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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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ab, stecke sie in die Tasche und öffne den obersten Hemdknopf. So bin ich nur ein Disney-Mitarbeiter, der unterwegs ist, um sich umzuziehen.
    »Achtung … Zehn Uhr«, warnt mich Charlie.
    Ich sehe nach links und erblicke zwei Cops, die in dem Tunnel patrouillieren. Instinktiv greife ich an meinen Hosenbund um zu überprüfen, ob Gallos Waffe noch da ist.
    »Sie sind unbewaffnet«, sagt Charlie. Er weiß fast immer, was ich denke.
    Als die beiden Sicherheitsbeamten näher kommen, bemerke ich, daß er recht hat. Sie haben zwar silberne Abzeichen und blaue Uniformen, aber damit hört die Ähnlichkeit auch schon auf. Ich schaue auf ihre Hüften. Keiner von beiden trägt eine Waffe. Was aber noch lange nicht heißt, daß wir uns eine Konfrontation leisten könnten. Als einer von ihnen in meine Richtung schaut, senke ich den Blick. Bleib konzentriert und schau nicht hoch, sage ich mir. Dreißig Sekunden später ist alles vorbei. Die Cops gehen weiter, ohne uns noch eines zweiten Blickes zu würdigen, und ich hebe den Kopf, um mir das Labyrinth anzusehen. Mein Problem ist, daß ich keine Ahnung habe, wohin ich gehe.
    Ich beschleunige meine Schritte und inhaliere die feuchte Luft dieser Katakomben. Dem dunkelroten Streifen auf dem Zementboden nach zu urteilen, würde ich vermuten, daß hier seit zehn Jahren nicht mehr renoviert worden ist. Disney investiert sein Geld lieber auf der Bühne und nicht für seine Mitarbeiter. Gleichwohl – hier unten befinden sich eindeutig die Zahnräder des Parks. Unverkleidete Klimaanlagen über uns, ein Durcheinander von Rohrleitungen an der Wand und eine Metalltür nach der anderen, auf denen Schilder stehen wie Wartung und Achtung: Hochspannung. Direkt über uns umarmen Kinder Pu, den Bären, und Eltern wundern sich über die Sauberkeit des Paradieses. Hier unten ist Pinocchio ein Mädchen, und die Müllpresse rumpelt so laut, daß man es in seinen Backenzähnen fühlen kann. Das ist der Stoff, aus dem Magie besteht.
    Rechts von mir tritt ein Schwarzer, der ein Tiki-Vogelkostüm trägt, aus einer Tür mit der Aufschrift Treppenhaus 5 – Der König der Löwen . Gegenüber kommt eine blonde Elfin aus der Tür Treppenhaus 12 – Der alte Christkindladen . Alle fünf Meter tauchen Leute aus dem Nichts auf, und ganz gleich, wie ruhig ich mich auch verhalte, werde ich das Gefühl nicht los, daß wir hier auffallen. Ich behalte die Rohre an der Decke im Auge, falls irgendwo Videokameras auftauchen. Man kann hier nicht die ganze Zeit ohne Kostüm oder Namensschild herumlaufen. Wenn uns jemand sieht, dann geht uns die Zeit schnell aus. Und vor allem wissen wir nicht, wohin wir gehen. Wir sind wie drei blinde Mäuse.
    Je weiter wir gehen, an desto mehr Metalltüren kommen wir vorbei. Und je mehr Metalltüren wir hinter uns lassen, desto mehr scheint sich der Korridor zu krümmen. Und je mehr sich der Korridor krümmt, desto stärker wird mein Gefühl, daß wir im Kreis gehen. Park Wartung West. Erste Hilfe. Pausenbereich. Wo, zum Teufel, ist DACS?
    »Das ist einfach lächerlich«, sagt Gillian schließlich. »Wir sollten uns trennen.«
    »Nein«, erwidern Charlie und ich gleichzeitig. Aber wir brauchen eindeutig eine andere Strategie.
    Vor uns tritt eine ältere Frau in einem Pilgerkostüm aus einem Raum mit dem Schild Personal . Sie ist etwa fünfzig. Ich gebe Charlie ein Zeichen, aber er schüttelt den Kopf. Je älter sie sind, desto wahrscheinlicher ist es, daß sie uns nach unserem Disney-Ausweis fragen. Der Pilgerin folgt ein Mädchen in Jeans. Charlie lächelt. Das ist zwar nicht meine erste Wahl, aber wir müssen reagieren. Und wir wissen beide, wer besser mit Fremden zurechtkommt.
    »Darf ich dir eine blöde Frage stellen?« Charlie fährt seinen Charme hoch, als er sich Miss Jeans nähert. »Ich arbeite normalerweise drüben im EPCOT …«
    »Ah, deswegen erlaubt man dir wohl auch die gefärbten Haare«, fällt sie ihm ins Wort.
    Er lacht geistesgegenwärtig. »Hier unten dürft ihr das nicht?« Er fährt sich mit der Hand durch seine blonden Locken. Zwar bemüht er sich, entspannt zu klingen, aber von meinem Beobachtungspunkt in der Ecke neben Gillian sehe ich den Schweiß auf seinem Nacken.
    »Machst du Witze?« fragt sie. »Das wäre eine schlechte Show.«
    »Tja, über schlechte Shows könnte man eine Menge sagen«, neckt er sie nervös. »Jedenfalls schickt man mich, damit ich etwas von einem Ort namens DACS hole …«
    »DACS?«
    »Ich glaube, das ist so eine Art

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