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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zurückzuführen sei, aber wir verwarfen diese Möglichkeit gestern, als neue Informationen auftauchten.«
    Wicka blickte über die rechte Schulter zurück und nickte ihrem Assistenten kurz zu. »Die iranische Regierung möchte die Welt gern glauben machen, dass sie die volle Unterstützung ihres Volkes genießt, dabei ist in Wahrheit das Gegenteil der Fall. Die Volksmudschaheddin des Iran, der Nationale Widerstandsrat des Iran und die Mudschaheddin-e-Khalq sind nur einige der vielen Gruppen, die sich der diktatorischen iranischen Regierung widersetzen.« Die Namen der Gruppen waren auf dem Bildschirm zu lesen. »Seit fünfundzwanzig Jahren versuchen die geistlichen Hardliner diese Gruppen schon zu zerschlagen, indem sie ihre Führer ermorden und ihre Mitglieder internieren, weil sie es wagen, sich öffentlich gegen ihre Politik der Unterdrückung auszusprechen. Durch rigorose Kontrolle der Medien ist es der iranischen Regierung weitgehend gelungen, diesen wachsenden inneren Widerstand vor der Welt verborgen zu halten. Mit dem Internet ist es für diktatorische Regimes wie das in Teheran jedoch immer schwerer geworden, den Informationsfluss zu kontrollieren.
    Sie hören jetzt eine Stellungnahme von den Mudschaheddin-e-Khalq oder MEK, wie sie gemeinhin genannt werden. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass dieses Video für jedermann im Internet zu sehen ist. Man hat mir gesagt, dass es zurzeit auch auf Al Jazeera läuft.«
    Rapp verfolgte das Video, das am Tag zuvor in Massouds Haus gedreht worden war. Ein Mann war zu sehen, der mit überkreuzten Beinen auf dem Boden saß. Er trug einen grünen Militäranzug und eine schwarze Kapuze mit Augenschlitzen. Eine russische AK-74 lag auf seinem Schoß. Hinter ihm hing ein blaues Banner an der Wand. In Persisch und Englisch stand darauf ›Freiheit für den Iran‹ und ›Mudschaheddin-e-Khalq‹. Der Mann unter der Kapuze war Massouds Neffe, der fließend Farsi und Englisch sprach. Er begann in Farsi und wechselte dann ins Englische.
    »Das iranische Volk leidet schon viel zu lange, während seine politischen Führer die Schätze von Schah Mohammed Reza Pahlewi genießen. Das tapfere iranische Volk hat sich gegen die Unterdrückung durch den Schah erhoben und ihn zu Fall gebracht, doch die Revolution wurde ihm von einer Gruppe von selbstsüchtigen Männern gestohlen, die in die eigene Tasche wirtschaften, während wir anderen kaum unsere Familien ernähren können. Es gibt keine Freiheit des Denkens, keine freie Meinungsäußerung und keine Glaubensfreiheit. Nur die strengen Verordnungen von selbstsüchtigen Männern, die in den Palästen des Schahs leben, wo sie teuren Wein trinken und sich pornografische Satellitenprogramme im Fernsehen ansehen.«
    Rapp lächelte, als er den Worten lauschte, die er selbst verfasst hatte. Er hatte eine Weile überlegt, ob er den Vorwurf der Pornografie einflechten sollte. Für einen Zuhörer im Westen mochte die Anschuldigung lächerlich klingen, doch bei den Menschen, die unter den strengen Gesetzen des Islam zu leben hatten, konnte eine solche Anschuldigung den Verdacht wecken, dass diejenigen, die die Gesetze machten, sich selbst darüber hinwegsetzten. In diesem Teil der Welt konnte ein solcher Vorwurf einen Aufruhr auslösen.
    »Sie werden von einer Geheimpolizei bewacht«, fuhr der maskierte Mann fort, »die noch brutaler ist als die verhasste SAVAK des Schahs. Da werden Menschen geschlagen, gefoltert und ermordet, weil sie es wagen, offen ihre Meinung zu sagen. Die Regierenden geben Milliarden aus, um Atomwaffen zu entwickeln, während der einfache Bürger Mühe hat, seine Familie zu ernähren. Was haben wir als Volk von diesem Streben nach Atomwaffen, die wir nicht brauchen und von denen die Welt nicht will, dass wir sie haben? Die Antwort lautet: gar nichts. Sie haben unsere große Nation zu einem Außenseiter in der Gemeinschaft der freien Welt gemacht. Ich frage meine iranischen Landsleute: Ist das Leben heute in irgendeiner Weise besser als einst unter dem Schah? Die traurige Wahrheit ist, dass das nicht der Fall ist. Und aus diesem Grund haben wir die Atomanlage in Isfahan zerstört. Wir haben unsere Leute in den Revolutionsgarden und in jeder staatlichen Behörde. Die Anlage von Isfahan war ein Symbol für alles, was an unserer politischen Führung schlecht ist. Kümmern sich diese Leute etwa um wirtschaftlichen Wohlstand für das Land? Nein. Ihnen geht es nur um ihre Macht, die sie sich so gierig angeeignet haben. Wir haben

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