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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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auf diese Idee gekommen, daß die Vereinigten Staaten etwas unternehmen mußten. Seitdem arbeiten sie mit den Behörden zusammen.«
    »Also was wäre dann das beste …?«
    »Schieß dich nicht so sehr auf einen Platz ein«, rät ihm Shep. »Ein schneller Transfer von New York auf die Caymans ist verdächtig, ganz gleich, woher das Geld kommt, und wenn der Bankangestellte mißtrauisch wird … Hallo, Steuerfahndung! Die erste Regel, wenn du Geld waschen willst, lautet: Du willst es an eine ausländische Bank schicken, weil sie als allerletzte mit den Behörden zusammenarbeiten werden. Aber wenn du es zu schnell dorthin überweist, dann wird die verantwortliche Bank hier es als verdächtig einstufen und ebenso schnell die Steuerbehörden auf deine Fährte hetzen. Also was ist zu tun? Konzentriere dich auf kurze Überweisungen, logische Überweisungen, dann wirst du auch nicht aufs Kreuz gelegt.« Er nimmt einen Bagel von der Anrichte und legt ihn auf den Tisch. »Hier sind wir in den Vereinigten Staaten, und was ist die erste ausländische Adresse, an die wir überweisen?«
    »England«, sage ich.
    »England, das stimmt.« Shep nimmt einen zweiten Bagel und legt ihn ein paar Zentimeter neben den ersten. »Das Epizentrum des internationalen Bankwesens. Mary tätigt fast dreißig Überweisungen am Tag nach England. Sie wird keine Sekunde lang nachdenken. Und wenn wir erst mal in London sind, was ist dann in der Nähe?« Er legt den dritten Bagel dazu. »Frankreich wäre das einfachste. Daran ist nichts verdächtig, richtig? Und wenn dein Geld erst mal da ist … Ihre Vorschriften sind etwas durchlässiger, was bedeutet, die Welt wird zugänglicher.« Ein weiterer Bagel gesellt sich auf den Tisch. »Ich persönlich würde Lettland bevorzugen. Es ist in der Nähe, etwas undurchsichtig, und die Regierung weiß immer noch nicht, ob sie uns mag oder nicht. Und was die internationalen Ermittlungsabkommen angeht … sie helfen uns meistens nur in der Hälfte der Fälle, was bedeutet, Lettland ist ein perfekter Ort für einen Ermittler, um seine Zeit zu vergeuden.« Zwei weitere Bagel landen kurz hintereinander auf der Tischplatte. »Von hier aus geht’s auf die Marshall-Inseln, und von da ist es nur noch ein Katzensprung nach Antigua. Wenn das Geld dort ankommt, ist das, was einmal schmutzig war, nicht mehr aufzuspüren, das heißt, es ist sauber.«
    »Das ist alles?« Charlie schaut von Shep zu mir.
    »Ist dir überhaupt klar, wie aufwendig es ist, in einem fremden Land zu ermitteln?« Shep deutet auf den ersten Bagel, dann den zweiten und den dritten. »Bing, bing, bing, bing, bing. Das nennt man die Fünfer-Regel. Fünf sehr gut ausgewählte Länder, und du bist weg. Im Service hat es uns sechs Monate bis ein Jahr gekostet, so etwas zu untersuchen, und das ohne Erfolgsgarantie.«
    »O Baby, reich mir einen Bagel rüber«, ruft Charlie.
    Selbst ich muß grinsen. Ich versuche zwar, es zu unterdrücken, aber Charlie erkennt es in meinen Augenwinkeln. Allein das macht ihn glücklich.
    Ich beuge mich vor und blättere die roten Blätter durch. Dann wähle ich eine Bank aus jedem Land aus. Fünf Banken in einer Stunde. Das wird knapp.
    »Hört zu, ich muß mich bei Lapidus sehen lassen«, sagt Shep und schiebt seinen Stuhl zurück. »Wollen wir uns in meinem Büro um halb zwölf treffen?«
    Ich nicke, Charlie sagt »Danke«, und Shep rauscht aus dem Büro.
    Kaum hat sich die Tür geschlossen, greife ich nach dem Telefonhörer, stoße dabei fast den Tisch um und tippe die Nummer der Bank in Antigua ein.
    »Ich habe eine Visitenkarte, falls du nicht durchkommst«, meint Charlie.
    Ich schüttle den Kopf. Es gibt einen bestimmten Grund, aus dem ich diese Anwaltskanzlei hier ausgewählt habe. »Hallo, ich möchte mit Rupa Missakian sprechen«, lese ich von dem Blatt ab.
    Fünf Minuten später habe ich die Steuernummer und alle anderen wichtigen Daten für das erste Bankkonto der Sunshine Distributors durchgegeben. Das i-Tüpfelchen ist Duckworths Geburtsdatum und ein persönliches Paßwort. Sie machen uns nicht einmal Schwierigkeiten. Danke, rotes Blatt.
    Als ich den Lautsprecher ausschalte, deutet Charlie auf seine Uhr mit dem magischen Lasso-Stundenzeiger. Zwanzig Minuten von Anfang bis Ende. Noch vierzig Minuten, um vier Konten zu eröffnen. Das reicht nicht.
    »Komm schon, Trainer, ich habe meine Schlittschuhe geschnürt«, sagt Charlie. »Wechsel mich ein.«
    Ohne ein Wort zu verlieren, reiße ich zwei Seiten von dem roten Blatt

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