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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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wirkungsvolle Propaganda stets Vorrang vor den nackten Tatsachen habe.
    Außenministerin Wicka erschien auf dem Bildschirm. Rapp bemerkte, dass die stets so ruhig und souverän auftretende Frau offenbar Mühe hatte, ihren Zorn zu bezähmen. Sie trug ihre Lesebrille und blickte zum iranischen Außenminister hinüber, während einer ihrer Assistenten ihr etwas ins Ohr flüsterte. Wicka nickte, und der Assistent setzte sich wieder auf seinen Platz. Sie öffnete mit einer energischen Geste ihre lederne Mappe, nahm sich einen Moment Zeit, um noch einen kurzen Blick auf ihre Notizen zu werfen, ehe sie die Mappe schloss und die Brille abnahm. Sie blickte in die Runde der Botschafter, die die fünfzehn Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrats repräsentierten, und schüttelte dann den Kopf in der Art einer Mutter, die mit ihrem Kind unzufrieden war.
    »Ich möchte zuallererst hier vor Ihnen versichern, dass die Vereinigten Staaten absolut nichts mit den Vorfällen zu tun haben, die sich in der Atomanlage von Isfahan ereignet haben. Was Sie soeben beobachten konnten, war eine Taktik, zu der die iranische Regierung jedes Mal greift, wenn sie ein Problem hat. Man beschuldigt automatisch die USA und Israel. Hinter allem steckt der große Satan.« Wicka sah Salehi vorwurfsvoll an. »Jedes Mal, wenn es im Iran zu einer Katastrophe kommt, kramen die politischen Verantwortlichen wieder das Sternenbanner und den Davidstern heraus, um das Volk von ihrer eigenen misslungenen Politik abzulenken. Ich finde, wir müssen schon viel zu lange als Prügelknabe herhalten.«
    Wicka blickte über die Schulter zurück und zeigte auf die Leinwand. »Erstes Dia, bitte.«
    Ein Satellitenfoto der Anlage von Isfahan erschien auf der großen herausfahrbaren Leinwand. »Diese Fotos wurden kurz vor der Zerstörung der iranischen Atomanlage aufgenommen. Ich möchte im Übrigen daran erinnern, dass diese Anlage gegen die UN-Resolutionen sechzehn-sechsundneunzig und siebzehn-siebenundvierzig verstößt.« Wicka machte eine kleine Pause, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Die nächste Serie von Fotos wird Ihnen die Zerstörung der Anlage zeigen.«
    Mehrere hochauflösende Bilder erschienen, von Wicka kommentiert, nacheinander auf der Leinwand. »Achten Sie bitte darauf, dass es keinerlei Anzeichen einer Explosion gibt, keine Lichtblitze und keine hochfliegenden Trümmer.« Wicka schaute kurz zurück. »Nächste Serie, bitte.«
    Stark vergrößerte Fotos des Dachs der Anlage erschienen auf der Leinwand, die nun in vier Abschnitte unterteilt war. Man konnte deutlich die Lüftungsanlage sowie die Oberflächenstruktur des massiven Betondachs erkennen. Die Bildserie begann mit dem unbeschädigten Dach und zeigte dann die ersten Anzeichen der Zerstörung in Form von Rissen, die aus der Entfernung wie feine Haarrisse aussahen. Sie waren mit roten Pfeilen gekennzeichnet und wurden durch eine Vorher-Nachher-Gegenüberstellung hervorgehoben. Die nächste Fotoserie zeigte Risse, die in Form eines gezackten Spinnwebmusters von der Mitte des Daches ausgingen. Die Linien waren nun ganz deutlich zu erkennen, sodass keine roten Markierungspfeile mehr notwendig waren.
    »Beachten Sie bitte«, fuhr Wicka fort, »dass nirgends die typischen Anzeichen einer Bombe, die das Dach durchbricht, zu erkennen sind. Unsere Experten haben diese Fotos eingehend studiert, und wir würden vorschlagen, dass die anderen ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats ihre Satellitenbilder entsprechend analysieren.«
    Die nächste Fotoserie zeigte den Einsturz des Daches; ein großer Teil in der Mitte gab nach und fiel in sich zusammen. Weitere Teile folgten rasch nacheinander. Es sah fast so aus, als würde die Erde das ganze Gebäude verschlucken. Auf dem letzten Bild begann eine Wolke aus Staub und Trümmern aus dem riesigen rechteckigen Loch emporzusteigen.
    »Man sieht nicht nur keine Bombentrichter, es gibt auch nicht die typischen Explosionen, die man bei einem Luftangriff erwarten würde. Wir haben diese Fotos einem Dutzend Experten vorgelegt, sowohl zivilen als auch militärischen Fachleuten auf ihrem Gebiet, und sie stimmen alle darin überein, dass die Ursache für den Einsturz der Anlage im Inneren des Gebäudes zu suchen ist. Es gab keinen Angriff von außen. Es wurden keine Bomben von Flugzeugen abgeworfen, wie die iranische Regierung behauptet.« Wicka wandte sich direkt an den iranischen Außenminister. »Zuerst dachten wir, dass der Einsturz möglicherweise auf bauliche Mängel

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