Die Bedrohung
falls das Vorhaben schiefging, oder waren sie wirklich nur nach Isfahan gefahren, um den Angehörigen der Opfer in ihrer Trauer beizustehen?
Ashani wollte nur zu gern glauben, dass Najar zu einer so dummen und hinterhältigen Tat gar nicht fähig sei, doch der Mann war den ganzen Vormittag nicht erreichbar gewesen – vielleicht weil er keine unangenehmen Fragen beantworten wollte. Doch nun standen sie am Rand eines Krieges, und es war dringend notwendig, die Lage zu analysieren und eine Entscheidung zu treffen. Es musste etwas geschehen, wenn es noch gelingen sollte, Kennedy vor Ablauf der Frist freizulassen.
Ashani zweifelte nicht daran, dass Amatullah und seine Helfer behaupten würden, dass all das, was die Amerikaner ankündigten, nur leere Drohungen waren und dass sie niemals angreifen würden. Ashani hörte, wie General Zarif tatsächlich diese Behauptung nachplapperte, als plötzlich die Tür aufging.
Ajatollah Najar schritt ins Zimmer, begleitet von sechs kräftigen Männern in dunkelblauen und schwarzen Anzügen. Ashani erkannte einige von ihnen als Angehörige des Sicherheitsteams des Obersten Führers. Er erwartete, dass auch der Oberste Führer selbst hereinkommen würde, doch der letzte der Sicherheitsmänner schloss hinter sich die Tür. Ashani rutschte nervös auf seinem Sessel hin und her und spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte.
Najar schritt direkt auf Präsident Amatullah und die beiden Generäle zu, die immer noch in ihr Gespräch vertieft waren. Najar rückte seine dicke Brille zurecht und fragte: »Wer von euch hat die Versenkung der Sabalan angeordnet?«
Amatullah dachte nicht daran, klein beizugeben. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen …«
»Lügen!«, schrie Najar. »Nichts als Lügen! Ich habe genug von diesen Lügen.«
Der ganze Raum war wie erstarrt, aber Amatullah fasste sich schnell. »Ich versichere Ihnen, dass ich nicht lüge«, erwiderte er mit einem geringschätzigen Lächeln.
»Und ich versichere Ihnen, dass der Oberste Führer überzeugt davon ist, dass jedes Wort aus Ihrem Mund gelogen ist«, versetzte Najar erzürnt. Er richtete seinen finsteren Blick auf die beiden Generäle und schrie: »Wer von Ihnen ist auf die Idee gekommen, die Sabalan zu versenken?«
Amatullah trat einen halben Schritt vor. »Die Amerikaner …«
»Die Amerikaner haben gar nichts getan«, versetzte Najar. »Ich weiß, wenn man mich anlügt, und so weh es mir tut, es zuzugeben, aber Präsident Alexander hat die Wahrheit gesagt. Sie hingegen haben Ihre ganze Karriere auf Lügen aufgebaut, darum kann ich aus alldem nur eine Schlussfolgerung ziehen. Zum letzten Mal, wer von euch hat die Versenkung der Sabalan angeordnet?«
Amatullah und General Zarif sahen General Sulaimani an und traten einen halben Schritt zur Seite. Der Führer der Quds-Einheit stand plötzlich allein da. Er sah seine beiden Mitverschwörer an und schüttelte angewidert den Kopf. »Ich bin stolz auf das, was ich getan habe«, sagte er mit hoch erhobenem Kopf. »Wir müssen aufhören, vor den Amerikanern wegzulaufen. Die Männer von der Sabalan werden uns als Märtyrer in Erinnerung bleiben.«
»Und du auch«, sagte Najar und zog eine Pistole unter seiner Robe hervor. Er richtete die Waffe auf das Gesicht des Generals und drückte den Abzug des Revolvers vom Kaliber .357. Die großkalibrige Kugel riss Gehirn- und Fleischfetzen aus dem Kopf des Mannes und spritzte sie an die weiße Wand hinter ihm. Im nächsten Augenblick sank General Sulaimanis lebloser Körper zu Boden. Während alle noch wie erstarrt waren, wandte sich Najar wieder Amatullah zu und schrie: »Und jetzt zur Entführung der CIA-Direktorin.«
Ashani sah, dass die Leibwächter des Obersten Führers alle ihre Waffen gezogen hatten.
»Wer ist der Narr, der für diesen Plan verantwortlich ist?«, rief Najar.
Es dröhnte immer noch in Ashanis Ohren, als er beobachtete, wie sich Amatullah wand. Die Augen des Mannes sprangen wild hin und her, so als würde er verzweifelt um Hilfe flehen. Da fiel Amatullahs Blick auf Ashani, und er hob langsam die rechte Hand. Ashani saß wie erstarrt da, als ihm bewusst wurde, dass Amatullah auf ihn zeigte. Bevor Ashani sich verteidigen konnte, sagte Amatullah: »Es war Minister Ashanis Idee. Ich habe es auch erst vor einer Stunde erfahren.«
»Lügner«, rief Ashani und erhob sich von seinem Sessel.
»Setzen Sie sich«, befahl Najar mit gebieterischer Stimme. Er wandte sich wieder Amatullah zu. »Welche Beweise
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