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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Während sie spricht, fällt mir auf, daß sie ihr langes braunes Haar vollkommen glatt gefönt hat.
    »Sie hat einfach keinen Pepp«, flüstert Charlie, während er unschuldig hinter mir steht.
    »Ich habe einen Schlüssel, schon vergessen?« fragt Beth und tritt um mich herum. Ich bin immer noch verwirrt.
    »Wohin gehst du?«
    »Ich hole Wasser. Es ist alle.«
    »Beth, warum läßt du mich nicht …?«
    »Entspann dich … Ich bin gleich zurück.« Sie dreht sich von mir weg, und dann sieht sie Charlie.
    »Alles paletti, Süße?« Er breitet die Arme aus, als wolle er sie umarmen.
    »Hi, Charlie.«
    Beth versucht, um ihn herumzugehen, aber er schneidet ihr den Weg ab. »Wie läuft’s denn so?«
    »Gut.«
    »Und deiner Familie? Wie geht’s denen?«
    »Auch gut«, erwidert sie und lächelt ihr bestes Verteidigungslächeln. Es ist kein ärgerliches Lächeln, kein abgekämpftes Lächeln, nicht einmal ein wütendes Geh-mir-aus-den-Augen-Lächeln. Nur ein nettes, beruhigendes Beth-Lächeln.
    »Und was hältst du von Vanillegeschmack bei Eiscreme?« fragt Charlie weiter und hebt seine teuflische Augenbraue.
    »Charlie!« sage ich drohend.
    »Was?« An Beth gewendet, fügt er hinzu: »Also macht es dir nichts aus, wenn ich einfach in euer Abendessen platze?«
    Sie sieht mich an und richtet ihren Blick dann wieder auf Charlie. »Vielleicht sollte ich euch beide lieber allein lassen.«
    »Sei nicht albern«, mische ich mich ein.
    »Ist schon okay«, sagt sie und beschwichtigt mich mit einer Handbewegung. Sie beschwert sich nie. »Ihr beide solltet ein wenig Zeit miteinander verbringen. Oliver, ich rufe dich später an.«
    Bevor einer von uns beiden sie aufhalten kann, geht sie davon. Charlies Blick klebt an ihren Stiefeln. »Meine Güte, in meiner Studentinnenverbindung haben alle solche Stiefel getragen«, flüstert er. Ich kneife ihn in den Rücken, doch damit kann ich ihn nicht zum Schweigen bringen. Beths beigefarbener Kamelhaarmantel bläht sich hinter ihr auf. »Wie Darth Vader – nur viel langweiliger.«
    Er weiß, daß sie ihn nicht hören kann, was es noch schlimmer macht.
    »Ich würde mein linkes Ei dafür geben, miterleben zu dürfen, wie sie ausrutscht und auf den Hintern fällt«, sagt er, während sie aus unserem Blickfeld verschwindet. »Aber soviel Glück habe ich nicht. Bye-bye, Baby.«
    Ich werfe Charlie einen bösen Blick zu. »Warum mußt du dich immer über sie lustig machen?«
    »Tut mir leid. Sie macht es mir zu leicht.«
    Ich drehe mich abrupt herum und stürme zur Haustür.
    »Was?« fragt er.
    Ich schreie ihn an, ohne ihn dabei anzusehen. »Du kannst manchmal wirklich ein ziemlicher Mistkerl sein, weißt du das?«
    Er denkt eine Sekunde darüber nach. »Ich glaube, das stimmt.«
    Ich weigere mich immer noch, ihn anzusehen. Er weiß, daß er zu weit gegangen ist. »Komm schon, Ollie, ich necke sie doch nur«, sagt er und folgt mir in das heruntergekommene Treppenhaus. »Ich sage das doch nur, weil ich heimlich in sie verliebt bin.«
    Ich öffne das erste Schloß und tue so, als wäre er Luft. Das hält etwa zwei Sekunden vor. »Warum haßt du sie so sehr?«
    »Ich hasse nicht sie, ich … ich hasse einfach alles, wofür sie steht. Ihre Stiefel, ihr ruhiges Lächeln, ihre Unfähigkeit, eine Meinung über etwas auszudrücken … Das ist nicht das, was ich … Was du für dich selbst wollen solltest.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich meine es ernst«, sagt er, während ich mich mit dem dritten Türschloß abmühe. »Es ist dasselbe wie dieses winzige Souterrain-Apartment. Ich will dich nicht beleidigen, aber es ist so, als wenn du die blaue Pille einwirfst und in dem Alptraum einer blöden Sitcom aufwachst.«
    »Du magst einfach Brooklyn Heights nicht.«
    »Du wohnst nicht in Brooklyn Heights. Du wohnst in Red Hook, kapiert?«
    Als ich die Tür öffne, folgt mir Charlie in die Wohnung.
    »Wow, wer hat denn hier dekoriert«, sagt er beim Eintreten.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Spiel mir bloß nicht den Bescheidenen vor, Versace. Als du hier eingezogen bist, hattest du eine gebrauchte, fleckige Matratze von der Fürsorge, einen Kleiderschrank, den du aus unserem alten Schlafzimmer hast mitgehen lassen, und den Tisch und die Stühle, die Mom und ich dir zum Einzug mitgebracht haben. Und was muß ich heute auf dem Bett sehen? Eine todschicke Tagesdecke von Calvin Klein? Und auf dem Tisch die Imitation einer Ralph-Lauren-Tischdecke, auf der wunderschön für zwei gedeckt ist. Auch wenn ich zu

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