Die Bedrohung
freie Straße, zum Tigris hinunter und weiter zu dem Hubschrauber, der auf sie wartete.
Rapp wandte sich wieder dem anderen Fenster zu. »Der schwierige Teil sollte vorbei sein, jetzt, wo die eine Seite die Stadt verlassen hat.«
»Glaube ich auch.« Stilwell drückte ein paar Tasten und veränderte damit den Kamerawinkel auf dem Hauptmonitor. »Das war wirklich eine Mordsidee, die du da hattest, Mitch. Könnte etwas für die Geschichtsbücher werden.«
»Du bist ein bisschen voreilig, Don Juan. Es gibt da eine Menge verrückter Mullahs in Teheran, denen das gar nicht gefallen wird.«
»Selbst wenn sie unser Hilfsangebot nicht annehmen, ist es dir zumindest gelungen, die Aufmerksamkeit von uns und Israel abzulenken.«
»Wir werden sehen.« Rapp verfolgte, wie Kennedy in ihren gepanzerten Suburban einstieg. Die Sicherheitsleute eilten zurück zu ihren Fahrzeugen und stiegen ebenfalls ein. Der führende Toyota 4Runner setzte sich in Bewegung. Es ging alles um einiges langsamer als bei Ashanis Wagenkolonne. Einer nach dem anderen folgten die anderen Wagen in gemächlichem Tempo die Straße hinunter. Die beiden Streifenwagen setzten zurück und schufen so eine Lücke. Der Führungswagen fuhr in die Kreuzung ein und bog links ab. Als Nächstes kam der erste gepanzerte Suburban. Rapp hatte gesehen, dass Kennedy in den zweiten Suburban eingestiegen war. Die drei anderen Fahrzeuge waren weiße Toyota 4Runner, die aussahen, als wären sie von einer Kolonne der Vereinten Nationen ausgeliehen. Als Kennedys Suburban abbog, bemerkte Rapp etwas Sonderbares. Die Polizisten auf der linken Straßenseite begannen in Rapps Richtung zu laufen. Rapp schob die Glasschiebetür auf und trat auf den Balkon hinaus. Er blickte auf den Bürgersteig unter ihm hinunter, um zu sehen, was los war. Da war nichts. Keine Fußgänger. Keine Autos. Nichts. Er schaute auf die laufenden Polizisten hinunter und sah, dass einige von ihnen zurückblickten. Sie liefen nicht auf irgendetwas zu, sondern von etwas weg. Rapp richtete seinen Blick wieder auf die Kreuzung, als das letzte Auto links abbog.
Da war plötzlich Bewegung hinter dem weißen SUV. Rapp sah, dass die beiden Polizisten an den schweren Maschinengewehren diese herumschwenkten. Andere Polizisten sprangen hinter Autos und suchten Deckung hinter Gebäuden. Rapps Körper spannte sich an, er kniff die Augen zusammen, und seine rechte Hand griff nach dem Sicherungshebel seines M-4-Karabiners. Sein ganzer Überlebensinstinkt schrie auf und sagte ihm, dass da irgendwas nicht stimmte. Er beugte sich über das Geländer, um zu sehen, ob da irgendeine verborgene Bedrohung lauerte, die ihm entgangen war. Gleichzeitig griff er in sein Hemd und schaltete sein Funkgerät ein, um sich mit Kennedys Sicherheitsteam in Verbindung zu setzen.
Das dröhnende Knattern eines Maschinengewehrs Kaliber .50 ließ Rapp zusammenzucken. Hier in der Stadt mit dem vielen Asphalt und Beton klang die Waffe wie Kanonendonner. Rapp verfolgte entsetzt, wie zwei der schweren MGs ihre anhaltenden Feuerstöße abgaben. Der letzte der weißen SUVs wurde förmlich zerrissen.
Es folgte eine laute Explosion, dann hörte Rapp McDonalds Stimme im Ohrhörer. »Scheiße! Wir werden angegriffen. Nicht anhalten! Weiter, weiter, weiter!«
Auf die erste Explosion folgten zwei weitere. Rapp riss seine Waffe hoch und rief über die Schulter zurück: »Ruf die Quick Reaction Force, sofort!«
Rapp sah, wie die hintere Tür des letzten SUVs aufging. Ein offenbar verwundeter Sicherheitsmann fiel aus dem Wagen und versuchte hinter dem Hinterrad in Deckung zu gehen. Einige Polizisten, die sich hinter dem Kofferraum ihres Streifenwagens verschanzt hatten, eröffneten das Feuer auf den Mann und pumpten ihn gnadenlos mit Kugeln voll. Rapp atmete tief durch und zwang sich, nicht sofort die Polizisten aufs Korn zu nehmen. Sie konnten warten.
Der mattschwarze Schalldämpfer am Ende seiner Waffe erhöhte ihre Präzision nur noch mehr. Das L-3-EOTech-Visier bestand aus einem quadratischen Sucher mit einem roten Leuchtpunkt in der Mitte. Es war ein erstaunlicher Fortschritt in der Gefechtstechnologie, dass der Schütze nun beide Augen offen halten konnte, während er sich sein Ziel suchte. Rapp nahm den MG-Schützen ganz rechts ins Visier, sodass der rote Punkt auf seinem Kopf lag, beugte sich ganz leicht vor und drückte ab. Der leichte Rückstoß des M-4-Karabiners riss den Lauf nur etwa zwei Zentimeter nach oben. Rapps Reaktion entsprang zahllosen
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