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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Waffe zielt auf mich. Ich weiß nicht, wo sie die Pistole herhat.
    Schließlich senkt sie die Pistole und schaut auf das feuchtglänzende Loch, das sie in Gallos Rücken geschossen hat.
    »Was hast du da gemacht, verdammt!« schreie ich.
    Sie hat immer noch nur Augen für Gallo.
    »Gillian … Sherry … Wie du auch heißen magst … Ich rede mit dir!«
    »Paß auf«, erwidert sie und deutet auf die Leiche. »Tritt nicht in das Blut.«
    Ich sehe sie an, als hätte ich eine Wahnsinnige vor mir. »Was redest du da?«
    Sie deutet auf die Tür, die nach draußen führt. »Komm schon, Oliver, wir sollten machen, daß wir hier wegkommen …«
    »Rühr dich nicht!« schreie ich sie an und mache meinen ersten Schritt auf sie zu. »Hast du nicht gehört, was Gallo gesagt hat? Es ist vorbei, Gillian … Erzähl mir keine Lügen mehr!«
    Jetzt sieht sie mich an, als wäre ich verrückt geworden. »Moment mal …«, beginnt sie. »Sag mir bloß nicht, daß du ihm tatsächlich glaubst! Er hat gelogen, Oliver!«
    Nein, keine Spielchen mehr. »Sag mir, wer du bist!« verlange ich, während ich auf sie zugehe.
    »Oliver …«
    »Sag mir endlich, wer du bist!«
    Sie hat Nerven genug, sich ein unschuldiges Lachen abzuringen. »Begreifst du denn nicht, was er versucht hat? Er wollte uns gegeneinander aufhetzen, damit er …«
    »Hältst du mich wirklich für so naiv?«
    »Das hat nichts mit Naivität zu tun! Überleg doch, auf wen du da hörst! Das war der Mann, der versucht hat, uns umzubringen!«
    Ihre Worte prallen von mir ab, als ich den Gang hinaufgehe. Von dem Augenblick an, an dem sie meinen richtigen Namen gesagt hat, hätte ich in die andere Richtung davonlaufen sollen. Ich habe den Fehler einmal gemacht, aber ich werde ihn nicht wiederholen. »Dein Name ist nicht Gillian. Und du bist nicht Duckworths Tochter. Also erzähl mir jetzt endlich, wer du wirklich bist!«
    Wir stehen uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Sie will meinen Arm berühren, doch ich schlage ihre Hand mit meiner Waffe zur Seite. Sie wird mir nicht mehr näher kommen.
    In dem Moment verändert sich ihre Haltung. Das beruhigende Lächeln und die unschuldigen blauen Augen verblassen und verschwinden schließlich ganz. Ich bemerke die tiefe Falte in ihrer Stirn. Sie schüttelt den Kopf, als hätte ich einen Fehler gemacht. »Es tut mir leid, daß du es so siehst, Oliver. Vergiß nicht, es ist deine freie Entscheidung …«
    Sie hebt die Waffe und richtet sie auf meine Brust. »Gib mir einfach die Bänder«, sagt sie kalt.
    Ich antworte nicht, sondern hebe meine Waffe und richte sie direkt auf ihr Herz.
    Sie starrt meine Pistole an und blickt mir dann in die Augen. Ich zucke nicht zurück. Sie grinst und stößt schließlich ein schrilles, durchdringendes Lachen aus, das wie ein Schwert durch mich hindurchschneidet. »Selbst wenn du den schlechtesten Tag deines Lebens erwischt hast, schaffst du es nicht, jemand zu sein, der du nicht bist.«
    Ungerührt lege ich den Finger auf den Abzug.
    »Hast du denn deine Lektion immer noch nicht gelernt?« fragt sie. »Oder willst du immer Oliver bleiben, der Junge, der mehr wollte?«
    Mein Kiefer mahlt, aber meine Waffe rührt sich keinen Millimeter.
    »Ich weiß, daß deine Gefühle verletzt sind, aber wenn du dich besser fühlst, es war nicht alles gespielt.« Sie schaltet plötzlich auf nett um. Als sie die Hüften bewegt, verschwindet alles, was ich an ihr kannte. Die barfüßige Hippiebraut, der tollkühne Freigeist, sie sind verschwunden. Ihre Schultern hängen nicht mehr locker herunter, sondern sind gestrafft. Ich weiß nicht, wieso mir das vorher entgangen ist, aber wie bei allem anderen in meinem Leben habe ich auch bei ihr nur das gesehen, was ich sehen wollte. »Ich habe wirklich Spaß mit dir gehabt«, sagt sie und versucht, wieder auf einen ernsten Ton umzuschalten.
    »Wirklich? Was hat dir denn mehr Spaß gemacht, mir ins Gesicht zu lügen oder mich einfach nur zu hintergehen? Ach ja, ich vergesse es immer wieder. Du bist ja so ein erdverbundenes Mädchen, du liebst die einfachen Momente, wie den, in dem du mir ein Schwert ins Kreuz rammst.«
    »Oliver, ich habe gemeint, was ich gesagt habe. Du kannst immer noch hier herauskommen, allerdings ohne die Bänder. Und nicht mit unserem Geld. Warum kommst du nicht einfach zu uns in die Realität zurück und legst die Waffe zur Seite?«
    Wie in der Nacht auf dem Boot hofft sie, daß sie auf die richtigen Knöpfe drückt. Pech für sie, daß mich all ihre Worte

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