Die Baumgartners
Hinterbacken zusammen.
„Ich hab meinen kleinen Bruder immer total deswegen beneidet“, gab sie zu, während der Barkeeper ihre Drinks fertig machte.
„Wie schade“, sagte Doc nachdrücklich, „dass du nicht dabei warst. In einer Pfadfinderinnen-Uniform würdest du nämlich bestimmt total umwerfend aussehen“
Carrie konnte ihm einfach nicht länger widerstehen. „Hallo, junger Mann, möchten Sie vielleicht ein paar Pfadfinderinnen-Kekse von mir kaufen?“ Doc grinste und wollte gerade etwas erwidern, als sie der Barkeeper eindringlich unterbrach.
„Ähm, ich glaube, deiner Freundin geht´s gerade nicht so besonders...“
Maureen hatte sich bereits hochgerappelt und taumelte auf die Toilettentür zu. „Mist, ich glaub, ich muss gleich reihern!“
„Oh, verdammt!“ Carrie griff ihr unter die Arme und zog sie schnell ins Frauen-WC. Genau in dem Moment, als sie die Kloschüssel in der Kabine erreicht hatten, begann Maureen tatsächlich, sich jeden einzelnen Tequila, den sie in den letzten Stunden in sich hinein geschüttet hatte, noch einmal komplett durch den Kopf gehen zu lassen. Carrie sorgte unterdessen dafür, dass ihre Haare nicht nach vorn fielen und half ihr anschließend dabei, ihr Gesicht zu waschen. Es war total mit Wimperntusche und Kajalstift verschmiert.
„Jetzt wird er mich auf keinen Fall mehr heiraten.“ Maureen stöhnte und stieß ihren Kopf leicht gegen die geflieste Wand hinter ihr, an der sie jetzt lehnte. „Ich bin so bescheuert. Wieso bin ich nur so bescheuert?“
„Denkst du immer noch, dass er für dich wirklich der richtige ist?“ Carrie versuchte, ihrer Freundin das verschmierte Makeup mit einem angefeuchteten Papierhandtuch aus dem Gesicht zu wischen. „Ich meine, er lebt ständig nach sehr strengen Regeln und erwartet automatisch, dass jeder sie einhält.“ Es war natürlich nicht das erste Mal, dass sie über James und seine ganz speziellen Moralvorstellungen diskutierten.
„Ach, ich bin es nicht wert, seine Stiefel zu lecken.“ Maureen schluchzte und drückte Carrie von sich weg. „Ich muss endlich mit einem Leben aufräumen und den richtigen Weg einschlagen. Den Pfad der Tugend.“
„Okay, dann beginnen wir am besten damit, dass du ins Bett gehst und deinen Rausch ausschläfst.“ Carrie nahm ihre Freundin bei der Hand. „Komm, lass uns zurück ins Hotel gehen.“
„Hiermit nehme ich Jesus Christus als meinen Herrn und Erlöser an“, erklärte Maureen feierlich, als Carrie sie aus dem Klo führte. „Gleich hier an Ort und Stelle!“
„Kannst du vielleicht noch solange damit warten, bis wir wieder im Hotel sind?“, murmelte Carrie, als sie sah, dass Doc bereits draußen vor der Klotür auf sie wartete.
Er griff Maureen auf der anderen Seite unter die Arme, nachdem sie beinahe nach dorthin umgekippt wäre. „Hoppala“, sagte er und stützte sie mit seiner Schulter. „Brauchen Sie vielleicht etwas Hilfe, mein Fräulein?“
„Ja, ich weiß, Jesus liebt mich...“, sang Maureen aus voller Kehle und übertönte damit erneut die plärrende Jukebox und sogar die Band. „So steht es in der Bi-hie-bel geschrie-hie-ben...“
Doc schaute sie verblüfft an, und Carrie wäre beinahe in ein handfestes Gelächter ausgebrochen. „Kleine Glaubenskrise.“
„Ja, ist auch wirklich der perfekte Ort dafür“, erwiderte er zustimmend, ging in die Knie und legte sich Maureen dann wie einen Sack Mehl über die Schultern. „Weise mir den Weg, und ich werde alles dafür tun, um dieses arme kleine Lamm wieder zurück ins Haus des Herrn zu führen.“
„Ich werde einen Priester heiraten!“, rief Maureen und winkte dem Barkeeper zum Abschied überschwänglich mit beiden Händen. „Sag mir die Wahrheit – bist du schwul?“
Der Barkeeper winkte einfach nur ab und wirkte äußerst erleichtert, als die drei sich endlich anschickten, die Bar zu verlassen. Draußen auf der Straße ging Carrie voraus, und Doc folgte ihr mit Maureen auf seinen Schultern.
„Ihr wohnt im Hotel The Reach , oder?“, wollte Steve wissen und zuckte kurz zusammen, als Maureen mitten in der zweiten Strophe von „Vorwärts, ihr Christi Streiter“ einen deftigen Rülpser ausstieß.
„Genau. Es ist gleich um die Ecke.“
„Ich weiß.“ Er rückte Maureen kurz auf seinen Schultern zurecht, die gerade wild mit den Armen ruderte. „Halte noch ein wenig durch, mein Mädchen, gleich sind wir im Gelobten Land.“
„Am besten bringen wir sie direkt auf mein Zimmer.“ Carrie öffnete die
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