Die Bank
DeSanctis noch nie gesehen. Sie waren groß genug, daß man sich darin verstecken konnte.
Er hielt die Waffe vor sich und kroch langsam auf die geschlossene Metalltür der Waschmaschine zu. Er hörte immer noch, wie Gallo nach Oliver rief. Er konzentrierte sich, spannte seine Waffe und streckte die Hand nach dem Griff der Waschmaschinentür aus. Dabei machte er kein Geräusch. Der stechende Geruch von Bleichmitteln lag in der Luft. Als seine Fingerspitzen sich um den Griff legten, sprang die Maschine mit einem lauten Surren an und ging zu ihrem nächsten Gang über. DeSanctis wich bei dem Lärm zurück, aber als die Anzeige von Einweichen auf Schleudern umsprang, stürzte er vor und riß die Tür auf. Ein Haufen bunter Kleider fiel mit einem lauten Platschen zu Boden. Grüne ärmellose Trikots, rote Weihnachtsmannhosen, rote, weiße und blaue Röcke. Nichts als Kostüme.
Er trat sie zur Seite, schlug wütend die Tür zu und ging zum Trockner. Erneut hob er die Waffe. Wieder öffnete er die Tür. Und zum zweiten Mal fand er nichts als einen Berg bunter Kostüme. Ohne ein Wort zu sagen, schleuderte er eine Handvoll Kleidung auf den Boden.
Er ging in den Flur zurück und wollte schon in den anderen Raum gehen, als ihm etwas auffiel. Etwas hatte sich verändert. Im Flur. An der Wand. Der Wäschewagen hatte in der Mitte der Wand gestanden. Nun war er fast ganz nach rechts gerollt.
DeSanctis grinste und schlich an der Flurwand entlang. Das war nicht sehr schlau, Charlie-Boy, ganz und gar nicht schlau , dachte er, während er die Waffe auf den Karren richtete. Er kam langsam näher und schaute in den Wagen hinein. Er war leer. Trotzdem, solche Karren bewegen sich nicht von selbst. DeSanctis sah sich um. Am Ende blockierte ein hoher Wandschirm aus Holz den Zugang zu den Räumen im rückwärtigen Teil. DeSanctis schob den Wäschewagen zur Seite und steuerte geradewegs auf den Wandschirm zu.
Zehn Schritte später hatte er ihn erreicht und blickte um ihn herum. Unwillkürlich hielt er inne. Der Schirm verbarg einen Raum, der sich wie ein kleines Warenlager ausnahm. DeSanctis starrte auf zahlreiche Rollständer mit Kostümen. Ganz vorn hing ein Kleid mit rotweißen Tupfen, auf dessen Bügel Minnie stand. Am nächsten Regal hingen der blaue Matrosenanzug und der weiße fedrige Hintern von Donald, der in die Luft ragte. Vor dem Anzug hing Donalds Kopf nach unten an einem Spezialbügel. Ein anderer Donald-Kopf stand auf dem Regal, und ein dritter ragte seitlich heraus und zeigte auf die Stelle, wo DeSanctis stand. Die vielen Köpfe in dem Raum waren nicht zu übersehen. Von Minnie über Donald und Pluto bis zu den sieben Zwergen schienen alle ihn ausdruckslos anzustarren.
DeSanctis warf einen kurzen Blick in die Gänge zwischen den Ständern. Die Kostüme hingen bis hinunter zum Boden und versperrten ihm die Sicht. Wenn er Charlie haben wollte, mußte er ihn rausholen. Methodisch arbeitete sich DeSanctis vor, drängte sich zwischen zwei Schmetterlingskostümen hindurch und betrat den ersten Gang zwischen den Kostümen. Er starrte auf den Boden und suchte nach Charlies Schuhen. Alle paar Schritte rammte er seine Waffe in ein Kostüm, das ihm zu dick vorkam. Ansonsten ließ er sich nicht aufhalten. Bis er das Ende des Ganges erreichte und den berühmten schwarzen Smoking sah, zusammen mit der strahlend roten Hose. Zwei weiße Handschuhe, eine Spezialanfertigung mit vier Fingern, waren an den Ärmeln befestigt. DeSanctis hob den Kopf und folgte dem Kostüm bis zum oberen Ende des Regals, auf dem der Kopf der berühmtesten Maus der Welt thronte. Instinktiv streckte DeSanctis die Hand aus und klopfte mit dem Knöchel gegen Mickys lächelndes Gesicht.
»Du konntest wohl nicht anders, was?«
Beim Klang der Stimme hinter ihm wirbelte DeSanctis herum, aber als er Charlie sah, war es schon zu spät. Charlie hatte mit einem Besen ausgeholt wie mit einer Keule. Der Stiel zischte durch die Luft und machte ein häßliches Geräusch, als er DeSanctis Schädel traf.
80. Kapitel
Mit einem mechanischen Knarren wirbelte das Drehkreuz herum, als Joey durch den Haupteingang des Magischen Königreiches stürmte. Um diese Tageszeit waren die Schlangen zwar kürzer als gewöhnlich, aber es gab immer noch genug Touristen, die ihr in die Quere kommen konnten.
»Wie sieht’s aus?« fragte Noreen in Joeys Ohr.
»Wie in einem Heuhaufen«, erwiderte Joey, als sie sich in das Getümmel der gemächlich flanierenden Menge stürzte. Umgeben von einer
Weitere Kostenlose Bücher