Die Bedrohung
geworden?«
»Ich will nicht darüber diskutieren. Macht diese Kisten auf«, sagte er und zeigte auf die gestapelten Waffen. »Die Hälfte der Jungs soll aufs Dach steigen, die andere Hälfte auf den Balkon, und dann feuert ihr auf alles, was sich bewegt, außer auf mich.«
Rapp setzte die Balaklava auf und sah die Kurden an. »Schießt nicht auf mich. Schwarze Hose, graues Hemd, schwarze Mütze.« Er griff sich an jedes Kleidungsstück. »Auf alle außer mir.«
37
Imad Mukhtar sah durch das staubige Schaufenster des Geschäftslokals und überblickte die Szene draußen auf der Straße. Eineinhalb Blocks entfernt hatten die Polizisten ihre Barrikade errichtet, so wie sie es ihm gesagt hatten. Mukhtar hatte starken Druck auf Ali Abbas ausgeübt. Er hatte Abbas vor zwei Jahren selbst als Kommandanten der Hisbollah in Mosul eingesetzt. In dieser Zeit hatte Abbas ein effizientes Netzwerk aufgebaut. Er konnte nicht so spektakuläre Erfolge vorweisen wie seine Kameraden in Basra und Bagdad, doch seine Aufgabe war aufgrund der großen kurdischen Volksgruppe um vieles schwieriger. Er war hier, um Informationen zu sammeln und kleinere Operationen gegen die Amerikaner durchzuführen. Unter anderem hatten seine Leute herausgefunden, dass die sunnitisch dominierte Polizei durch und durch korrupt war. So gut wie jeder Polizist war einst von Saddam hierherbeordert worden, um den Einfluss der Kurden und Schiiten einzudämmen.
Nachdem Saddam weg war, taten sie so gut wie alles, um zu überleben. In vielerlei Hinsicht glichen sie mehr dem organisierten Verbrechen als einer Polizeieinheit. Wenn jemand Schutz brauchte, musste er dafür bezahlen. Sogar jene, die nur in Ruhe gelassen werden wollten, mussten zahlen. Um die Polizei zur Kooperation zu bewegen, hatte es einer Lüge bedurft, und eines großen Teils der 250.000 Dollar, die ihm Amatullah mitgegeben hatte. Abbas hatte Mukhtar gesagt, dass die Polizisten wahrscheinlich nicht mitmachen würden, wenn sie wüssten, dass das Ziel eine so hochrangige Person wie die Direktorin der Central Intelligence Agency war. Sie hatten eine ähnliche Operation zusammen mit der iranischen Quds-Einheit durchgeführt und danach einige Probleme bekommen – also musste Mukhtar zu einer Notlüge greifen.
Sie erzählten dem Polizeikommandanten, dass die Zielperson ein jüdischer Bankier aus der Schweiz sei. Mukhtar wusste, dass sich beide Seiten darauf geeinigt hatten, dass die lokale Polizei nur für die Überwachung des Verkehrs und des Sicherheitskordons zuständig sein sollte. Man war außerdem übereingekommen, dass die Polizei nicht erfahren sollte, wer an dem Treffen teilnehmen würde. Mukhtar bot dem Kommandanten eine stattliche Summe; der Mann nahm an, fügte jedoch hinzu, dass er auch einen Anteil am Lösegeld haben wolle. Mukhtar willigte nach zehnminütiger Verhandlung ein, doch als der Kommandant noch weiter verhandeln wollte, reichte es ihm. Er wies darauf hin, dass der Beitrag der Polizei sehr gering war. Mukhtar hatte seine eigenen Leute und auch die Polizeiwagen. Alles, was der Kommandant zu tun hatte, war, seine eigenen Leute vom Geschehen fernzuhalten, bis sich der Staub gelegt hatte und die amerikanischen Truppen erschienen. Dann konnte er kommen und so tun, als wüsste er von nichts.
Mukhtars Blick ruhte auf Ali Abbas. Er stand in seiner Polizeiuniform an der nächsten Ecke, von wo er Mukhtar das Signal geben würde, dass sich die Kolonne in Bewegung setzte. Mukhtar hatte ihn kurz zuvor über Funk angewiesen, diesen Idioten auf den Pick-up-Trucks zu sagen, dass sie ihre Waffen in die andere Richtung schwenken sollten, bis er den Befehl zum Angriff gab. Die Amerikaner waren zwar dumm, aber nicht so dumm.
Abdullah hatte klargemacht, dass Minister Ashani auf keinen Fall etwas zustoßen dürfe. Damit ihr Plan aufging, durfte nicht bekannt werden, dass ein so hoher Amtsträger mit der Direktorin der CIA zusammengetroffen war. Für Mukhtar waren einzelne Personen generell ersetzbar, aber nicht in diesem Fall. Er verdankte Ashani sein Leben. Wenn der Minister nicht gewesen wäre, dann wäre er diesem Idioten Ali Farahani in den Tod gefolgt und so wie er in ein radioaktiv verseuchtes Loch gestürzt. Der Gedanke an einen solchen Tod brachte seine Hände zum Zittern. Vor einigen Jahren, während eines ihrer kurzen Kriege mit den Zionisten, war eine israelische Bombe in dem Haus eingeschlagen, in dem er sich befand, und hätte ihn beinahe getötet. Mukhtar war zwei Tage in einem Keller
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