Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
Vom Netzwerk:
Beziehungen …«
    »Ich sagte, halt die Klappe!«
    »… und ihm einen Job anbieten, der ihn ein paar Jahre an die Firma fesselt, damit er seine Schulden abbezahlen kann …«
    »Charlie, ich schwöre bei Gott …!«
    »… und ihn dann so lange festhalten, bis der arme Idiot endlich schnallt, daß er und seine ganze Familie niemals auf einen grünen Zweig kommen …«
    »Halt dein Maul!« schreie ich und stürze mich auf ihn. Ich bin stinksauer und greife direkt nach seinem Kragen.
    Aber Charlie war immer schon der bessere Sportler. Er duckt sich und flüchtet in meine kleine Küche. Auf dem Tisch sieht er einen Katalog der Business School der Columbia University, und einen Aktenordner mit der Aufschrift: »Bewerbung«.
    »Sind das …?«
    »Faß das nicht an!«
    Das war sein Stichwort. Er greift sofort nach dem Ordner. Als er ihn aufschlägt, fällt ein blauweißer Umschlag heraus. Auf der Klebenaht der Rückseite befindet sich eine Unterschrift. Henry Lapidus.
    Diese Unterschrift auf dem Umschlag wird von allen vier Schulen verlangt. Damit stellen sie sicher, daß ich ihn nicht aufmache. Denn die getippten Seiten in dem Umschlag sind der wichtigste Teil für jede Bewerbung an einer Business School. Die Empfehlung deines Bosses.
    »Okay, wer von uns beiden spielt jetzt also Detektiv?« Charlie wedelt mit dem Umschlag über seinem Kopf. Das Papier kratzt an der niedrigen Decke.
    »Gib ihn her!« verlange ich.
    »Komm schon, Oliver, es dauert jetzt schon vier Jahre. Wenn Lapidus dich im Verlies eingesperrt haben sollte, erfährst du so wenigstens die Wahrheit.«
    »Ich kenne die Wahrheit schon längst!« schreie ich und stürze mich auf den Umschlag. Erneut weicht Charlie mir aus und rennt vor mir weg.
    Als wir das Bett erreichen, wedelt Charlie nicht mehr mit dem Brief vor meiner Nase herum. Diesmal ist er ernst. »Du weißt selbst, daß da irgendwas nicht stimmt, Oliver. Ich sehe es dir an. Dieser Kerl hat dir vier Jahre deines Lebens gestohlen. Vier Jahre in Ketten für das Versprechen, daß sie sich später auszahlen. Wenn er dich in dem Brief aber zur Schnecke macht, dann vergiß bitte nicht die Tatsache, daß alle Business Schools es in ihren Akten speichern. Damit hat er den ganzen schönen Plan ruiniert. Deinen Weg hier heraus, daß du Moms Schulden bezahlst, alles, worauf du gebaut hast. Und selbst wenn du dir einredest, daß du noch mal von vorn anfangen kannst, weißt du auch, wie schwer es ist, einen neuen Job ohne eine entsprechende Empfehlung zu bekommen. Das ist nicht gerade die beste Ausgangsposition, um Moms Schulden in der Klinik und ihre Hypothek zu bezahlen, oder? Also warum reißt du die Büchse der Pandora nicht einfach auf und …«
    »Laß ihn los!« Ich stürze mich auf ihn und rechne mit seinem Ausweichmanöver. Aber anstatt sich zu ducken, springt er rückwärts auf mein Bett und hüpft wie ein siebenjähriger Junge darauf auf und ab. »Laaadies aaaaand Geeeeeentlemen, der Weeeeeltmeister im Schweeeergewicht!« Er singt den letzten Teil und imitiert dann eine wild jubelnde Menge. Als wir klein waren, bin ich immer nach seinen Füßen getaucht. Manchmal habe ich ihn erwischt, manchmal auch nicht. Aber irgendwann haben sich die vier Jahre Altersunterschied ausgeglichen.
    »Runter von meinem Bett!« schreie ich. »Du machst noch die Federn kaputt!«
    Charlie hört auf der Stelle auf. Er steht noch auf dem Bett, hat aber aufgehört herumzuspringen. »Ich liebe es, wenn du so was sagst, Oliver. Aber diese letzte Bemerkung, genau das ist das Problem.«
    Er tritt an die Seite der Matratze, läßt sich in einer geschmeidigen Bewegung auf den Hintern fallen, federt vom Bett ab und landet direkt auf den Füßen. Ganz gleich, wie riskant oder wie wild er sich gebärdet, seine Landungen sind immer perfekt.
    »Oliver, das Geld ist mir egal«, sagt er, als er mir den Umschlag vor die Brust knallt. »Aber wenn du nicht bald etwas änderst, dann entwickelst du dich zu einem Kerl, der an seinem dreiundvierzigsten Geburtstag anfängt, sein Leben zu hassen.«
    Ich starre ihn an. Seine Bemerkung rührt mich nicht. »Wenigstens lebe ich dann nicht noch bei meiner Mutter in Brooklyn.«
    Er läßt die Schultern sinken und tritt zurück. Es kümmert mich nicht.
    »Raus!« befehle ich.
    Erst bleibt er einfach nur da stehen.
    »Du hast mich gehört, Charlie. Verschwinde!«
    Er schüttelt den Kopf und geht zur Tür. Erst langsam, dann schneller. Ich könnte schwören, daß er grinst, als er sich umdreht. Die Tür

Weitere Kostenlose Bücher