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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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glaube mich erinnern zu können«, warf Najar wenig erfreut ein, »dass die Russen uns versichert haben, ihr neues Flugabwehrsystem wäre in der Lage, die amerikanischen Tarnkappenbomber zu entdecken.«
    »Sie haben behauptet, die Bomber wären verwundbar, wenn sie ihre Bombenklappen öffnen.«
    »Und unsere Luftstreitkräfte haben nichts bemerkt.«
    »Das stimmt.«
    »Großartig«, sagte Najar in säuerlichem Ton. »Siebenundzwanzig Millionen Dollar für ein Luftabwehrsystem, das nicht funktioniert.«
    Ashanis Zweifel wuchsen weiter. Er kannte die wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen Tarnkappenbomber beruhten, und es war tatsächlich so, dass diese Flugzeuge für fünf bis zehn Sekunden ihre Tarnung aufgeben mussten, wenn sie ihre Bomben abwarfen. Was ihm noch mehr zu denken gab, war der Zeitpunkt des Angriffs. Ashani hatte noch nie gehört, dass die Amerikaner einen ihrer wertvollen Stealth-Bomber am helllichten Tag eingesetzt hätten. Warum sollten sie ihre teuren Flugzeuge einem solchen Risiko aussetzen? Die Antwort für Ashani war, dass sie es sicher nicht tun würden.
    »Es gibt einen Piloten«, verkündete Amatullah, »der ein israelisches Flugzeug in der Gegend gesehen hat. Meine Leute befragen ihn gerade dazu.«
    Najar drehte langsam seinen Kopf und sah den Präsidenten an. »Ich habe Ihre Kommentare heute im Fernsehen gehört, und ich habe auch das Interview mit diesem Piloten gesehen. Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben soll.«
    »Sie sind ein geborener Skeptiker«, erwiderte Amatullah.
    »Haben Sie nicht zugehört, was General Dadress uns gesagt hat? Die Luftwaffe hat nichts bemerkt. Sie glauben, dass die Tarnkappenbomber in fünfzigtausend Fuß Höhe geflogen sind. Verkehrsflugzeuge fliegen in dreißig- bis fünfunddreißigtausend Fuß. Ihr Pilot muss sehr gute Augen haben, dass er aus der Entfernung ein Flugzeug sehen kann.«
    »Fünfzigtausend Fuß – das ist eine Schätzung von Radaroperatoren, die schlampig gearbeitet haben. Darum bin ich froh, dass wir einen erfahrenen Piloten als Augenzeugen haben.«
    »Ach ja.« Najar wandte sich Dadress zu. »General, wie viele Tarnkappenbomber haben die Israelis?«
    »Soweit ich weiß, keinen.«
    »Und wenn ihnen die Amerikaner einen gegeben haben, glauben Sie, dass sie dann große weiß-blaue Davidsterne auf die Flügel malen würden?«
    »Nein.«
    Najar nickte und wartete ab, was Amatullah dazu zu sagen hatte.
    »Sie können lange über die Details streiten, aber es ist doch wohl offensichtlich, dass die Juden und die Amerikaner dahinterstecken.«
    »Und selbst wenn, wüsste es dieser Rat zu schätzen, wenn Sie sich in so einem Krisenfall mit uns absprechen, bevor Sie voreilig vor die Kamera treten.«
    Amatullah blickte an Najar vorbei zum Obersten Führer. »Es tut mir leid.«
    Ajatollah Nassiri akzeptierte die Entschuldigung mit einem leichten Kopfnicken. Mit leiser Stimme fragte er Najar: »Wie viele Tote hat es gegeben?«
    Najar wandte sich Golam Mosheni zu, dem Mann, der für das Atomprogramm verantwortlich war, und fragte mit viel lauterer Stimme: »Wie viele?«
    Mosheni war ein korpulenter Mann, der deutlich über hundert Kilo wog. Seine Stirn glänzte vom Schweiß. »Siebenundsechzig Wissenschaftler und Techniker. Wir hatten noch Glück, dass der Angriff zur Essenszeit kam. Dreiundzwanzig Wissenschaftler und Techniker machten gerade Pause, als die Bomben fielen.«
    »Glück nennen Sie das?«, wandte Amatullah spöttisch ein. »Statt die Sache zu beschönigen, sollten Sie zu Ihrer Verantwortung stehen.«
    Jetzt ist es so weit, dachte Ashani. Amatullah hatte seinen Sündenbock gefunden. Er hatte Mosheni jahrelang unterstützt und ihn als den Mann gelobt, der die Hoffnungen auf eine glorreiche Zukunft des Iran verkörperte. Anscheinend hatte der Präsident von ihm nicht nur erwartet, dass er das Atomprogramm leitete, sondern auch, dass er jedes feindliche Eindringen in ihren Luftraum verhinderte.
    »Es hätte schlimmer kommen können«, erwiderte Mosheni in dem schwachen Versuch, sich zu rechtfertigen.
    Amatullah faltete die Hände im Schoß. Seine kurzen Beine berührten kaum den Boden. »Unser Atomprogramm wurde vernichtet, wir haben ein radioaktiv verseuchtes Loch mitten in unserer zweitgrößten Stadt, und der ganze Westen lacht über uns. Bitte, sagen Sie mir, wie es noch schlimmer hätte kommen können.« Er warf die Hände in die Luft. »Ich würde wirklich gern wissen, wie Sie in alldem noch etwas Positives sehen können.«
    Moshenis Gesicht

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