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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Kuss, und als sie schließlich ihren Mund von seinem löste, sah sie ihn aus ihren riesigen smaragdgrünen Augen an.
    »Aleraner«, sagte sie ruhig. »Wahre Macht hat nichts mit Elementaren zu tun.« Sie drückte ihm mit dem Daumen fest auf die Stirn. »Starke, dumme Feinde lassen sich leicht besiegen. Intelligente Gegner sind gefährlich. Deine Kräfte sind gewachsen. Aber lass deine Dummheit nicht auch wachsen.« Sie liebkoste seine Wange. »Du bist einer der gefährlichsten Männer, die ich kenne.«
    Tavi betrachtete sie eingehend. »Glaubst du das wirklich?«
    Sie nickte. »Ich habe Angst, Aleraner. Die Vord machen mir Angst. Mich erschreckt der Gedanke, was sie meinem Volk antun könnten.«
    Er sah ihr in die Augen. »Was sagst du da?«
    »Angst ist ein Feind. Respektiere ihn. Aber lass dich nicht von ihm besiegen, ehe der Kampf begonnen hat.«
    Tavi wandte sich wieder den Sandtischen zu. »Ich habe auch Angst«, sagte er kurz darauf. »Angst zu scheitern. Dass die Menschen, die von meinem Schutz abhängig sind, vernichtet werden.«
    Sie nickte sachte. »Ich verstehe. Früher gab es immer jemand anders über dir, der einschreiten konnte. Der dich beschützen konnte. Deine Mutter und dein Onkel. Maestro Killian. Gaius Sextus.«
    »Jetzt bin ich ganz allein«, sagte Tavi. »Es gibt niemanden, auf den ich die Verantwortung abschieben kann.«
    »Und niemanden, dem du die Schuld geben könntest«, fügte Kitai hinzu.
    Tavi beugte den Kopf kurz vor. »Ich fühle mich … irgendwie zu klein.«
    »Du wärest ein Narr, wenn du anders empfinden würdest«, sagte Kitai. Sie verschränkte ihre Finger mit seinen. »Ich habe eine Begabung für viele Dinge. Ich reite gut. Ich klettere gut. Ich stehle gut. Ich kämpfe und tanze und liebe gut. Meine Instinkte sind hervorragend.« Sie nahm sich einen der Papierstapel und blätterte ihn durch. »Aber dies … nein. Einen Sinn in Hunderten kleinen Häppchen von Wissen zu finden? Das ist nichts für mich. Das ist deine Gabe, Aleraner.« Sie reichte ihm den Stapel. »Wissen ist deine Waffe.« Ihre Augen funkelten. »Töte die Vord damit.«
    Tavi holte tief Luft und nahm das Papier schweigend entgegen.
    »Maraul«, platzte es drei Stunden später aus ihm heraus.
    Kitai hatte sich, nachdem sie die Botschaften zum Dach gebracht hatte, mit mehreren Händen voll weißer und schwarzer Steine niedergelassen. Sie hatte irgendein Spiel gespielt, bei dem es darum ging, die Steine mit ihrem Messer zu markieren und diese Steine auf die Kreuzungen der Linien zu setzen. Sie sah ihn einen Augenblick ruhig an, verdrehte dann die Augen und sagte: »Warum habe ich nicht gleich daran gedacht?«
    »Maraul«, wiederholte Tavi. »Ich hatte es die ganze Zeit genau vor der Nase. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Warum haben die ein ganzes Jahr gegen die Vord durchgehalten, obwohl ihre Nachbarn nach drei oder vier Monaten gefallen waren? Wo liegt der Unterschied?«
    Kitai legte den Kopf schief. »Ihre Armeen waren besser? Die Narashaner hatten auch sehr viel Respekt vor ihnen.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Als sie angegriffen wurden, hatten sich die Vord bereits über drei andere Gebiete ausgebreitet. Bessere Soldaten können einen Unterschied ausmachen, wenn es um Zahlen geht, aber selbst die besten Krieger werden müde, verwundet oder können irgendwann die Ordnung ihrer Formationen nicht mehr aufrecht erhalten. Die Vord hätten sie nach und nach niedergemacht.«
    »Bessere Strategien und Stellungen?«, fragte Kitai.
    Erneut schüttelte Tavi den Kopf und deutete auf den betreffenden Sandtisch. »Ihr Land war sumpfig. Dort gab es nur ein paar natürliche Verteidigungsstellungen, und selbst die waren eher schwach.«
    »Was also dann?«
    »Genau«, meinte Tavi. »Was?« Er holte sich den Stapel Dokumente, der neben dem Maraul-Tisch lag, und begann zu lesen.
    Er brauchte zwei Stunden, bis er eine einigermaßen logische Theorie entwickelt hatte, und auch die beruhte vor allem auf einem sehr genauen Bericht von einem von Lararls Jägern an den Kriegsführer. Shuaranische Jäger, so schien es, hatten die Aufgabe gehabt, die Kämpfe in Maraul zu beobachten und Erkenntnisse über die Nachbarn und die Eindringlinge zu sammeln. Einiges davon linderte Tavis Unbehagen ein bisschen.
    Die Doppeltüren zum Raum schwangen auf, und Lararl trat zusammen mit Anag ein. Der stämmige Cane mit dem goldenen Fell ging geradewegs auf Tavi zu. »Und?«
    »Hast du die zusätzlichen Wachen aufgestellt?«, fragte Tavi.
    Lararl

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