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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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bleibe stehen und sage kein Wort. Ich lasse den Kopf sinken. Der Brief ist immer noch zerknüllt in meiner Hand.
    Charlie mustert mich einen Augenblick. »Tut mir leid, Ollie.«
    Ich nicke, wütend. »Hast du das ernst gemeint, vorhin?«
    »Du meinst mit der …?«
    »Ja«, unterbreche ich ihn, als ich mir Moms Gesicht vorstelle, wenn sie erfährt, daß alle Rechnungen bezahlt sind. »Damit.«
    Er neigt den Kopf und kneift die Augen zusammen. »Was haben Sie vor, Willis?«
    »Keine Spielchen mehr, Charlie. Wenn du immer noch dabei bist …« Ich unterbreche mich mitten im Satz und gehe im Kopf rasch die erforderlichen Schritte durch. Wir haben eine Menge zu tun, aber in diesem Moment habe ich nur drei Worte für ihn: »Ich bin dabei.«

5. Kapitel
    »Und was machen wir jetzt?« will Charlie wissen, während er am frühen Montagmorgen die Tür meines Büros hinter sich schließt.
    »Genau das, was wir besprochen haben«, erwidere ich, ziehe die Unterlagen aus meinem Aktenkoffer, die ich übers Wochenende mitgenommen hatte, und lasse sie auf den Schreibtisch fallen. Ich bewege mich hektisch wie immer, während ich vom Schreibtisch zu meinem Aktenschrank gehe und wieder zurück, aber heute …
    »Du hast einen gewissen Schwung in deinem Schritt«, bemerkt Charlie und ist plötzlich aufgeregt. »Anders als dieses übliche Hamster-Getrappel, das du normalerweise draufhast.«
    »Du weißt doch gar nicht, wovon du redest.«
    »O doch, das tue ich.« Er beobachtet mich scharf. »Die Arme schwingen … die Schultern sind straff … selbst unter dem Anzug … Ja, Bruder. Laß die Glocken der Freiheit läuten.«
    Ich nehme das Fax von Freitagabend und lege es vor meinen Computer. Bis heute mittag muß das Geld von den abgetretenen Konten an den Staat übergeben oder ihren Besitzern zurücküberstellt werden. Bleiben uns noch drei Stunden, um drei Millionen Dollar zu stehlen.
    »Nicht zögern«, warnt mich Charlie.
    Er macht sich Sorgen, daß ich es mir selbst ausreden könnte. Ich aber fange an, das Duckworth-Fax zu kopieren.
    »Was machst du da?« will Charlie wissen.
    »Dasselbe, was unser geheimnisvoller Fremder gemacht hat: Ich schreibe einen gefälschten Brief, in dem ich das Geld beanspruche, aber dieser hier leitet das Geld auf unser eigenes Konto um.«
    Charlie nickt und grinst. »Letzte Nacht war Vollmond, weißt du das? Ich wette, daß sie es deshalb überhaupt riskiert haben.«
    »Würdest du bitte mit diesen Gruselgeschichten aufhören?«
    »Verspotte den Mond nicht«, warnt mich Charlie. »Du kannst dich soviel in deiner hirnigen Logik suhlen, wie du willst, aber als ich damals bei diesem Call-Center gearbeitet habe, das die Kundenbeschwerden angenommen hat, hatten wir bei Vollmond siebzig Prozent mehr Anrufe. Zu der Zeit kommen alle Verrückten raus und tanzen.« Er verstummt, kann aber kaum ruhig sitzen bleiben. »Hast du mittlerweile eine Ahnung, wer der Dieb sein könnte?«
    »Eigentlich hatte ich das als nächstes …« Ich nehme den Hörer ab, lese die Nummer auf Duckworths Fax und fange an zu wählen. Noch bevor Charlie fragen kann, schalte ich auf Lautsprecher, damit er mithören kann.
    »Telefonauskunft«, meldet sich eine mechanische weibliche Stimme. »Welche Stadt wünschen Sie?«
    »Manhattan.«
    »Welches Verzeichnis?«
    Ich lese von dem Fax ab. »Midland National Bank.« Dorthin wollte der Dieb das Geld überweisen.
    »Warum …?« fragt mein Bruder.
    »Leise«, sage ich, während ich die neue Nummer wähle.
    Charlie schüttelt den Kopf. Anscheinend macht ihm die Sache Spaß. Und die Rolle als kleiner Bruder ist ihm vertraut.
    »Midland National«, antwortet die nächste weibliche Stimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo«, sage ich mit förmlicher, professioneller Stimme. »Ich heiße Marty Duckworth und wollte nur die Einzelheiten für eine bevorstehende Überweisung bestätigen.«
    »Ich versuche mein Bestes. Wie lautet Ihre Kontonummer, Sir?«
    Erneut lese ich direkt von dem Fax ab und gebe ihr sogar noch Duckworths Sozialversicherungsnummer als Bonus dazu. »Mein Vorname ist Martin«, füge ich hinzu.
    Wir hören das Klicken, als sie es eintippt. »Womit kann ich Ihnen helfen, Mr. Duckworth?«
    Charlie beugt sich vor. »Frag nach ihrem Namen«, flüstert er.
    »Entschuldigung, wie war noch mal Ihr Name?« Es ist derselbe Trick, den Tanner Drew bei mir angewendet hat. Frag nach ihrem Namen, dann fühlen sie sich plötzlich verantwortlich.
    »Sandy«, antwortet sie schnell.
    »Gut, Sandy,

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