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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Konto?«
    »Vergessen Sie das Konto. Warum haben Sie den Secret Service gerufen?«
    »Sie waren schon da, als ich gekommen bin«, fährt Shep mich an. »Vermutlich waren es Quincy oder Lapidus. Aber glauben Sie mir, wenn es um Polizeiarbeit geht, ist der Service immer noch besser als das FBI. Wenigstens haben wir es mit Freunden zu tun.«
    »Verstehe«, mischt sich Charlie ein. »Also kein Grund zur Sorge.«
    Wir werfen meinem Bruder beide einen Blick zu, der ihn eigentlich umhauen sollte. Mit meinem wird er fertig, aber der von Shep ist ein anderes Kaliber. Es wird Zeit, ernsthaft zu werden.
    »Wir werden die Leute erwischen und das Geld so schnell wie möglich zurückholen«, meint Shep vollmundig, beugt sich über das Geländer und schaut in das Stockwerk über uns. Dann senkt er die Stimme und flüstert beinahe lautlos zwei Worte: »Nicht hier.« Er will kein Risiko eingehen.
    »Wohin gehst du heute mittag essen?« fährt Charlie rasch fort. Schlau. Wir müssen uns irgendwo in Ruhe unterhalten, wo wir ungestört sind. Wir starren gleichzeitig auf den Boden und verstummen. Offenbar blättern wir alle drei gerade dieselbe Seite unseres inneren Atlas durch.
    »Wie wäre es mit dem Yale Club?« schlage ich vor. Das ist Lapidus’ Lieblingsversteck.
    »Das gefällt mir«, stimmt Charlie zu. »Ruhig, intim und verschwiegen genug, daß sie dort wissen, wann man die Klappe hält.«
    Shep schüttelt den Kopf. Als er unsere verwunderten Blicke sieht, zieht er seine Brieftasche heraus und läßt seinen Führerschein aufblitzen. Stimmt. Um in den Club reinzukommen, müssen wir uns ausweisen.
    »Ich hab’s«, sagt Charlie. »Wie wär’s mit Gleis 117?«
    Ich verziehe das Gesicht, aber Shep hat keinen Schimmer. Ein kurzes Flüstern weiht ihn ein.
    »Seid ihr sicher, daß wir …?«
    »Vertrau mir«, bittet ihn Charlie. »Es weiß nicht mal jemand, daß es überhaupt existiert.« Shep beobachtet uns scharf, doch er hat keine Wahl.
    »Wir sehen uns also gegen Mittag?« fragt er. Wir nicken beide, und er geht die Treppe hinauf. Er verschwindet rasch, aber wir hören das Klicken seiner Sohlen auf dem Zement.
    Kaum schlägt die Tür über uns zu, stürme ich die Treppe hoch wie Stallone in seinem ersten Rocky -Film.
    »Wohin willst du?« ruft mir Charlie hinterher.
    Ich antworte nicht, aber er weiß es auch so. Ich werde nicht bis zum Mittagessen warten, sondern will mir sofort ein Bild machen.
    Während ich die Wendeltreppe hochlaufe, sehe ich aus den Augenwinkeln, daß mein Bruder mir folgt.
    »Sie werden dich nicht reinlassen«, ruft er.
    »Das werden wir ja sehen …«
    Vierter Stock … fünfter Stock … sechster Stock … Ich stürme in den Flur und steuere direkt auf Lapidus’ Sekretärin zu. Charlie hält sich im Hintergrund und sieht mir durch einen Spalt in der Tür zum Treppenhaus zu. Da unten hatte er Heimrecht. Hier habe ich es.
    »Sind die immer noch drin?« frage ich und stürme an ihrem Schreibtisch vorbei, als würden sie mich erwarten.
    »Oliver, nicht …!«
    Sie ist nicht annähernd schnell genug. Ich reiße die Tür auf und bin drin.
    Das Gespräch in dem Büro reißt schlagartig ab. Alle sehen mich an. Lapidus, Quincy, Shep, Mary … Selbst die beiden Agenten vom Secret Service, die direkt vor Lapidus’ antikem Schreibtisch hocken. Sie sehen mich an, als wäre ich in ihre Beerdigung geplatzt.
    »Wer zum Teufel ist das?« brüllt Mr. Vierschrötig.
    Ich sehe hilfesuchend meinen Boß an, auch wenn ich es längst besser wissen müßte.
    »Ich erledige das«, erklärt Lapidus und steht auch schon neben mir. Er packt meinen Ellbogen und gleitet mit der Eleganz eines Tänzers an mir vorbei, während er mich gleichzeitig herumdreht und mich zur Tür führt. Es ist eine so geschmeidige Bewegung, daß ich gar nicht weiß, wie mir geschieht. »Wir haben noch ein paar Dinge zu klären, Oliver. Sie verstehen …« Er sagt das, als wäre es keine große Sache. Die Tür öffnet sich knarrend, und drei Sekunden später bin ich wieder draußen.
    Ich sehe, wie mich Charlie vom Treppenhaus aus beobachtet. Ich betrachte den Teppich. Lapidus steht hinter mir, klopft mir wie üblich herablassend auf die Schulter und schickt mich spielen.
    »Ich rufe Sie, wenn wir Neuigkeiten haben«, fügt er hinzu. Seine Stimme schwankt ein bißchen. Dreihundert Millionen sind auch für ihn ein zu großer Brocken. Ich sehe über die Schulter zurück, und er wirkt noch mitgenommener als mein Bruder und ich. Er umklammert den Türknauf, als

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