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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Bewegungsdrang abbaut. Trotz seiner Größe von einem Meter neunzig ist Lapidus wie ein Kolibri in Menschengestalt … er flattert den ganzen Tag wie irre herum. Ich habe immer gedacht, daß es sich um Energie handelt, die er nicht beherrschen kann. Aber Charlie meint, es wären Hämorrhoiden. Die treten immer an Arschlöchern auf.
    »Raten Sie mal, wen wir Ihnen mitgebracht haben«, sagt Lapidus. Er tritt zur Seite und gibt den Blick auf einen Jungen mit einem Schildkrötengesicht frei, den man in einen viel zu teuren italienischen Designeranzug gesteckt hat. Er ist etwa in unserem Alter und kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber ich …
    »Kenny?« ruft Charlie aus.
    Ja. Kenny Owens. Mein Zimmergenosse aus dem ersten Semester an der Universität. Das berüchtigte reiche Kind aus Long Island. Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen, aber schon der Anzug verrät mir, daß sich nichts geändert hat. Er ist immer noch ein Geck.
    »Lange her, nicht wahr?« fragt Kenny. Er wartet auf eine Antwort, aber Charlie und ich haben nur Augen für Shep.
    »Ich dachte, Sie könnten vielleicht eine kleine Auszeit gebrauchen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen«, sagt Lapidus, doch es klingt, als hätte er uns ein Date verschafft.
    »Alte Freunde und so weiter …«, fügt Quincy hinzu.
    Charlie neigt den Kopf. Er weiß, daß was im Busch ist. Normalerweise kann Quincy niemanden leiden. Wie die meisten Finanzchefs interessiert ihn nur Geld. Aber heute sind wir alle eine große Familie. Und wenn Lapidus und Quincy Kenny persönlich herumführen … dann dürfte er wohl für einen Job vorsprechen.
    Noch bevor jemand etwas sagen kann, richtet Lapidus seinen Blick auf Shep. »Was machen Sie hier?« fragt er. Er klingt angenehm überrascht. »Noch eine Gardinenpredigt wegen Tanner Drew?«
    »Ja«, bestätigt Shep trocken. »Es geht ausschließlich um Tanner Drew.«
    »Heben Sie sich das für später auf«, meint Lapidus. »Gewähren Sie den Burschen einen Moment allein.«
    »Eigentlich ist das aber wichtiger«, setzt Shep hinzu.
    »Vielleicht haben Sie nicht richtig verstanden«, mischt sich nun Quincy ein. »Wir möchten gern, daß die Jungs ungestört miteinander plaudern können.« Damit ist der Kampf zu Ende. Der Häuptling der Finanzen steht über dem Sicherheitsdienst.
    »Danke noch mal, daß Sie so hervorragend reagiert haben«, sagt Lapidus. Er beugt sich vor und flüstert: »Und lassen Sie sich das von mir gesagt sein, Oliver, wenn Sie uns helfen, Kenny an Land zu ziehen, ist das der perfekte Weg, wie Sie Ihre Bewerbung an der Business School erfolgreich gestalten können.«
    Charlie und ich bleiben schweigend sitzen, während Shep meinem Boß und Quincy mürrisch zur Tür folgt. Unmittelbar bevor sie hinausgehen, dreht sich Shep um und durchbohrt Charlie mit einem stechenden Blick, der ihm direkt ins Herz dringt. Die Tür fällt ins Schloß, und für uns gibt es nicht mehr den geringsten Zweifel: Wir haben unsere Qualen nur aufgeschoben.
    »Also, sehe ich gut aus, oder sehe ich gut aus?« protzt Kenny, als wir allein sind.
    Charlie steht immer noch unter Schock.
    »Was willst du denn hier?« frage ich ohne jeden Enthusiasmus.
    »Freut mich auch, dich zu sehen«, sagt Kenny und setzt sich vor den Schreibtisch. »Empfangt ihr eure Klienten immer so herzlich?«
    »Ja … Nein … Entschuldige … Heute ist mal wieder so ein Tag …«, stammle ich. Ich versuche, gelassen zu bleiben, aber mein Scheitern ist offensichtlich.
    Kenny sagt noch etwas, aber ich kann nur an Shep denken. Ich sehe Charlie an, und er erwidert den Blick. Es gibt nichts Schlimmeres als den Ausdruck von Furcht in den Augen deines Bruders.
    »Also, was liegt an?« frage ich schließlich Kenny. »Für welchen Job interessierst du dich?«
    »Job?« Kenny lacht. »Ich bin nicht wegen eines Jobs hier. Ich bin Klient.«
    Ich schieße auf meinem Stuhl hoch.
    Mehr wollte Kenny nicht. Er grinst selbstgefällig. »Ich sage dir, Immobilien sind immer eine heiße Sache. Siebzehn Millionen, und das nur vom Verkauf meiner Anteile. Wo kriegt man sonst soviel Geld bar auf die Kralle? Ich meine natürlich, ohne deswegen verhaftet zu werden.«
     
    Als die Tür hinter Kenny ins Schloß fällt, sinke ich auf meinem Stuhl zusammen. Charlie läuft herum, er kann nicht ruhig sitzen bleiben. »Vielleicht sollten wir Shep rufen«, sagt er, während er herumtigert. »Er ist noch immer mein Freund … Er wird auf vernünftige Argumente hören …«
    »Gib mir eine Minute

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