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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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vielleicht kein Dieb, aber ich bin auch kein Dummkopf.
    »Wir wollen doch alle dasselbe«, fährt Shep rasch fort. »Also stellen Sie sich entweder stur und stehen mit leeren Händen da, oder Sie teilen den Gewinn und gehen mit ausgebeulten Taschen nach Hause.«
    »Ich stimme für den Gewinn«, mischt sich Charlie ein.
    »Scheiß drauf«, sage ich und stürme zur Tür. »So blöd bin selbst ich nicht.«
    Shep steckt die Hand aus und packt meinen Oberarm. Er drückt nicht fest zu, aber es genügt, um mich aufzuhalten. »Das hat nichts mit blöd zu tun, Oliver.« Seine Großtuerei ist plötzlich wie weggewischt. So funktioniert es also im Secret Service. »Wenn ich es Ihnen in die Schuhe schieben oder Sie einkassieren wollte, würde ich jetzt mit Lapidus reden. Statt dessen bin ich hier.«
    Auch wenn ich mich losreiße, genießt Shep meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Er betrachtet das Diplom der New York University an der Wand und mustert es prüfend. »Glauben Sie, Sie wären der einzige, der diesem Traum nachhängt? Als ich in den Service eingetreten bin, bildete ich mir ein, ich unterschreibe meine Eintrittskarte ins Weiße Haus. Ich dachte mir, ich fange mit dem Vizepräsidenten an und arbeite mich dann bis zur First Lady hoch. Ein schönes Leben, wenn man es sich so ausmalt. Aber mir war etwas nicht klar. Bevor man zum Personenschutz kommt, muß man etwa fünf Jahre lang Ermittlungsarbeit leisten. Fälscher, Finanzverbrecher, all die Drecksarbeit, für die wir kein einziges Wort des Lobes bekommen.
    Da hockte ich nun in unserem Büro in Miami, Florida, und das ein paar Jahre nach meinem Abschluß auf dem Brooklyn College. Auf der Autobahn von Miami nach Melbourne gab es einen offenen Abschnitt unbeleuchteter Strecke. Dort landeten die Drogenkuriere mit ihren Flugzeugen, warfen Seesäcke mit Geld und Drogen ab und ließen es von ihren Partnern einsammeln und nach Miami bringen.
    Ich stellte mir jede Nacht vor, wie ich diese Kerle finden würde, und jedesmal war es derselbe Traum: Am Himmel sah ich die roten Lichter eines davonfliegenden Flugzeugs. Instinktiv löschte ich die Lichter meines Wagens, verlangsamte das Tempo und stolperte über einen grünen Seesack der Armee mit zehn Millionen Dollar in bar.« Shep dreht sich zu uns um. »Wäre das jemals wirklich passiert, hätte ich den Sack in meinen Kofferraum geworfen und wäre einfach weitergefahren. Das Problem war natürlich, daß ich niemals auf dieses Flugzeug gestoßen bin. Und nachdem ich viermal bei den Beförderungen übergangen wurde und kaum noch von meinem Gehalt leben konnte, war mir klar, daß ich nicht bis zu dem Tag dort schuften würde, an dem sie mich in die Grube werfen. Ich habe miterlebt, was das aus meinem Vater gemacht hat. Vierzig Jahre Dienst für einen Händedruck und eine Plakette aus falschem Gold. Es mußte doch mehr im Leben geben als das. Und die Sache mit Duckworth … Eine Leiche mit drei Millionen Dollar auf dem Konto … Das ist vielleicht nichts im Vergleich zu dem, was die meisten Klienten hier auf der Kante haben, aber ich sage Ihnen was … Für Leute wie uns … ist das alles, was wir je kriegen werden.«
    Charlie nickt unmerklich. So wie Shep über seinen Vater redet … Manche Dinge kann man nicht erfinden. »Und wie sollen wir wissen, daß Sie sich nicht einfach mit dem Geld aus dem Staub machen?« frage ich.
    »Wenn ich Sie die Sache durchziehen lasse? Sie können noch mal von vorn anfangen. Überweisen Sie es, wohin Sie wollen. Ich meine, solange Eure Mom hier ist, werden Sie nicht wegen zwei Millionen Dollar abhauen. Mehr Garantien brauche ich nicht.« Shep ignoriert Charlie und lauert auf meine Reaktion. Er weiß, wen von uns beiden er überzeugen muß.
    »Und Sie glauben wirklich, daß es klappen könnte?« erkundige ich mich.
    »Oliver, ich beobachte dieses Konto jetzt beinah ein Jahr lang«, erwidert Shep. Er redet schneller. »Im Leben gibt es nur zwei perfekte Verbrechen, solche, bei denen Sie nicht erwischt werden können. Bei dem einen verlieren Sie Ihr Leben, und diese Option ist nicht gerade prickelnd, und bei dem anderen kriegt niemand mit, daß überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat.« Er deutet auf die Unterlagen auf meinem Schreibtisch. »Genau diese Möglichkeit serviert man uns hier auf einem Silbertablett, Oliver.« Er senkt seine Stimme. »Niemand wird es je erfahren. Ob die drei Millionen an Duckworth gehen oder an die Regierung – sie würden auf jeden Fall die Bank verlassen. Und deshalb

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