Die Bedrohung
wir ihm genug Geld unter die Nase halten, dann wird er vielleicht wegsehen und uns nicht in die Quere kommen.«
»Und wenn nicht?«
Stilwell zuckte zusammen. »Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, dann töte ihn lieber nicht, Mitch. Wenn du's nämlich tust, werden eine Menge Schiiten stinksauer auf uns sein.«
»Im Moment ist es mir ziemlich egal, wie viele Schiiten sauer auf mich sind.«
Stilwell wollte ihm schon erklären, dass sie mit dieser Einstellung vielleicht alle miteinander draufgehen würden, aber er beschloss, lieber nichts zu sagen. Der Wagen bog an einer Ampel scharf links ab und nahm dann die nächste Straße rechts.
»Da ist es«, verkündete Stilwell und zeigte nach vorne. »Geradeaus auf der linken Seite. Nur noch ein Block.«
Die Straße war mit großen Betonbarrieren blockiert, um zu verhindern, dass eventuelle Selbstmordattentäter mit Autobomben näher an die Moschee herankamen. Die Limousine machte einen Bogen nach links und hielt vor dem Haupteingang zur Madrasa an. Zwei Männer warteten am Randstein, beide in Businessanzügen. Stilwell stieg rasch mit einem Aktenkoffer in der Hand aus und schüttelte Faris die Hand. Faris wiederum stellte Stilwell den persönlichen Assistenten von Imam Husseini vor. Die drei Männer tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus, dann bedeutete Stilwell Rapp mit einer Geste mitzukommen.
Die Kurden stiegen aus den beiden Autos und bildeten einen losen Kreis um Rapp, Stilwell und die beiden anderen Männer. Stilwell hob den dünnen Aktenkoffer und ließ die beiden Verschlüsse aufschnappen. Er öffnete den Koffer gerade weit genug, dass der Assistent des Imam einen Blick auf die Banknoten werfen konnte.
Stilwell trat näher zu dem Mann und flüsterte: »Der Oberste Führer möchte dem Imam seine Wertschätzung zeigen.«
Der Assistent lächelte wissend und bedeutete ihnen mitzukommen. Stilwell hatte Rapp gesagt, dass Imam Husseini oft nach Teheran kam, vor allem wenn sich ethnische Konflikte in der Stadt entzündeten. Der Imam der Großen Moschee war eine begehrte Zielscheibe für sunnitische Terrorgruppen. Der Assistent öffnete die Tür und hielt sie seinen Gästen auf. Als er sah, dass die Leibwächter mitkommen wollten, warf er Stilwell einen missbilligenden Blick zu.
Stilwell drehte sich um und signalisierte den Kurden, hier zu warten. Das war vorherzusehen gewesen. Wenn es drinnen brenzlig wurde, würde er sie über Funk rufen. Stilwell übergab Faris einen Umschlag voll mit Hundertdollarscheinen und bedankte sich dafür, dass er das Treffen mit dem Imam arrangiert hatte. Faris drehte sich um und ging, während die drei anderen in das Gebäude eintraten.
Der Assistent führte sie über einen breiten Flur. Rapp und Stilwell gingen einen Schritt hinter ihm her. Hinter den verschlossenen Türen hörte man, wie die Schüler Suren aus dem Koran hersagten. Am Ende des Flurs führte eine Treppe hinauf, eine andere hinunter. Rapp bemerkte einen Seiteneingang zur Rechten, als sie die Treppe hinaufgingen und zu einem Gebäudeteil kamen, der die Madrasa mit der Moschee verband.
Am Ende des Ganges bogen sie rechts ab. Etwas weiter vorne sah Rapp einen Mann vor einer Bürotür Wache stehen. Rapps linke Hand ging zum Griff seiner Fünfundvierziger, die unter der schwarzen Robe verborgen war. Er zog die Waffe aus dem Halfter und ordnete mit der rechten Hand beiläufig die Falten der Robe, um sicherzugehen, dass die Pistole nicht zu sehen war. Als sie sich dem Büro und dem Leibwächter näherten, begannen bei Rapp die Alarmglocken zu läuten. Der Mann trug genau die gleichen Stiefel wie die beiden iranischen Soldaten, die er verhört hatte, und auch seine taktische Weste war die gleiche. Quer vor der Brust hielt der Mann ein schwarzes AK-74-Gewehr in den Händen. Als sie nur noch drei Meter entfernt waren, trat er vor und blockierte die Tür.
Der Assistent sagte etwas, das Rapp nicht ganz verstand. Der Wächter schüttelte den Kopf. »Ich muss sie durchsuchen«, beharrte er.
»Das sind Abgesandte des Obersten Führers.«
Rapp legte die hochmütige Haltung an den Tag, die man von einem Imam gewohnt war.
Der Leibwächter ließ sich nicht einschüchtern. Er trat vor und forderte Rapp mit einer Geste auf, die Arme zu heben. In diesem Augenblick ertönte Dumonds Stimme in Rapps Ohrhörer.
»Mitch, wir haben einen Anruf an die neue Nummer.«
Rapp begann die Arme zu heben und sagte in akzentfreiem Englisch zu Dumond: »Stell ihn durch.«
Der Leibwächter
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