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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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den jungen Mann stirnrunzelnd. Crassus war blass, aber wiederhergestellt. Dort, wo drei oder vier Wunden an Schultern und Kopf geblutet hatten, befand sich nun frisch geheilte rosa Haut. Die Wunden waren nicht breit gewesen, nur ungefähr zwei Zoll, dafür hatten sie offen geklafft, als wären sie sehr tief. Marcus hätte sie für Verletzungen von Dolchen gehalten, wenn der Junge auf den Straßen einer aleranischen Stadt unterwegs gewesen wäre.
    Aber bei den Krähen, wie hatte sich der Junge im Himmel über Canea solche Wunden zugezogen?
    » Crassus«, sagte Magnus leise und berührte den Jungen an der Schulter. »Tribun. Wir erwarten deinen Bericht.«
    Crassus schlug die Augen auf und brauchte einen Moment, bis er klar sehen konnte. Er starrte zunächst zur Zeltdecke, ehe er Magnus anblickte. »Der Princeps. Er wird auf einem Turm gefangen gehalten. Deshalb hat er mich losgeschickt, damit ihr erfahrt, was los ist, und um die Ritter Aeris zu führen, falls wir ihn befreien müssen.«
    Magnus fuhr auf: » Falls? Er wird gefangen gehalten, da brauchen wir kein ›falls‹!«
    Der Erste Speer musste sich arg zusammenreißen, damit er seinen nächsten Satz nicht mit »offensichtlich« begann. »Vielleicht hält er es ja für vorteilhaft, vorerst dort zu bleiben, wo er ist?«, schlug Marcus vor.
    Crassus blickte zu ihm hoch und nickte. In kurzen, schlichten Sätzen berichtete er über die Reise zu der Festungsstadt Shuar, darüber, was sie über die Ereignisse in Canea während der letzten drei Jahre erfahren hatten, und über ihre Begegnung mit dem Kriegsführer.
    »Es geht ihm um ihr Wissen«, sagte Magnus. »Um das, was die Shuaraner über die Vord wissen. Die Krähen sollen ihm die frechen Augen auspicken, der Junge bringt mich noch um den Verstand. Er sollte sich einer derartigen Gefahr nicht aussetzen. Dazu sind doch Kursoren da!«
    »Er ist der Princeps«, sagte Marcus bestimmt. »Crassus, wie lauten seine Befehle?«
    »Ich soll mit den Rittern Aeris nach Shuar zurückkehren«, antwortete Crassus. »Aber er weiß noch nicht alles.«
    »Zumindest einer, der das erkannt hat«, murmelte Magnus düster.
    Der Erste Speer hielt sich zurück, sonst hätte er den Kursor gepackt und geschüttelt. »Was ist dir auf dem Rückweg begegnet?«
    »Überlebende«, sagte Crassus. »Überlebende aus Narash. Zwanzig- oder vielleicht dreißigtausend. Sie werden in einem Lager zehn Meilen von Shuar entfernt gefangen gehalten. Lararls Ritualisten benutzen ihr Blut für ihre Zauberei.«
    »Verfluchte Krähen«, keuchte Marcus. »Wenn Nasaug das erfährt …«
    »Wird seine gesamte Armee sofort losmarschieren«, vollendete der Kursor grimmig den Satz. »Wurdest du dabei verwundet, Junge?«
    »Nein«, erwiderte Crassus. »Ich wurde erst auf halbem Weg zurück angegriffen.«
    Marcus biss die Zähne zusammen und schwieg.
    »Die Vord«, sagte Crassus. »Lararl hat seine gesamte Armee in Shuar versammelt, um die Festung zu verteidigen. Aber die haben Tunnel gegraben bis in die Mitte der Hochebene. Dort strömen sie wie Ameisen aus der Erde.« Er verzog das Gesicht. »Und manche können fliegen. Die haben sich auf mich gestürzt, als ich sie nicht bemerkt habe, weil ich mir die Bodentruppen anschauen wollte.«
    Totenstille breitete sich im Zelt aus.
    Magnus setzte an, zögerte, schluckte, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schnarrte schließlich: »Wie viele?«
    »Ich weiß es nicht genau. Schätzen würde ich achtzig-, vielleicht neunzigtausend. Alle marschierten in Richtung Shuar. In einem Tag, höchstens in zwei Tagen werden sie dort sein.«
    »Verfluchte Krähen«, flüsterte Foss. Marcus wandte sich dem Heiler zu, der Crassus wie gebannt anstarrte.
    »Nun gut«, sagte Magnus mit flacher Stimme. »Nun gut, nun gut. Erster Speer?«
    Marcus schnaubte. »Ich würde sagen, die ganze Geschichte hat sich gerade von einem diplomatischen Besuch in einen Rückzug verwandelt. Wir müssen uns den Princeps holen und ihn nach Alera zurückbringen, ehe die Vord Shuar überrennen und sich auf uns stürzen. Deshalb sollten wir die Ritter Aeris losschicken, damit sie den Princeps und seine Begleiter holen. Wir nehmen währenddessen Reparaturen vor und verschwinden dann von diesem eisigen Felsen.«
    Crassus drückte sich hoch und schwang die Beine aus dem Feldbett.
    »Hey«, fuhr Foss auf. »Was machst du denn da? Legst du dich wohl sofort wieder hin, ehe die Wunden von neuem aufplatzen.«
    Crassus schüttelte den Kopf. »Ich gehe mit.«
    »Bei

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