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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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die täglichen Backups hier zu verwahren.«
    Nach einer kurzen Drehung des Griffs schwingt die Tür auf. Drinnen warten zwei schwarze Metallregale, die mit Hunderten von Kassetten gefüllt sind. Es müssen mindestens vierhundert Bänder sein. Sie stehen alle nebeneinander, so daß nur die Rücken zu sehen sind. Auf den ersten Blick erinnern sie an kurze, klobige Kassetten, aber als wir dichter an den Schrank herantreten, sehen sie mehr aus wie die Dat-Bänder, die Charlie und ich immer von seinen Aufnahmesessions nach Hause gebracht haben.
    »Wonach suchten Sie noch mal?« fragt sie.
    »Nach … nach dem Intranet.« Ich versuche, nicht allzu überwältigt zu klingen.
    Sie fährt mit dem Finger über die bedruckten Etiketten, die mit Tesafilm am Rand jedes Regals angebracht sind. Alien Encounter … Buzz Lightyear … Country Bear Jamboree …
    »Dis-web1«, verkündet sie und deutet auf eine Sammlung von sieben Bändern. Auf jeder Hülle prangt ein bedrucktes Etikett von einem anderen Tag, von Montag bis Sonntag.
    »Welchen Tag brauchen Sie?«
    Wenn ich die Wahl hätte, würde ich sie alle nehmen, aber im Moment muß ich mich mit einem Tag begnügen. »Gestern«, sage ich. »Es war ganz klar gestern.«
    Sie schiebt das Gehäuse vom Mittwoch heraus, sieht nach, ob sich die Kassette wirklich drinnen befindet, nimmt dann ein Klemmbrett von der Tür, das mit einem Klettverschluß daran befestigt ist, und reicht mir beides. »Füllen Sie das einfach aus«, fordert sie mich auf. »Und vergessen Sie nicht, Ihre Durchwahl einzutragen.«
    Ich umklammere die Plastikhülle des Backups und muß mich zwingen, ruhig zu bleiben. Wir haben noch viel zu tun, bevor wir …
    Ein schrilles Läuten dringt aus dem Vorraum. Die Türglocke.
    Mein Magen verkrampft sich. Ich kritzele, so schnell ich kann, auf das Formular.
    »Könnte einer von euch Jungs rangehen?« bittet die Empfangsdame die beiden Techniker.
    Keiner von ihnen sieht auch nur hoch.
    Es läutet wieder, und meine Begleiterin verdreht die Augen. »Entschuldigen Sie mich eine Sekunde.« Sie geht nach vorn.
    Ich bin allein im Schrank, beuge mich vor und versuche herauszufinden, wer da wohl geklingelt hat, doch ich kann nichts hören, weder Streit noch Geschrei. Scheint alles in Ordnung zu sein. Ich werfe einen Blick über die Schulter auf die anderen sechs Bänder. Es sind die restlichen Beweise. Und es gibt nur einen einzigen Weg, um absolut sicherzugehen.
    Mit einem kurzen Blick auf die Techniker vergewissere ich mich, daß sie sich überhaupt nicht für mich interessieren. Ich trete wieder an den Schrank. Wenn ich das hier durchziehen will, muß ich schnell handeln.
    Ich reiße die Dienstag-Kassette aus dem Regal, klappe die Hülle auf, stopfe die Kassette in meine Tasche und stelle das leere Gehäuse wieder ins Regal zurück. So arbeite ich mich Band für Band durch die Woche, bis meine Taschen voll sind und alle sechs Hüllen leer. Als ich fertig bin, schnappe ich mir das Band vom Mittwoch und …
    »Steven …?« ruft die Empfangsdame von vorn.
    »Komme schon!« Ich trete hastig von dem Schrank zurück, als ich meinen falschen Namen höre. Ich will nicht zu hektisch wirken und verlangsame meine Schritte, als ich durch die Glastür zurück in das Vorzimmer gehe.
    »Gutes Timing«, sagt die Meerjungfrau. »Ihre Freunde sind da.«
    Ich biege um die Ecke und bleibe wie angewurzelt stehen.
    »Wir … wir wollten uns nur davon überzeugen, daß alles okay ist«, stottert Charlie.
    »Ja«, stimmt Gillian ihm zu. Sie stehen beide vor dem Schreibtisch der Empfangsdame, aber keiner von ihnen rührt sich.
    Was machst du denn hier? frage ich Charlie mit einem wütenden Blick.
    Er schüttelt den Kopf und weigert sich, mir zu antworten.
    »Klingt so, als hätten Sie heute abend eine schöne Party«, meint die Empfangsdame.
    Party?
    Dann sehe ich sie. Sie biegen um die Ecke und bauen sich direkt hinter Gillian und Charlie auf. O Gott!
    »Da ist er ja!« sagt Gallo liebenswürdig. Er humpelt, und sein Grinsen verheißt nichts Gutes. »Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.«

73. Kapitel
    Während ich die Furcht auf Charlies Gesicht sehe, umarmt mich Gallo mit gespielter Herzlichkeit und drückt mich so fest an sich, daß ich den Griff seiner Waffe an der Brust fühle. »Fick dich!« flüstert er mir ins Ohr.
    »Ich nehme an, du hast alles gefunden, was du brauchst.« DeSanctis klingt genauso jovial.
    »Natürlich hat er das.« Gallo hat das Band vom Mittwoch in meiner Hand bemerkt.

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