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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Stimme. »Für die automatische Abfrage des Kontostands und Informationen drücken Sie bitte die Eins. Für eine persönliche Beratung mit unseren Kundendienstmitarbeitern drücken Sie bitte die Zwei.«
    Ich drücke die Zwei. Wenn es uns jemand gestohlen hat, will ich wenigstens wissen, wohin es gegangen ist.
    »Hier spricht Miss Tang. Womit kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Noch bevor ich antworten kann, sehe ich Charlie, der hinter einer Gruppe von Leuten hergeht.
    »Hallo?«
    »Hi, ich wollte nur meinen Kontostand überprüfen.« Ich winke Charlie zu, aber er sieht mich nicht.
    »Wie lautet Ihre Kontonummer?« fragt die Frau.
    »58943563«, sage ich. Als ich sie mir eingeprägt habe, hätte ich nicht gedacht, daß ich sie so bald brauchen würde. Vor mir hat Charlie mittlerweile die Gruppe überholt, aber er tanzt praktisch über die Straße.
    »Und mit wem spreche ich?«
    »Martin Duckworth«, sage ich. »Sie finden mich unter Sunshine Distributors.«
    »Bitte bleiben Sie am Apparat, während ich das Konto überprüfe.«
    Als die Musik ertönt, lege ich die Hand auf die Sprechmuschel. »Charlie!« rufe ich, doch er ist schon zu weit weg.
    Während er weitergeht, tritt Charlie vom Bordstein und sieht zum ersten Mal die Bank. Wie immer reagiert er schneller als ich. Er sieht die zivilen Polizeiwagen und bleibt mitten auf der Straße wie angewurzelt stehen.
    Ich erwarte, daß er losrennt, aber dafür ist er zu clever. Instinktiv sieht er sich um. Er sucht mich. Wie meine Mom immer schon sagte: Sie glaubt zwar nicht an übersinnliche Phänomene, aber Geschwister … Geschwister sind irgendwie miteinander vernetzt. Charlie weiß, daß ich hier bin.
    »Mr. Duckworth …?« meldet sich die Frau am anderen Ende der Leitung wieder.
    »Ja … ja. Ich bin hier.« Ich winke, und diesmal sieht Charlie mich. Er mustert mich, prüft meine Körpersprache. Er wartet nicht auf Grün, sondern wirft sich in den Verkehr und arbeitet sich an den vorbeibrausenden Wagen vorbei. Der Fahrer eines gelben Taxis hupt ihn wütend an, aber Charlie zuckt nur unbekümmert mit den Schultern. Auch wenn er sieht, daß ich in Panik bin, heißt das für ihn noch lange nicht, daß er auch ausflippen muß.
    »Mr. Duckworth, ich brauche das Paßwort für das Konto«, sagt die Bankangestellte.
    »FroYo« , erwidere ich.
    »Was ist los?« Charlie schießt diese Frage ab, kaum daß er seinen Fuß auf den Bürgersteig gesetzt hat.
    Ich ignoriere ihn und warte auf die Rückmeldung der Kassiererin.
    »Sag schon!« drängt er mich.
    »Was kann ich für Sie tun?« erkundigt sich endlich eine Frau am anderen Ende der Leitung.
    »Ich hätte gerne meinen Kontostand gewußt und die letzten Kontobewegungen«, erwidere ich.
    Charlie lacht. »Ich wußte es!« Er schreit fast. »Ich wußte, daß du nicht anders kannst!«
    Ich lege einen Finger auf meine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber mein Gebet wird erwartungsgemäß nicht erhört.
    »Du hast es nicht mal vierundzwanzig Stunden ausgehalten, nicht wahr?« Er beugt sich noch ein Stück weiter in die Telefonnische. »Was war der Grund? Die Wagen vor der Bank? Die Regierungskennzeichen? Hast du mit jemandem gesprochen, oder hast du einfach nur die Wagen gesehen und hast Schiß …?«
    »Würdest du bitte die Klappe halten? Ich bin schließlich kein Vollidiot!«
    »Mr. Duckworth …?« Das ist wieder die Stimme der Frau vom Empfang.
    »Ja … ich höre.« Ich konzentriere mich auf das Telefonat. »Ich bin noch dran.«
    »Tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen, Sir. Ich hatte gehofft, einen Supervisor ans Telefon zu bekommen, damit Sie mit …«
    »Geben Sie mir einfach den Kontostand durch. Beträgt er Null?«
    »Null?« Sie lacht. »Nein … ganz und gar nicht.«
    Ich lache ebenfalls, aber ziemlich nervös. »Sind Sie sicher?«
    »Unser System ist zwar nicht perfekt, Sir, aber die Zahlen sind unmißverständlich. Laut unseren Unterlagen gab es nur eine Transaktion auf diesem Konto. Eine telegrafische Anweisung, die wir gestern um 12:21 Uhr erhalten haben.«
    »Das heißt also, das Geld ist noch da?«
    »Absolut«, erwidert die Frau. »Ich habe es hier auf meinem Bildschirm. Eine einzelne Überweisung per E-Mail. Über eine Summe von dreihundertdreizehn Millionen Dollar.«

11. Kapitel
    »Die Summe ist wie hoch?« Charlies Stimme überschlägt sich beinahe.
    »Ich kann es nicht glauben«, stammele ich. Meine Hand liegt immer noch zuckend auf dem Hörer, obwohl ich längst aufgelegt habe. »Hast du eine

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