Die Befreier von Canea
Steine vor die nördliche Vord-Linie. Dann nahm er den schwarzen Stein aus dem Gebiet. »Sie haben die nördlichen Truppen der Vord unter großen Verlusten vernichtet. Doch danach haben sie fast drei Wochen lang den Rest der Vord zurückgedrängt. Das war das einzige Mal, wo das euren Aufzeichnungen zufolge gelungen ist, Kriegsführer.«
Tavi nahm die anderen schwarzen Steine und einige weiße, bis sie wieder ihre ursprüngliche Stellung hatten. Maraul hatte jetzt weniger Truppen, aber diese beherrschten die Lage auf der Karte.
»Drei Wochen später sind die Vord erneut mit verstärkten Truppen vormarschiert.« Er deutete auf den Sandtisch. »Sie sind dem gleichen Muster gefolgt, es gab die gleiche Schlacht immer wieder im Verlauf des nächsten Jahres. Zunächst wurde heftig um den Ursprungsort der Vord gekämpft und im Anschluss wurden die Vord aus den anderen Stellungen zurückgedrängt.«
Lararl knurrte leise. »Bis die Vord sie in Grund und Boden gestampft haben.«
Tavi nickte.
»Kriegsführer«, sagte er und wandte sich Lararl zu, »den Berichten deiner Kundschafter zufolge haben die Vord in undisziplinierten Wellen gekämpft, als sie Maraul angriffen, und trotzdem bewegt sich die Horde vor den Festungsanlagen in präziser Ordnung.«
»Stimmt«, sagte Lararl und legte den Kopf ein wenig zur Seite.
»Meine Theorie lautet«, sagte Tavi langsam, »dass sie, aus welchem Grund auch immer, einen Mangel an Königinnen hatten. Vielleicht waren nur noch die erste und ihre beiden Töchter da.«
»Unfruchtbarkeit?«, knurrte Lararl.
Tavi zuckte mit den Schultern. »Ansonsten hätten sie ohne Grund große Vorteile verspielt.«
Varg zuckte zustimmend mit den Ohren. »Der Angriff auf die Festung geht sehr diszipliniert vonstatten. Daher muss die Königin hier in der Nähe sein.«
»Außerdem brauchen sie eine für die Truppe in unserem Rücken«, sagte Lararl. Er blickte Tavi an. »Könnte eine einzige Königin den Befehl über die gesamte Horde vor meinen Mauern führen?«
Tavi breitete die Hände aus. »Offensichtlich ja. Aber ihre Fähigkeiten scheinen eine begrenzte Reichweite von zwanzig Meilen zu haben, vielleicht sogar weniger.«
Lararl nickte. »Dann müssen wir diese Königinnen töten.«
»Und dann was?«, fragte Tavi ihn ruhig. »Millionen weiterer Vord in weniger als drei Wochen umbringen? Weil das der Zeitraum ist, in dem die ursprüngliche Königin eine neue Tochter hervorbringt, wenn man dem Schlachtenverlauf in Maraul glaubt.«
Lararl trommelte mit seinen Krallen auf die Steinkante des Sandtisches. Es war ein eigenartiges Geräusch, fast wie das Klicken eines Insekts, und Tavi musste einen Schauder unterdrücken.
»Was sollen wir denn sonst machen?«, fragte Lararl.
»Fliehen«, erwiderte Tavi schlicht. »So viele von deinem Volk wie möglich vor den Vord in Sicherheit bringen.«
»Und wohin? Ganz Canea ist überrannt.«
»Nach Alera«, sagte Tavi ruhig.
Lararl lachte hustend, verbittert. »Mein Volk soll seine Heimat verlassen, um Sklaven im Lande der Dämonen zu werden?«
»Ich habe schon genug Probleme, die mit der Sklaverei zusammenhängen«, erwiderte Tavi trocken. »Nein.« Er holte tief Luft. »Ich möchte, dass dein Volk und Vargs Volk sich mit uns zusammenschließen, damit wir uns gegen die Vord wehren können.«
Plötzlich herrschte Totenstille.
»Sie werden nicht bei Canea Halt machen«, sagte Tavi. Seine leisen Worte wogen schwer wie Bleigewichte. »Wir müssen zusammenhalten, oder wir sterben einzeln.«
Das Schweigen dehnte sich aus.
Lararl wandte sich Varg zu.
Der Cane mit dem schwarzen Fell starrte auf den Sandtisch, ehe er Lararl ansah. »Wenigstens wäre es ein interessanter Kampf, oder?«
Der Cane mit dem goldenen Fell richtete den Blick auf Tavi und kniff die Augen zusammen. »Ist er wirklich dein Gadara ?«
Varg zuckte bejahend mit den Ohren. »Wir haben gemeinsam Blut vergossen und die Klingen getauscht.«
Lararls Ohren stellten sich überrascht auf.
»Sein Wort ist gut«, fügte Varg hinzu.
»Außerdem müssen wir einander sowieso vertrauen«, sagte Tavi. »Unsere Erkenntnisse dürfen nicht verbreitet werden. Wenn ich mich mit den Königinnen geirrt habe, oder wenn es weitere Vord gibt, die unsere Gedanken lesen können, wäre es ein Leichtes für sie, unseren Plan zu durchkreuzen. Wir müssen das Heft in die Hand nehmen, sonst wird keiner von uns das Ende dieser Woche erleben.«
Varg und Lararl mussten dies einen Moment lang verdauen. Dann zuckte Varg
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