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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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wegen eines kleinen Computer-Programms. Schneide es halb durch, und es wächst trotzdem weiter.« Gallo lacht. »Wenn man so darüber nachdenkt, ist diese Programm Duckworths eigentliches Baby.«
    Wo Gillian auch stecken mag, sie sagt immer noch kein Wort.
    »Was bedeutet dein Schweigen, Oliver? Habe ich deine Gefühle verletzt? Hast du noch nie ein Messer in den Rücken bekommen? Also ehrlich, Junge, ich hab deine Chefs von der Bank kennengelernt. Du wirst letztlich dafür bezahlt, dich zu bücken und es dir jeden Tag aufs neue von hinten besorgen zu lassen. Und was ist mit all den reichen Klienten, die so tun, als würden sie dich mögen? Du solltest mittlerweile ein Meister darin sein, belogen zu werden. Allein schon deshalb sollte dir Gillians Gerede brühwarm an der Backe vorbeigehen. Du mußt doch wissen, daß ihre ganze Geschichte höchst fadenscheinig war. Oder hast du dich nie gefragt, woher sie ihren New Yorker Akzent hat?« Der Agent lacht erneut tief und kehlig. »Ach, Oliver …!«
    Ich schließe meine Augen, aber es hört nicht auf.
    »… du hast wirklich gedacht, daß sie dich mag, was?« fährt er unbarmherzig fort.
    Ich sinke zu Boden und zerschramme mir an dem Schiff den Rücken.
    In der Ecke bleibt Gallo stehen und wirbelt herum. Er weiß, daß ich hier bin. Wie jedes gute Raubtier wittert er meine Verzweiflung.
    Innerhalb von einigen Sekunden ist er ganz nah bei mir. »Wie hat sie dich dazu gebracht, ihren Köder zu schlucken?« Die Frage bereitet ihm anscheinend Freude. »War es wirklich diese blöde Geschichte oder doch eher eine etwas körperlichere Argumentation?«
    Dem Geräusch seiner Schritte nach zu urteilen, ist er nun wieder vorn am Gang.
    »Laß mich raten. Sie hat dir ihre Waisennummer vorgeheult und dir dann als Nachspeise die Chance serviert, mit dem hübschen Mädchen auszugehen, dem du aus Schüchternheit niemals die entscheidende Frage stellen wolltest. Na, Oliver? Kommt dir die Geschichte allmählich bekannt vor?«
    Ich sitze immer noch auf dem Boden und höre seine Stimme. Er ist im nächsten Gang. Ich sollte weglaufen, doch ich rühre mich nicht.
    »Und was ist mir ihrem Alter?« Gallo läßt nicht locker. »Was hat sie dir gesagt? Warte, laß mich raten. Sechsundzwanzig? Siebenundzwanzig? Mann, sie ist vierunddreißig, Oliver.«
    Ich stehe auf. Ich weiß nicht genau, wo Gallo ist, und ich weiß auch nicht, ob es mich noch interessiert.
    »Und nicht zu vergessen ihr Name. Gillian … Gillian Duckworth. Sehr gut, wenn man bedenkt, wie schnell sie es zusammenbasteln mußten. Aber wenn sie Sherry gesagt hätte, wäre das auch keinem weiter aufgefallen.«
    Sherry?
    Vor dem Gang biegen zwei billige schwarze Schuhe um die Ecke und bleiben stehen. Ich schaue an den Wagen entlang. Gallo starrt mich an. Seine Waffe hält er im Anschlag. Ich lasse meine an der Seite heruntersinken. Er hat sein typisches Rattengrinsen im Gesicht und schüttelt den Kopf. Ein letzter Macho-Spott. Aber dabei läßt er mich keine Sekunde aus den Augen.
    »Du hattest wirklich nicht die geringste Ahnung, Oliver, habe ich recht?«
    Ich antworte nicht.
    »Die ganze Zeit hast du geglaubt, du fliegst Erste Klasse, und dann hat dich die Stewardeß mit einer Ohrfeige geweckt und dir verraten, daß du in einem Kamikaze-Bomber sitzt …«
    Als er meine Reaktion beobachtet, senke ich den Blick auf den Boden. Er ist vollkommen staubig. Wie Gillians Nachttisch. Charlie hat es die ganze Zeit gesagt.
    »Um ehrlich zu sein, ich habe nicht geglaubt, daß sie es durchziehen könnten«, meint Gallo. »Aber da du sie ja nie kennengelernt hast, konntest du wohl auch nicht wissen, daß sie seine Frau ist.«
    Ich hebe den Kopf. »Sie ist wessen Frau?« Ich breche endlich mein Schweigen.
    Gallo zieht eine Grimasse. »Komm schon, Oliver, benutz zur Abwechslung mal dein Gehirn. Wie, glaubst du wohl, haben wir Duckworths Programm am Sicherheitsdienst vorbeischmug…«
    Ein ohrenbetäubender Knall unterbricht ihn. Noch bevor ich die Augen zusammenkneifen kann, explodiert seine Brust. Blutspritzer fliegen in den Gang. Obwohl ich gut zehn Meter von ihm entfernt bin, treffen einige Blutstropfen mein Gesicht und mein Hemd.
    Als ich aufblicke, fällt mein Blick auf Gallos weit aufgerissene Augen. Sein Körper schwankt leicht, und dann fällt er langsam vornüber. Mit einem widerlichen Krachen landet er auf dem Boden, aber mein Blick folgt nicht ihm, sondern ist auf das Ende des Ganges gerichtet. Dort steht Gillian und sieht mich an. Ihre

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