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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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abgeführt. Statt dessen marschieren wir unbehelligt herein.
    Meistens gehe ich direkt zu den Aufzügen. Nun jedoch ist es eindeutig anders. Ich folge Charlie, als er an dem mit Marmor getäfelten Kassenfenster vorübergeht, und lasse mich von ihm in das Labyrinth der Rollschreibtische ziehen. Wie immer stehen die tratschenden Angestellten herum, aber heute lohnt sich der Klatsch wirklich.
    »Wie läuft’s?« ruft Jeff aus Jersey. Er tritt uns in den Weg und schlägt Charlie freundschaftlich auf die Brust.
    »Da haben wir ihn ja«, flötet Charlie. »Meinen täglichen Schlag auf die Brust. Den meisten ist es peinlich, geschätzt wird’s nur von wenigen.«
    Jeff lacht. Wir stehen ein paar Schritte vor dem Aufzug.
    »Du weißt, daß ich recht habe«, sagt Charlie und genießt jeden einzelnen Moment. Ich bin zwar versucht, ihn weiterzuziehen, aber es ist klar, was mein Bruder vorhat.
    Jersey-Jeff verletzt zwar ein wenig zu sehr unsere Privatsphäre, aber wenn es um Büroklatsch geht, weiß jeder, daß er die Bienenkönigin ist.
    »Was soll denn diese Geschichte mit Mister Aufpasser da drüben?« fragt Charlie und deutet mit dem Ellbogen auf den blonden Kerl am Eingang.
    Jeff lächelt. Endlich eine Chance, seinen Schwanz zum Rad zu schlagen. »Angeblich führt er eine Sicherheitsprüfung durch, aber das glaubt keiner. Ich meine, für wie blöd halten die uns?«
    »Für ziemlich blöd?« fragt Charlie unschuldig.
    »Für sehr blöd«, bestätigt Jeff.
    »Worum geht es Ihrer Meinung nach?« Ich habe die Geduld von jemandem, der gerade eben, sagen wir, dreihundertdreizehn Millionen Dollar gestohlen hat.
    »Schwer zu sagen«, erwidert Jeff. »Aber wenn ich raten sollte …« Er beugt sich vor und genießt den Augenblick. »Ich wette auf einen internen Taschendieb.«
    »Was?« Charlie flüstert und tut aufgeregt. Meine Miene verrät ihm, daß ich gleich die Beherrschung verliere.
    »Es ist nur eine Theorie«, setzt Jeff an. »Aber ihr wißt ja, wie das hier läuft. Man kann nicht mal das Klopapier wechseln, ohne vorher ein Memo abzuschicken. Und plötzlich wird der ganze Sicherheitsbereich durchgecheckt, ohne daß jemand auch nur einen Ton sagt?«
    »Vielleicht wollten sie unsere normale Routine studieren?« sage ich.
    »Vielleicht wollten sie auch nicht in einem vollbesetzten Kino Feuer rufen! Genauso haben sie es gemacht, als sie diese Frau dabei erwischt haben, wie sie sich was von den fälligen Konten abgezweigt hat. Sie versuchen, alles ruhig ablaufen zu lassen. Sie sind nicht dumm. Wenn sich das erst rumspricht, verfallen die Klienten in Panik und fangen an, ihr Geld abzuziehen.«
    »Da wäre ich nicht so sicher.« Ich will einfach nicht nachgeben.
    »He, glauben Sie, was Sie wollen, aber es wird schon einen Grund dafür geben, daß sich die ganzen großen Tiere im dritten Stock drängeln.«
    Der dritte Stock. Mein Bruder starrt mich an. Da steht mein Schreibtisch, sagt sein Blick.
    »Wie bitte?« ruft er.
    Jeff grinst. Das Bonbon hatte er sich aufgehoben. »O ja«, sagt er und ist schon wieder zu seinem Schreibtisch unterwegs. »Sie sind schon den ganzen Morgen über da …«
    Ich sehe Charlie an, und der erwidert den Blick. Also, auf in den dritten Stock.
     
    Kaum gleitet die Aufzugtür auf, springt Charlie auf den grauen Teppich und sieht sich hastig um. Vom Kopierzimmer bis zur Kaffeemaschine und der Schlucht aus kleinen Verschlägen in der Mitte des Raumes ist nichts Ungewöhnliches zu sehen. Die Postwagen rollen, Tastaturen klicken, und einige Mitarbeiter stehen in Grüppchen zusammen und tauschen ihren ersten morgendlichen Klatsch aus. Trotzdem braucht es kein Genie, um zu erkennen, wo die Action stattfindet. Hier gibt es nur einen einzigen Platz, an dem sich große Tiere verstecken können. Wir gehen zu Charlies Nische, als wäre es ein ganz normaler Arbeitstag, aber dabei konzentrieren wir uns auf das Büro am anderen Ende des Raumes. Der Käfig.
    Wir wissen nicht, wer drin ist oder ob Jeff seine übliche heiße Luft abgelassen hat. Die Tür ist wie immer geschlossen. Was uns aber nicht davon abhält, sie anzustarren. Wir studieren die Maserung des Holzes, den Glanz des Türknopfs, selbst die kleinen schwarzen Knöpfe des Zahlenschlosses. Ich könnte uns ganz leicht hineinbringen, aber … heute nicht. Nicht, bis wir …
    »Ruf Shep an. Find raus, wo er ist«, flüstere ich Charlie zu, als wir in seinen Verschlag treten. Charlie kniet sich auf seinen Stuhl und hält den Kopf unmittelbar unter den Rand des

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