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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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oft wird sich ihr angesichts ihrer Beschränkungen wohl die Gelegenheit zur Rache bieten?«
    »Wenn der Bote eine andere Person wäre, würde ich dir zustimmen«, gab Marcus ruhig zurück. »Aber ihr eigenes Kind wird sie nicht wegen irgendwelcher Rachegefühle sterben lassen – vorausgesetzt, sie will sich überhaupt rächen.«
    Der Kursor starrte Marcus lange an und fragte schließlich leise: »Und wenn du dich irrst?«
    »Ich irre mich nicht.«
    Der alte Kursor kniff die Augen zusammen. »Du hast dir darüber weitaus mehr Gedanken gemacht, als ich von einem alten Soldaten erwarten würde.«
    Der Hals des Ersten Speers spannte sich stahlhart an, aber er ließ es nicht zu, dass sich diese Anspannung in Brust und Schultern fortsetzte, wo Magnus sie ohne Schwierigkeiten bemerken würde. »Da brauchte ich mir nicht viele Gedanken zu machen«, erwiderte er und sprach gleichmütig und selbstbewusst. »Ich war ja schon da, als die beiden in die Erste Aleranische eingetreten sind. Habe sie zusammen gesehen. Sie liebt diesen Jungen abgöttisch.«
    Magnus gab einen Laut von sich, der wie ein schnaubendes Zugeständnis klang. Sein Blick schweifte voller Sorge von Marcus zum Heilerzelt. »Ich gehe am besten wieder hinein, falls Crassus aufwacht.«
    »Gewiss«, sagte Marcus. Er sah über das offene Gelände zu den Stadtmauern von Molvar, die kaum eine halbe Meile entfernt waren. »Es gibt noch reichlich Arbeit an der Palisade, und wir sollten sie fertig haben, ehe wir die Vorräte von den Schiffen an Land bringen.«
    Magnus nickte. »Was ist mit den Narashanern?«
    »Die haben ihr Lager auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt errichtet, auf der Ebene dort«, sagte Marcus. »Wir haben vereinbart, ständig über Boten in Verbindung zu bleiben.«
    Magnus zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Sie sind ja fast so etwas wie unsere Verbündeten«, fügte Marcus hinzu.
    »Der Feind meines Feindes ist mein Freund?«, meinte der Kursor.
    »Der Feind meines Feindes ist der Feind meines Feindes«, erwiderte Marcus. »Man sollte sich in der Hinsicht nichts vormachen. Aber wir haben gemeinsame Interessen, die durch einen stärkeren Gegner bedroht werden. Wenn sich die Narashaner nicht mit den Shuaranern einigen, wird Nasaug sicherlich alle Hilfe annehmen, die er bekommen kann.«
    »Und wenn wir uns nicht mit den Shuaranern einigen können, gibt es da dieses Bündnis zwischen Nasaug und den Freien Aleranern«, murmelte Magnus. »Genügt das, um sie davon zu überzeugen, uns beizustehen?«
    »Unmöglich vorherzusagen«, antwortete der Erste Speer. »Es kann nicht schaden, mit ihnen in Verbindung zu bleiben.«
    »Einverstanden«, sagte Magnus. »Ich schicke jemanden los, sobald wir etwas erfahren haben. In der Zwischenzeit sollten sich die Ritter Aeris bereithalten.«
    »Jawohl.«
    Der ältere Kursor nickte und ging zurück zum Zelt.
    Marcus schaute ihm hinterher und rieb sich die harten Muskeln im Nacken. Die Krähen sollen’s holen, was ist heute bloß mit mir los? Magnus musste natürlich misstrauisch werden. Valiar Marcus war vielleicht ein hervorragender Soldat und ein tapferer Veteran, doch solche Männer gingen doch keine so gefährlichen und riskanten Wetten auf die Sicherheit ihres Princeps ein. Oder wenn schon, dann setzten sie ihr Geld auf die sichere Seite. Wie in aller Welt war er darauf gekommen, die Fürstin Antillus zu holen, damit sie bei Crassus’ Heilung half, ohne sich vorher eine überzeugende Erklärung zu überlegen, warum Marcus das tun würde?
    Der Erste Speer machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück zur Palisade, wobei er einen Weg wählte, der ihn am Bereich der Ritter vorbeiführte.
    Es waren einfach so viele Aufgaben, die ihm im Kopf herumgeisterten, und genau darin bestand vermutlich das Problem.
    Crassus überlebte.
    Marcus schritt drei Stunden später ins Zelt der Heiler, wo der junge Tribun unter einer Decke auf einem Feldbett lag. Die Fürstin Antillus war nicht zu sehen, doch Magnus saß auf einem Feldhocker neben dem Bett, einem einfachen Holzrahmen mit Segeltuchbespannung. Foss war ebenfalls in der Nähe und schien sich damit zu beschäftigen, eine Wanne zu säubern, doch Marcus spürte, dass es dem Mann in den Fingern juckte, sie hinauszuwerfen, damit sein Patient endlich Ruhe fand.
    Magnus nickte dem Ersten Speer zu. »Er döst«, sagte er leise. »Aber ich wollte dich dabei haben, wenn ich ihn nach seiner Nachricht frage.«
    »Natürlich.« Marcus stellte sich zu Magnus und betrachtete

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