Die Bedrohung
haben Sie dafür?«, fragte er.
Amatullah war einen Moment lang sprachlos, dann sagte er: »Er hat Mukhtar nach Mosul mitgenommen. Sie wollten sich an den Amerikanern rächen, nachdem sie in Isfahan fast ums Leben gekommen wären.«
»Mukhtar hat mich auf Ihren Befehl hin begleitet«, rief Ashani zurück und sah Najar an. »Ahmed, Sie wissen, dass ich niemals etwas so Dummes tun würde.«
Najar nickte und wandte sich wieder Amatullah zu. »Das ist wohl kaum ein Beweis.«
Amatullah schien nicht recht zu wissen, was er noch vorbringen sollte, da erhellte sich unversehens sein Gesicht. »Er hat mir einen Zettel mit zehn Telefonnummern gezeigt, die er benutzt, um mit Mukhtar in Kontakt zu bleiben. Und er hat ein Telefon. Ich habe es erst vor einer Stunde bei ihm gesehen. Durchsucht ihn«, ordnete Amatullah an. »Ich sage Ihnen, dass er es bei sich hat.«
Ashanis Angst zeigte sich in seinem Gesicht. Er hatte das Telefon und die Liste mit den Nummern tatsächlich bei sich. »Sie haben mir die Liste und das Telefon gegeben, als ich bei Ihnen im Büro war.« Ashani wandte sich Hilfe suchend an Najar.
»Leeren Sie Ihre Taschen aus«, befahl Najar und kam um den Tisch herum auf ihn zu.
»Darum habe ich ja dauernd versucht, Sie zu erreichen«, beteuerte Ashani verzweifelt. »Ich wollte Ihnen das alles sagen, um die Situation zu entschärfen, bevor es zu spät ist.«
»Leeren Sie die Taschen aus!«
Ashani befolgte die Aufforderung. Er legte das Telefon auf den Tisch, dann faltete er langsam den Zettel auseinander und legte ihn daneben.
Triumphierend sagte Amatullah: »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass er es bei sich hat.«
Ashani sah, wie Najar die Pistole hob und sie auf ihn richtete.
Najar sah ihn zutiefst enttäuscht an. Er spannte den Hahn seines Revolvers und fragte: »Haben Sie noch irgendetwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
Mit einem traurigen Kopfschütteln sah Ashani Najar an. »In all den Jahren, die wir zusammengearbeitet haben – haben Sie da je erlebt, dass ich so unvorsichtig mit wichtigen Informationen umgehe? Haben Sie je gesehen, dass ich so etwas einfach auf ein Stück Papier schreibe und mit mir herumtrage?« Ashani zeigte auf den Zettel und blickte auf die Telefonnummern, die mit schwarzer Tinte niedergeschrieben waren. Im nächsten Augenblick zuckten seine Schultern, und er begann zu lachen.
»Ich kann nicht erkennen, was daran so lustig sein soll«, sagte Najar, die Pistole immer noch auf Ashanis Kopf gerichtet.
»Es tut mir leid«, sagte Ashani, immer noch lachend, »aber das ist nicht meine Handschrift.« Er blickte langsam von dem Papier auf und zeigte auf Amatullah. »Es ist die seine.«
Najar schnappte sich das Telefon und den Zettel. Er ging um den Tisch herum und drückte beides Amatullah in die Hand. »Ruf Mukhtar sofort an und sag ihm, er soll Direktor Kennedy freilassen.«
Amatullah zögerte einen Augenblick, und Najar richtete die Pistole auf seinen Kopf. »Ich zähle bis fünf.«
61 MOSUL, IRAK
Rapp saß zusammen mit Stilwell auf dem Rücksitz des blauen Chevy Caprice. Einer von Stilwells Kurden lenkte den Wagen, ein zweiter saß auf dem Beifahrersitz, mit einer Mossberg-Schrotflinte auf dem Schoß. Die fünf anderen Kurden folgten ihnen in dem klapprigen Ford Crown Victoria. Die beiden Autos brausten mit hundertfünfzig Sachen auf der Hauptstraße vom Flughafen mitten ins Herz der Innenstadt, die nur etwa acht Kilometer entfernt lag. Zwei Überwachungsdrohnen patrouillierten hoch über ihnen und lieferten kontinuierlich Bilder von der Großen Moschee und den engen Gassen um sie herum. Sie hatten etwas mehr als eine Stunde, bis der Ruf zum Nachmittagsgebet erfolgen würde. Stilwell betonte, dass sie unbedingt wieder draußen sein mussten, bevor die Männer in die Moschee zu strömen begannen. Wenn ihnen das nicht gelang, riskierten sie, von dem wütenden Mob in Stücke gerissen zu werden.
General Gifford und seine Leute verschoben ihre Einheiten so, dass sie eine Pufferzone rund um die Moschee bilden würden, indem sie die Straßen abriegelten. Entscheidend war, dass sie mit dem Aufmarsch bis zum letzten Augenblick warteten, um die Terroristen nicht zu alarmieren und keine Unruhe unter den Bewohnern zu schüren. Rapp würde sich melden, sobald er in der Moschee war, dann würden die Einheiten ihre Posten beziehen und die Moschee im Umkreis von einem Block umzingeln. Den Leuten aus der Gegend würde man sagen, dass man Hinweise bekommen habe, wonach sunnitische
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