Die Bedrohung
Anruf machen.« Rapp griff nach dem Telefon und wählte die Nummer eines Büros in Langley, Virginia. Er spürte, dass der Typ ihn immer noch ansah.
»Sind Sie von der Presse?«
Rapp drehte sich zu ihm. »Echt guter Witz, Kumpel.«
»Ich sehe Ihren Ausweis nicht«, erwiderte der Typ mit fester Stimme, »und die Presse hat hier oben keinen Zutritt.«
»Ausweis«, sagte Rapp mit mexikanischem Akzent, »wir brauchen keine verdammten Ausweise.«
Der Mann sah ihn sprachlos an.
» Blazing Saddles . Haben Sie ihn nicht gesehen?« Rapp hörte, dass das Telefon am anderen Ende der Leitung zu läuten begann.
»Nein.« Der Typ schien das gar nicht witzig zu finden. »Warum tragen Sie keinen Ausweis?«
Eine Frauenstimme meldete sich am Telefon. »Büro von Rob Ridley. Penny hier.«
»Penny, hier Mitch. Ist Rob da?«
»Wo ist Ihr Ausweis?«, beharrte sein Sitznachbar.
»Einen Moment, Penny.« Rapp deckte das Telefon mit der Hand ab und sah dem Mann zum ersten Mal in die Augen. »Lassen Sie mich raten … Jurastudium? Ivy League, University of Michigan, irgend so was in der Art … irgendeine Universität, wo Sie gelernt haben, sich durchzusetzen.«
»Dartmouth.«
»Gut für Sie. Tolle Uni. Und jetzt verschwinden Sie.« Rapp streckte den Daumen aus und zeigte auf den Mittelgang. »Ich habe einen wichtigen Anruf zu machen. Jetzt wäre ein guter Moment für Sie, um mal schnell aufs Klo zu gehen.«
»Ich finde das gar nicht …«
Rapp ließ ihn nicht ausreden. »Gehen Sie zu Ted Byrne und fragen Sie ihn, wer ich bin.«
Der junge Mann klappte widerstrebend seinen Laptop zu und ging.
Rapp hob das Telefon wieder ans Ohr und sagte: »Rob.«
»Du sagst es, Mr. Big Shot. Ich habe gehört, POTUS hat dich zu einem Flug mit seiner Maschine eingeladen.«
»Ich hätte gedacht, dass du an einem Tag wie heute mehr zu tun hast, als dich mit irgendwelchem Klatsch zu beschäftigen.«
POTUS war das Akronym für ›President of the United States‹. Ridley leitete die Near East Division der CIA-Operationsabteilung. Seine Sektion stand im Zentrum des Sturms, der sich gerade zusammenbraute. Er war ein ehemaliger Marine, ein ausgesprochener Klugscheißer und einer der fähigsten Männer, mit denen Rapp je zusammengearbeitet hatte.
»Du rufst ja nicht mehr an. Ich bin auf Klatsch angewiesen, um etwas von dir zu hören.«
»Und was hörst du so?«
»Na ja … so ziemlich jeder Politiker in der Stadt will Informationen haben, damit sie im Fernsehen auftreten und so tun können, als wüssten sie, wovon sie reden. Mein Amtskollege in Israel ruft mich nicht zurück, und die Telefonleitungen zwischen Teheran und Beirut laufen so heiß, dass sie durchbrennen.«
»Hast du irgendwen beim Mossad erreicht?«
»Nein, und ich habe es schon in einigen Büros probiert. Ein paar alte Kumpel, mit denen ich mal den einen oder anderen gekippt habe. Niemand da drüben geht ans Telefon.«
»Dann hast du also nichts.«
»Von ihnen nicht, aber ich würde nicht sagen, dass wir gar nichts haben. Es kursieren eine Menge Gerüchte.«
»Wie wär's, wenn du ein neues in die Welt setzt?«
Einen Moment lang herrschte Stille. »Ich höre«, sagte Ridley schließlich.
»Erinnerst du dich an den Typen, mit dem wir uns letztes Jahr drüben in der Sandbox getroffen haben?« Rapp meinte den Irak.
»Ich habe eine Menge Typen dort getroffen. Du musst schon etwas deutlicher werden.«
»Der Typ von der PMOI.«
»PMOI?«
Rapp sprach von den Volksmudschaheddin des Iran, aber das wollte er nicht laut sagen. »Wir waren bis vier Uhr morgens bei ihm, wir tranken Brandy und rauchten Zigarren.«
»Oh ja«, antwortete Ridley. »Ich erinnere mich.«
»Weißt du, wo er ist?«
»Soweit ich weiß, pendelt er zwischen Mosul und Bagdad hin und her. Er hat ein Autoteile-Geschäft, ob du's glaubst oder nicht. Was man so hört, geht es sehr gut.«
»Such ihn und mach ein Treffen aus.«
»Für wann?«
»Gleich morgen früh«, sagte Rapp. »Und lass jemand anderen dem Präsidenten Bericht erstatten. Du kommst mit mir.«
»Willst du mir erzählen, worum es geht?«
»Das mache ich im Flugzeug. Wir treffen uns in zwei Stunden in Andrews.«
»Alles klar.«
16 TEHERAN, IRAN
Ashani stellte fest, dass sich die Hustenanfälle etwas im Zaum halten ließen, wenn er kontrolliert und flach atmete. Er saß auf der Couch und stützte sich auf die Armlehne, mit dem Obersten Kommandanten der Streitkräfte zu seiner Rechten und dem Außenminister daneben. Der Oberste Führer saß
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