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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Minister Salehis Rede vor der UNO zu übertragen. Sie hatten es immer wieder angekündigt und wollten auch die Reaktion der amerikanischen Außenministerin mit all ihren Lügen zeigen. Es saßen bestimmt viele Iraner vor dem Fernseher, und die Anschuldigung, dass Amatullah und die anderen politischen Verantwortlichen pornografische Filme ansahen, würde nicht sehr erfreut aufgenommen werden. Ashani dachte sich, dass das ein genialer Schachzug war. Wahr oder nicht, es spielte keine Rolle. Wenn eine Gesellschaft, so wie im Iran, von sexueller Unterdrückung geprägt war, richtete auch die bloße Behauptung schon großen Schaden an.
    Amatullah schrie ins Telefon, während seine Augen weiter auf den großen Bildschirm starrten. Mit jeder quälenden Sekunde, die verging, verlor er immer mehr die Nerven. Schließlich griff er nach einem Briefbeschwerer und schleuderte ihn auf den Fernseher. Der Gegenstand prallte gegen die schützende Plexiglasschicht und landete auf dem Boden, ohne mehr als einen Kratzer auf dem Bildschirm zu hinterlassen. Nachdem dieser Versuch, die verfluchte Sendung zu stoppen, gescheitert war, schrie Amatullah nur noch lauter ins Telefon.
    Ashani blickte zwischen Amatullah und dem Fernseher hin und her, als wäre er als Zuschauer bei einem Sportereignis. Er hatte sich insgeheim immer wieder gefragt, wann dieser Augenblick kommen würde. Mit dem Krieg im Nachbarstaat Irak war die MEK immer stärker und auch kühner geworden. Jahrelang hatte sein Ministerium Dissidenten und Widerstandskämpfer verfolgt und ermordet. Seit einigen Jahren waren es eher seine Leute, die in Angst lebten. Die Vorfälle waren zwar noch auf die nördlichen Provinzen beschränkt, doch das Blatt wendete sich zusehends. Er hatte Amatullah und die anderen Mitglieder des Sicherheitsrats immer wieder gewarnt, dass die reale Gefahr bestand, dass der Aufstand auch auf andere Provinzen übergreifen könnte. Doch Amatullah und seine engsten Berater waren so verblendet von ihren eigenen Plänen, Erhebungen in den Nachbarstaaten Afghanistan und Irak anzuzetteln, dass sie nicht auf seine Warnungen hörten.
    Fast wie auf Anweisung eines Regisseurs begann der Bildschirm in Amatullahs Büro zu flimmern, nachdem der maskierte Sprecher der MEK seine Botschaft mit den Worten schloss: »Die Zerstörung der Anlage von Isfahan soll den Anfang vom Ende für diese Tyrannen bedeuten, und den Beginn des Kampfes für einen wahrhaft islamischen und demokratischen Iran.«

29 MOSUL, IRAK
    Der klapprige Oldsmobile Cutlass rollte die fast leere Straße entlang. Durch das zusätzliche Gewicht der Panzerung kroch der Wagen schwerfällig dahin. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und ein grauer Dunst hing über der Stadt. Rapp war erst zwei Tage in Mosul, und Stilwell hatte schon viermal das Auto gewechselt. In diesem Wagen stank es nach Zigarettenrauch und irgendetwas Säuerlichem, von dem Rapp nicht genau sagen konnte, was es war und es auch nicht wirklich wissen wollte. Zerdrückte Limonadedosen, Plastikbecher und Sandwichverpackungen lagen auf dem Boden herum, und der Aschenbecher war mit Kippen angefüllt. Es war eine List, die Rapp selbst schon oft angewandt hatte. Wenn man als leicht vergammelter Typ durch die Gegend lief, hatte man die besten Aussichten, von niemandem beachtet zu werden.
    Als CIA-Mann in Mosul musste man stets einen Balanceakt vollführen. Man musste sich unter die Leute wagen, um Informationen zu sammeln und wertvolle Kontakte zu knüpfen, aber man musste gleichzeitig höllisch auf seine Sicherheit achten. Die andere Möglichkeit war natürlich, hinter den sicheren Mauern des nächstgelegenen amerikanischen Stützpunktes zu sitzen und die Leute aus der Gegend zu sich kommen zu lassen. Doch es war schwer, ein Gespür dafür zu bekommen, was draußen vor sich ging, wenn man sich nicht unter das Volk mischte. Stilwell wusste, dass man sich stets in eine Position begeben musste, in der man den Glücksfund machen konnte, der schon so manchem Auslandsmitarbeiter des Geheimdiensts zu einer steilen Karriere verholfen hatte. Die Leute, mit denen man es hier zu tun bekam, ließen sich in drei Kategorien einteilen. Da waren zum einen diejenigen, die das bestehende System satthatten; im Falle des Iran waren das diejenigen, die genug hatten von Korruption und Gewalt. Das waren für gewöhnlich die Besten. Gute Leute, die nicht länger hinnehmen wollten, dass in ihrer Umgebung Terroristen, Rowdys und Kriminelle das Sagen hatten. Die zweite

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