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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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perfekt.«
     
    Ich kämpfe gegen das Schwindelgefühl an, das mich überkommt, während ich, so schnell ich kann, über den Flur gehe. Augen geradeaus und Kurs halten. Als ich mich dem Käfig nähere, fühlt sich mein ganzer Körper wie paralysiert an. Ich will den Türgriff drehen, aber meine Hände sind so feucht und der Türknopf ist so kalt, daß ich schon befürchte, ich werde auf der Stelle klebenbleiben. Mein Magen droht sich umzudrehen und fleht mich an, aufzuhören, aber es ist zu spät. Die Tür schwingt nach innen auf.
    »Wird auch höchste Zeit, Oliver«, begrüßt mich Mary. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Machen Sie Witze?« sage ich und lächle ihren vier Kolleginnen zu, die aufschauen, während ich auf Mary zugehe. »Ich habe noch gute drei …« Die Tür fällt mit einem lauten Knall hinter mir ins Schloß, und ich wäre bei dem Geräusch beinahe an die Decke gesprungen. Ich hatte vergessen, daß sich die Tür im Käfig automatisch schließt.
    »He, alles klar?« erkundigt sich Mary, die bei meinem Gesichtsausdruck sofort zur Glucke mutiert.
    »Ja … ja, sicher.« Ich versuche, mich zusammenzureißen. »Ich wollte gerade sagen … daß wir noch mindestens drei Minuten Zeit haben.«
    »Und wenn es zum Schlimmsten kommt, dann können Sie den Job ja auch sehr gut selbst erledigen, nicht wahr?« Während sie diese Frage stellt, wischt sie ein imaginäres Stäubchen vom Bilderrahmen ihres Ältesten. Es ist zufällig der Rahmen mit ihrem Paßwort …
    »Hören Sie, wegen der Sache mit Tanner Drew …« Ich flehe sie an. »Ich hätte es nicht … Es tut mir leid …«
    »Das glaube ich.« Sie senkt den Kopf und weigert sich, mich anzusehen. Keine Frage, sie ist kurz vor einem handfesten Wutanfall. Doch dann tönt plötzlich wie aus dem Nichts ihr hohes Lachen durch den Raum. Polly neben ihr stimmt ein und dann auch Francine. Sie lachen alle. »Kommen Sie schon, Oliver, wir wollen Sie doch nur ein bißchen auf den Arm nehmen«, erklärt Mary schließlich und lächelt strahlend.
    »Sie … Sie sind mir nicht böse?«
    »Schätzchen, Sie haben das Beste aus Ihren Möglichkeiten gemacht … Aber sollte ich herausfinden, daß Sie mein Paßwort noch mal benutzen …«
    Ich zucke leicht zusammen und warte auf den Rest der Drohung.
    Erneut lacht Mary. »Ein Witz, Oliver, es war ein Scherz … Es wird Sie nicht umbringen, wenn Sie mitlachen.« Sie nimmt mir den Stapel mit den abgetretenen Konten aus der Hand und schlägt mir damit spielerisch gegen die Brust. »Sie nehmen das alles viel zu ernst, wissen Sie das?«
    Ich ringe um eine Antwort, bringe jedoch kein einziges Wort über die Lippen. Ich habe nur Augen für die Formulare, mit denen sie herumwedelt.
    Dann dreht sich Mary zu ihrem Computer herum und befestigt den ganzen Stapel an das Klemmbrett neben ihrem Monitor. Sie weiß auch, wie spät es ist. Wir haben keine Zeit zu verschwenden. Glücklicherweise sind die Überweisungen alle bereits vorbereitet. Sie muß nur noch die entsprechenden Konten eingeben. »Ich verstehe wirklich nicht, warum der Staat das bekommt«, sagt sie, während sie den Ordner Abgetretene Konten öffnet. »Ich persönlich sähe es lieber, wenn es an die Wohlfahrt ginge …«
    Sie sagt noch etwas, aber ihre Worte werden von dem Blut übertönt, das in meinen Ohren rauscht. Auf dem Bildschirm werden gerade zwanzigtausend Dollar von einem Konto der New Yorker Abteilung für nicht beanspruchte Fonds gutgeschrieben. Dem gesellt sich ein Dreihundert-Dollar-Konto zu. Danach kommt eins mit zwölftausend Dollar. Mary arbeitet sich durch den Ordner mit Konten durch, die für den Staat vorgesehen ist. Und bei jedem Konto drückt sie, ohne zu zögern, die Send -Taste.
    »Ich glaube, daß Sie in der Lage wären, es zu stehlen«, höre ich Mary plötzlich sagen.
    Etwas Glühendes fährt mir in die Beine, als würde mir jemand mit einem Messer in den Oberschenkel stechen. Ich kann kaum noch stehen. »Wie … wie bitte?«
    »Ich sagte, wir können unseren Skiurlaub antreten«, erklärt Mary. »Justins Knie ist nicht so schlimm, wie wir gedacht haben.« Sie dreht sich um und ertappt mich dabei, wie ich mir den Schweiß von der Stirn wische. »Geht es Ihnen wirklich gut, Oliver?«
    »Natürlich«, antworte ich. »Es ist nur wieder so ein Tag …«
    »Es ist wohl eher eines dieser Jahre, so wie Sie immer herumrennen. Ich sage Ihnen eines, Oliver, wenn Sie es nicht langsamer angehen lassen, dann werden die Leute hier Sie noch umbringen.«
    Wie

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