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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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entstehen Löcher, es stürzen auch Teile der Decken ein und drinnen ist alles verkohlt, aber es sieht nicht so aus, als hätte sich die Erde geöffnet und das ganze verdammte Ding verschluckt.«
    »Was war es dann?«
    »Sie hatten ein paar Leute da drin, und das wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Sie konnten offenbar unbemerkt Sprengladungen anbringen und das Gebäude in die Luft jagen. Das ist die einzige Erklärung, die für mich einleuchtend klingt.«
    Der Präsident drehte sich mit seinem Sessel herum und dachte über das nach, was er gerade gehört hatte. Nach einer Weile blickte er auf und sagte: »Was spielt es überhaupt für eine Rolle, ob die Israelis es mit einem Luftschlag getan haben oder irgendwie anders? So oder so wären sie diejenigen, die die Anlage zerstört haben.«
    Rapp lächelte. »Es ist insofern wichtig, weil sich für uns eine Gelegenheit ergeben könnte, kreativ mit der Wahrheit umzugehen und die Iraner als Lügner bloßzustellen.«
    Der Präsident war für einen Augenblick sprachlos. Er sah Irene Kennedy an und wandte sich dann wieder Rapp zu. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Ich genauso wenig«, gab Kennedy zu.
    »Haben Sie je von einer Gruppe gehört, die sich Volksmudschaheddin des Iran nennt? Die PMOI? Die Gruppe gehört zum Nationalen Widerstandsrat des Iran. Sie besteht aus regimekritischen Leuten der verschiedensten Richtungen. Sie leben größtenteils in Europa. Es sind Wissenschaftler, Lehrer, Künstler … alle möglichen Leute, die von den Geistlichen unterdrückt wurden und das Land verließen. Sie waren bei der Revolution 1979 dabei und mussten dann feststellen, dass sie nicht erwünscht waren, nachdem der Schah geflüchtet war. 1981 wurden Hunderte der führenden Vertreter festgenommen und ins Evin-Gefängnis gebracht, wo Khomeini sie erschießen ließ. Die PMOI ist auch als MEK bekannt. Diese Leute haben uns im Nordirak sehr geholfen. Jedes Mal, wenn die Sunniten Ärger machen oder die Iraner eine ihrer Badr-Brigaden schicken, um Unruhe zu stiften, rufen wir die Leute von der MEK, und sie lösen das Problem.«
    »Stehen sie nicht auf einer Liste von Terroristen?«, fragte der Präsident.
    »Ein schlechter Schachzug der letzten Regierung. Sie dachten, sie könnten im Iran Sympathien gewinnen, was ziemlich naiv war, aber das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren. Das Entscheidende ist, dass die MEK eine Kraft ist, mit der man rechnen muss. Es gibt einige Gründe, warum Mosul viel friedlicher ist als Bagdad oder Basra, und einer der wichtigsten ist die MEK. Die iranische Regierung hasst diese Leute wie die Pest, und die MEK hält von den fundamentalistischen Geistlichen auch nicht besonders viel.«
    »Und was haben sie mit der aktuellen Krise zu tun?«
    »Gar nichts«, antwortete Rapp lächelnd, »aber wir sorgen dafür, dass sie etwas damit zu tun haben.«

18 TEHERAN, IRAN
    Ashani fühlte sich, als wäre er in einem anderen Universum gelandet, wo oben und unten vertauscht waren. Er hatte ja erwartet, dass die Verantwortlichen Tapferkeit zur Schau stellen und sich eine geeignete Strategie zur Vergeltung überlegen würden – aber das hier war absoluter Wahnsinn. Der Mann, der sie in diese kritische Situation gebracht hatte, würde auch in der nächsten Phase des Konflikts seine martialische Propaganda zum Besten geben. Das Letzte, was sie jetzt brauchten, war noch mehr von dieser flammenden Rhetorik und die Androhung von großen Vergeltungsschlägen. Der Sicherheitsrat musste dringend der Wirklichkeit ins Auge sehen. Unter normalen Umständen hätte Ashani nie daran gedacht, Amatullah vor dem Obersten Führer zu widersprechen, aber die Situation war nicht mehr dieselbe. Auch in ihm hatte sich etwas verändert, und er wusste, dass es damit zu tun hatte, dass er so knapp dem Tod entronnen war.
    Er hatte immer gewusst, dass Amatullah der rücksichtsloseste und arroganteste unter den politischen Verantwortlichen des Landes war. Es waren vor allem seine hetzerischen Reden, die das Land in diese Krise gestürzt hatten. Dieser Mann hatte die grenzenlose Gabe, sich selbst und andere zu täuschen. Er war unfähig, das Offensichtliche zu erkennen. Irans Atomprogramm lag in Trümmern. Die Anlage war völlig zerstört. Alle Geheimdienstinformationen deuteten darauf hin, dass Israel über mehr als hundert Atomwaffen verfügte, und Amerika hatte so viele, dass sie Hunderte Millionen Dollar dafür ausgaben, alte Waffen auszumustern. Die

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