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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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kurz den Inhalt der Kartons. Der Stift aus Sterlingsilber, den ich mir von meinem ersten Bonus gekauft hatte. Und die lederne Schreibunterlage, die ich nach meiner ersten Gehaltserhöhung angeschafft hatte. Natürlich ist die Art-déco-Uhr von Lapidus nicht dabei. Vermutlich hat er sie letzte Woche gegen die Wand gedonnert.
    »Es tut mir leid, daß man Sie nicht nach oben gelassen hat«, erklärt Joey. »Aber nach allem, was passiert ist, hat die Versicherungsgesellschaft mich gebeten …«
    »Versteh schon«, unterbreche ich sie. »Wir machen alle nur unseren Job.«
    »Ja. Einige Jobs sind halt einfacher als andere.«
    »Das steht fest.« Ich sehe ihr ins Gesicht. Im Gegensatz zu den anderen weicht sie meinem Blick nicht aus. Statt dessen mustert sie meine Reaktion. Es ist das erste Mal, daß ich sie aus der Nähe und ohne eine Waffe in der Hand sehe. »Hören Sie, Miss Lemont …«
    »Joey.«
    »Joey.« Ich zögere. »Es ist nur … Ich wollte mich nur bei Ihnen für das bedanken, was sie getan haben. Für mich … Und für Charlie.«
    »Oliver, ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
    »Ich meine nicht Ihre Zeugenaussage. Ich meine die Sache mit Shep. Als sie uns gerettet haben …«
    »Ich hätte Sie fast umgebracht. Dieser Bluff am Telefon mit Lapidus …«
    »… war die einzige Möglichkeit, wie Sie herausfinden konnten, was wirklich vorging. Außerdem, wenn Sie nicht genau im richtigen Moment gekommen wären … Und dann die Sache mit Charlies Medikament …«
    »Wie gesagt, wir alle tun unseren Job«, meint sie und lächelt plötzlich.
    »Und wie geht es jetzt weiter?« frage ich sie. »Ist es Ihnen gelungen, das ganze Geld zurückzuholen?«
    »Geld?« Joey lacht. »Welches Geld? Das ist kein Geld mehr. Das ist nur noch ein Haufen Nullen und Einsen in einem Computer.«
    »Aber das Konto in Antigua …«
    »Nachdem Sie uns die genaue Adresse gegeben haben, haben die jeden Pfennig zurückgeschickt. Aber Sie haben ja gesehen, wie Duckworths Wurm funktionierte. Ob drei Millionen oder dreihundert Millionen … Nichts davon war echt. Sicher, die Computer haben es für echt gehalten, und es hat jede Bank getäuscht, an die Sie es geschickt haben. Das war das Geniale an dem Programm. Aber das bedeutet trotzdem nicht, daß das Geld tatsächlich existiert hat. Begrüßen wir die kalte, harsche Welt der Zukunft. Es mag wie ein Dollar aussehen und sich wie ein Dollar benehmen, aber das macht es noch lange nicht zu einem Dollar.«
    »Also waren die Überweisungen von Tanner Drew und allen anderen hier …?«
    »Sie waren der einfachste Weg, das Geld koscher aussehen zu lassen. Es ist brillant, wenn man es genauer betrachtet. Vollkommen willkürlich und komplett unauffindbar. Das Schwierige daran ist nur, wenn der Wurm sich erst einmal den Weg ins System gebahnt hat, gräbt er sich ein und versteckt sich.«
    »Wie will man dann noch unterscheiden, was echt und was falsch ist?«
    »Genau das ist der springende Punkt, nicht wahr? Schade für uns ist nur, daß es wie ein Gespräch über Zeitreise ist. Sobald Gallo das Programm angeschleppt und Shep es auf das System losgelassen hatte, hat sich der Wurm so tief eingegraben, daß er eine völlig neue Realität erschaffen hat. Die Techniker behaupten, es würde Monate dauern, das ganze System von ihm zu reinigen. Vertrauen Sie mir, Lapidus und Quincy mögen jetzt noch lächeln, aber ihr Leben und das jedes einzelnen Klienten dieser Bank wird im nächsten Jahr unter eine Lupe genommen, die so groß ist wie Utah!«
    Sie sagt das, damit ich mich besser fühle. Und selbst wenn ich mir Tanner Drews Gesicht vorstellen kann, wenn er von dieser Steuerprüfung erfährt, tröstet mich das nicht. »Was wird aus Gillian?«
    »Sie meinen Sherry?«
    »Wissen Sie, wie es ihr geht?«
    »Abgesehen von der Anklage gegen sie? Das wissen Sie besser als ich. Sie haben schließlich mit dem Bundesanwalt gesprochen.«
    Da hat sie recht. »Zuletzt habe ich gehört, daß sie noch gerade rechtzeitig eine Kaution gestellt hat, um an der Beerdigung teilnehmen zu können.«
    Joey schweigt, während ich ihr diese Neuigkeiten berichte. Wie man es auch dreht und wendet, sie ist diejenige gewesen, die bei Shep auf den Abzug gedrückt hat. Aber sie ist viel zu klug, um sich bei den negativen Seiten aufzuhalten. Daher wechselt sie auch rasch das Thema und fragt: »Und was machen Sie jetzt?«
    »Sie meinen, abgesehen von den fünf Jahren auf Bewährung?«
    »War das der endgültige Deal?«
    »Wenn wir gegen DeSanctis

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