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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Verschlags. Er nimmt den Hörer ab und wählt Sheps Nummer. Ich beuge mich vor, um zuzuhören, ohne dabei Marys Tür aus den Augen zu lassen. Shep wird dafür bezahlt, paranoid zu sein, also nimmt er für gewöhnlich beim ersten Klingeln ab. Aber heute nicht. Heute klingelt das Telefon unablässig.
    »Ich glaube nicht, daß er …«
    »Leise!« unterbreche ich ihn. Irgendwas passiert da.
    Charlie kommt von seinem Sitz hoch und richtet seinen Blick auf den Käfig . Die Tür geht langsam auf, und der Raum leert sich. Der erste, der über den Flur verschwindet, ist Quincy, gefolgt von Lapidus. Ich ducke mich. Charlie bleibt aufrecht stehen. Schließlich ist das hier sein Schreibtisch.
    »Wer ist noch drin?« flüstere ich, während mein Kinn seine Tastatur berührt.
    Er behält die Tür im Auge und hebt die Hände, als wollte er sich recken. »Hinter Lapidus geht Mary«, sagt er.
    »Noch jemand?«
    »Ja, aber den Typen kenne ich nicht …«
    Ich hebe den Kopf gerade so weit, daß ich einen Blick erhaschen kann. Als Mary das Büro verläßt, folgt ihr ein vierschrötiger Kerl in einem schlecht sitzenden Anzug. Er humpelt leicht und kratzt sich unaufhörlich seinen Hals direkt unter seinem kurzgeschorenen Haar. Trotz des Humpelns hat er dasselbe massige Aussehen wie Shep. Secret Service. Mr. Vierschrötig folgt noch ein anderer Agent, der sowohl weniger Haare als auch weniger Gewicht mit sich herumschleppt. Dafür hat er etwas unter den Arm geklemmt, das wie ein schwarzer Schuhkarton mit heraushängenden Drähten aussieht. Das FBI hatte dasselbe Ding dabei, als sie damals die Frau von der Buchhaltung verfolgt haben. Sie schließen es an den Computer an und ziehen sich so eine aktuelle Kopie der Festplatte. Das ist der einfachste Weg, die Angelegenheit unauffällig zu erledigen. Niemand konfisziert heutzutage mehr Computer. Man nimmt die Beweise einfach nur in einem Doggybag mit.
    Und tatsächlich, als die Tür weit aufschwingt, sehe ich Marys Computer auf ihrem Schreibtisch. Der Schlitz für das Diskettenlaufwerk ist mit Polizeiband zugeklebt. Nichts geht rein und nichts raus.
    Es dauert einen Moment, bis die letzte Person aus der Zauberkiste hüpft. Diejenige, auf die wir gewartet haben. Als Shep in den Flur tritt, fällt sein Blick auf Charlie. Ich erwarte ein Grinsen, doch das einzige, was er für uns übrig hat, ist ein Blick aus weit aufgerissenen Augen. »Oh«, sagt Charlie. »Unser Kleiner sieht ziemlich schlecht aus.«
    »Alles in Ordnung, Mister Shep?« ruft ihm Mr. Vierschrötig zu, während der Rest des Zoos vor dem Aufzug wartet.
    »J … ja«, stammelt Shep. »Ich bin in einer Sekunde bei Ihnen. Ich habe was in meinem Büro vergessen.« Er geht zum anderen Ende des Flurs, stößt die Metalltür auf und verschwindet im Treppenhaus. Unmittelbar bevor die Tür sich schließt, wirft er uns einen letzten Blick zu. Er hat nicht vor, die Treppe hinaufzurennen. Er bleibt einfach dort stehen und wartet. Und zwar auf uns.
    Als sich Mister Vierschrötig in unsere Richtung dreht, ducke ich mich wieder. Charlie rührt sich nicht.
    »Was machen sie jetzt?« flüstere ich, während ich mich bemühe, in Deckung zu bleiben. Ich kann hören, wie die Aufzugtüren sich öffnen.
    »Sie winken uns zu«, sagt Charlie. »Quincy steht hinter Lapidus und versucht, ihm Eselsohren zu machen … Oh, Lapidus dreht sich zu ihm um. Keine Eselsohren für niemanden.« Er kann so viel Witze reißen, wie er will, seine Furcht kann er damit nicht überdecken.
    Ich höre, wie die Aufzugtüren sich schließen.
    »Komm schon«, sagt Charlie und deutet auf meinen Kaffeebecher. »Holen wir uns einen Schluck.«
    Ich lasse meinen Becher auf seinem Schreibtisch stehen, folge ihm aus dem Verschlag und gehe geradewegs zur Kaffeemaschine, die zufälligerweise neben dem Treppenhaus steht. Charlie geht unbeirrt weiter. Ich schaue unwillkürlich über meine Schulter.
    »Bist du sicher, daß es …?«
    »Nicht zögern, Ollie. Das ruiniert dir nur das Hirn.«
    Ohne sich umzusehen, stürzt er sich in den Abgrund. Aber das Treppenhaus ist leer. Er schaut über das Geländer nach oben und unten. Niemand …
    »Ist nicht gerade das, was wir vorhatten, hab ich recht?« fragt eine tiefe Stimme, als die Tür knallend zuschlägt. Wir drehen uns um. Shep steht hinter uns.
    »Keine schlechte Arbeit, was?« flüstert Charlie und hält ihm die Hand zum Abklatschen hin.
    Aber Shep steigt nicht drauf ein. Er ist vollkommen auf mich fixiert. »Also ist alles auf dem

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