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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Briefe, Paßwörter … sobald sie eine Taste berühren, leuchtet sie auf meinem Bildschirm auf.«
    »Sind Sie sicher, daß das legal ist?«
    »Machen Sie Scherze? Das ist heutzutage Standard. Exxon, Delta Airlines, sogar boshafte Ehefrauen, die wissen wollen, was ihre Angetrauten in den Chatrooms so treiben … sie alle benutzen es. Warum wohl sonst sollte die Bank alle unsere Computer in einem Netzwerk zusammenfassen? Damit Sie hausinterne Mails schicken können? Big Brother kommt nicht, mein Junge, er gluckt schon seit Jahren über uns.«
    Ich werfe Charlie einen Blick zu. Er starrt viel zu gebannt auf den Computerbildschirm. Meine Güte, der gefälschte Brief …
    »Es ist wirklich verblüffend«, fährt Shep fort. »Man kann es wie einen Alarm programmieren. Wenn jemand also Marys Paßwort benutzt und das Sicherheitssystem sagt, daß sie nicht mehr im Haus ist … Dann leuchtet das auf deinem Schirm auf und sagt dir, was los ist.«
    »Hör’n Sie, tut mir echt leid, daß ich das tun mußte …«
    »Aha, höre ich da einen Brooklyn-Akzent?« Shep grinst. »Kommt der nur zum Vorschein, wenn Sie nervös sind? Vergessen Sie dann, ihn zu kaschieren?«
    »Nein, es ist nur … Ich wußte unter den Umständen nicht, was ich tun sollte …«
    »Machen Sie sich nicht ins Hemd«, sagt Shep. »Lapidus sieht das nicht so eng. Wenn’s um Technik geht, interessiert es ihn nicht, daß ich sehen kann, ob jemand Marys Namen oder seinen eintippt …« Shep schaut über meine Schulter, und plötzlich redet er langsamer weiter. »… und nicht einmal, daß ich sehen kann, wenn jemand einen Firmencomputer benutzt, um einen betrügerischen Brief zu schreiben.«
    Charlie setzt sich mit einem Ruck auf. Plötzlich bin ich nicht mehr der einzige im Raum mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck.
    »Ich sag dir, Junge, so was hatte ich selbst im Service nicht«, fährt Shep fort, während er ein paar Schritte näher kommt und seine Hemdsärmel aufrollt. Er kratzt sich die Unterarme, erst den rechten, dann den linken, und ich sehe zum ersten Mal, wie kräftig sie sind. »Heutzutage … mit diesen Computern … Man kann sie dazu bringen, daß sie einem alles verraten …«, fügt er hinzu. »… einen Vierzig-Millionen-Dollar-Transfer an Tanner Drew … oder eine Drei-Millionen-Überweisung an Marty Duckworth …«
    Der Hundesohn.
    Ich bin wie betäubt und kann mich nicht bewegen.
    »Es ist vorbei, mein Junge. Wir wissen, was du vorhast.«
    Charlie springt auf und lacht gezwungen. »Shep, immer sachte mit dem Gummiknüppel … du glaubst doch nicht, daß wir …?«
    Shep schiebt ihn einfach zur Seite. »Glauben Sie, daß ich blind bin, Oliver?« Ich senke den Blick und antworte nicht. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, mein Junge! Halten Sie mich wirklich für einen solchen Idioten? Ich wußte von der Sekunde an, als Sie das erste Fax geschickt haben, daß es nur eine Frage der Zeit ist, wann Sie es vermasseln.«
    »Das erste Fax?« stottert Charlie. »Das aus dem Copy-Shop um die Ecke? Du glaubst, das waren wir?« Er legt Shep eine Hand auf die Schulter, in der Hoffnung, ein oder zwei Sekunden zu gewinnen. »Ich schwöre dir, Kumpel, wir haben es nicht geschickt. Eigentlich … eigentlich, als wir heute morgen herkamen … Wir wollten … wir haben versucht, selbst den Dieb zu fangen … Stimmt das nicht, Oliver? Wir haben dasselbe vorgehabt wie du!«
    Ich bin kalkweiß im Gesicht und sitze einfach nur da. Charlie weiß, daß ich verloren bin. Er schaut mich an. Verdammt, Ollie … Spiel mit! Bitte!
    Dann dreht er sich wieder zu Shep um und lacht wie verrückt. »Ich schwöre es dir, Shep. Wir haben selbst versucht, den Dieb auffliegen zu …«
    »Klopf, klopf, jemand zu Hause?« ruft eine kratzige Stimme, während meine Bürotür aufschwingt. Shep wirbelt herum und sieht sich dem Besitzer der Stimme gegenüber: einem dicklichen, aber trotzdem makellos gekleideten Mann, der an meinen Schreibtisch tritt: Francis A. Quincy, der Finanzchef und einer der Partner der Firma. Hinter ihm taucht mein Boß höchstpersönlich auf. Henry Lapidus.
    Ich raffe mich zu einem falschen Grinsen auf.
    »Wen haben wir denn da … unseren Vierzig-Millionen-Dollar-Mann!« frohlockt Lapidus. »Ob Sie’s glauben oder nicht, Tanner Drew hat, wie ich gehört habe, einen Paragraphen in seinem Testament für Sie vorgesehen.« Während er spricht, fährt er sich mit der Hand über seinen fast kahlen Schädel. Eine typische Geste, mit der er seinen permanenten

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