zeichnete sich kurz auf ihrem Gesicht ab. Sie wusste, dass Leugnen zwecklos gewesen wäre. »Wer sind Sie?«, fragte sie mit kehligem italienischem Akzent.
    Er ignorierte ihre Frage. »Ihre Eltern sind völlig ahnungslos,

Weitere Kostenlose Bücher