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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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könntet uns Dorotea ausleihen.«
    »Das würde ich gern«, sagte der Mann. »Aber sie ist beschäftigt. Anscheinend wurde einer unserer Legionares ziemlich übel von irgendeinem Zenturio zugerichtet.«
    Marcus sah an dem Tribun vorbei zu Bartillus, der bewusstlos in einer Heilwanne lag. Sein Kinn war blau und geschwollen. Neben ihm kniete, die Finger sanft auf seine Schläfen gelegt, eine Frau in einfacher grauer Kleidung. Sie war schlank, dunkelhaarig und von erlesener Schönheit. Abgesehen von dem dünnen, unheimlichen Züchtigungsring trug sie weder Schmuck noch irgendwelche anderen Verzierungen an der Kleidung.
    Während Marcus zuschaute, schob sich das Kinn des Mannes unter der Haut zurück. Sekunden später begann die Schwellung abzuklingen, und die blauen Flecken wurden heller.
    »Das ist doch nur eine kleine Verletzung, Tribun«, sagte Marcus. »Um das Leben des Boten zu retten, brauchen wir die besten Heiler des Lagers. Unser Tribun Medica ist an seine Grenzen gekommen.«
    Der Tribun der Freien Aleranischen brummte. »Ich schicke sie gleich nach drüben.«
    »Bei allem Respekt, Tribun«, sagte Marcus. »Antillus Crassus stirbt uns jetzt .«
    Die Frau schlug sofort die Augen auf und sah Marcus an. Ihr Blick durchbohrte ihn förmlich. Sie zog die Hände von Bartillus zurück, erhob sich und trat zum Tribun Medica.
    »Ich habe den Knochen gerichtet und die Schwellung zum Abklingen gebracht, Tribun«, sagte sie leise und mit gesenktem Kopf. »Ich werde sehr gern Tribun Antillus helfen.«
    Der Tribun sah sie stirnrunzelnd an, dann blickte er zu Marcus. Schließlich entließ er sie mit einem Winken. »Bleib nicht länger fort als unbedingt notwendig.«
    »Ja, Tribun«, antwortete Dorotea. Sie blickte kurz Marcus an. »Ich wäre bereit, Erster Speer.«
    Marcus nickte ihr zu, und zusammen eilten sie über den Platz zu den Heilern der Ersten Aleranischen.
    »Der Princeps hat dir gesagt, wer ich bin«, erwiderte die Frau.
    »Ja, Hoheit.«
    Sie schüttelte müde den Kopf. »Nein, nein, nein. Diese Frau bin ich nicht mehr.«
    »Wegen des Rings«, sagte Marcus. »Es muss doch möglich sein, ihn zu entfernen.«
    »Ich will ihn gar nicht entfernen«, widersprach sie ruhig. »Um die Wahrheit zu sagen, mag ich den Menschen, der ich jetzt bin, viel mehr als mein früheres Ich.«
    »Da spricht der Ring«, entgegnete Marcus leise.
    Dorotea, die frühere Hohe Fürstin von Antillus, ging ein paar Schritte schweigend weiter, ehe sie einräumte: »Mag sein, ja. Wie auch immer, für die Hohe Fürstin Antillus gibt es keine Zukunft. Dorotea hingegen hat Leben gerettet, anderen Menschen geholfen und in den vergangenen drei Jahren mehr Gutes getan als zuvor in ihrem ganzen Leben zusammengenommen.«
    »Trotzdem sitzt du dort in der Falle«, meinte Marcus. »Du bist an die Befehle von anderen gebunden. Darfst niemandem ein Leid zufügen, nicht einmal, um dich zu wehren.«
    »Und es gefällt mir so, Erster Speer.« Sie sah nach vorn zum Heilerzelt. »Wie schwer ist mein Sohn verwundet?«
    »Ich bin kein Heiler«, antwortete Marcus. »Aber ich habe Foss schon bei sehr ernsten Verletzungen gesehen. Manche davon hatte ich selbst erlitten. Wenn er Schwierigkeiten bekommt …«
    Dorotea nickte und zog eine ernste Miene. »Wir werden sehen.« Sie blickte Marcus von der Seite an. »Weiß mein Sohn Bescheid?«
    Marcus schüttelte den Kopf.
    »Mir wäre es lieb, wenn das so bleiben könnte. Es ist besser für alle Beteiligten.«
    »Gewiss.«
    »Vielen Dank.« In Doroteas Augen flackerten Unsicherheit und Angst auf, und sie ging schneller, während sie sich dem Zelt näherten. »Oh«, keuchte sie. »Oh, ich kann … Er leidet solche Schmerzen.«
    Marcus folgte ihr nicht. Einige Sekunden, nachdem Dorotea das Zelt betreten hatte, schob Magnus die Klappe zurück und kam mit harter Miene heraus zu Marcus.
    »Was im Namen der großen Elementare bildest du dir eigentlich ein?«, zischte er Marcus an. »Du weißt, wer sie ist.«
    »Ja«, antwortete Marcus gelassen.
    »Und ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass sie einen riesigen Groll gegen die Krone hegen könnte, nachdem ihr Bruder und sein Land vernichtet wurden? Dass sie diese Lage ausnutzen könnte, um sich an der Krone zu rächen?«
    »Sie ist daran gebunden, niemandem Leid zuzufügen«, hielt Marcus dagegen.
    »Und sie braucht auch niemandem ein Leid zuzufügen, um den Princeps zu töten, falls der in Schwierigkeiten steckt. Sie muss lediglich an der Aufgabe scheitern, den Boten zu retten. Wie

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