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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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plötzlich zwischen ihnen und drückte Isana die scharfe Spitze seiner Harpune an die Wange.
    Stahl sirrte, als zwei Schwerter gezogen wurden, und plötzlich wurde es hinter Isana hell, und heiße Luft wallte ihr in den Rücken.
    »Aria, nein!«, rief Isana mit eisernem Willen. »Das wirst du nicht tun!« Sie drehte sich um, ganz ruhig, wobei die Harpune kribbelnd über ihre Wange strich.
    Aria und Araris stand nebeneinander und hielten ihre Waffen in den Händen. Aria hatte den linken Arm gehoben, auf dem ein kleiner Falke saß, der aus weiß glühendem heißen Feuer bestand und die Flügel bereits ausgebreitet hatte, um jeden Moment in den Himmel aufzusteigen.
    »Hohe. Fürstin. Placida«, sagte Isana in die Stille und betonte jedes Wort scharf. Ihre Stimme hallte über die eisige Landschaft hinweg und wurde von der fernen Schildmauer zurückgeworfen. »Du legst deine Waffe auf den Boden und schickst sofort deinen Elementar fort.«
    Aria legte den Kopf gefährlich schief und richtete den Blick auf den größten der anwesenden Häuptlinge. »Isana …«
    Isana trat zwei Schritte auf Aria zu und schlug ihr einfach auf die Wange.
    Die Fürstin war so überrascht, dass sie das Gleichgewicht verlor und sich rückwärts in den Schnee setzte.
    »Sieh mich an«, verlangte Isana streng, aber ruhig.
    Aria starrte sie bereits mit großen Augen an. Isana schoss durch den Kopf, dass vielleicht niemand mehr seit ihrer Kindheit in diesem Ton mit der Hohen Fürstin gesprochen hatte.
    »Wir sind hier, um Frieden zu schließen, Hohe Fürstin. Du wirst auf gar keinen Fall ein Blutbad veranstalten, während ich mich bei den Oberhäuptern eines fremden Volkes vorstelle.« Sie hob das Kinn und wiederholte: »Schick. Den. Elementar. Fort.«
    Der kleine Feuerfalke verschwand in einem Rauchwölkchen.
    »Danke«, sagte Isana. »Jetzt leg dein Schwert auf den Boden.«
    Aria warf einen Blick auf die Häuptlinge, ehe sie errötete und tat wie geheißen. »Gewiss, Fürstin.«
    »Danke. Araris?«
    Isana drehte sich um. Araris hatte sein Schwert bereits mit der Spitze in den Schnee gesteckt und hielt ein gefaltetes Taschentuch bereit. Das drückte er ihr in aller Ruhe auf die Wange. »Du blutest.«
    Das Kribbeln auf der Wange verwandelte sich in Schmerz, als das Tuch die Haut berührte. Sie zuckte zusammen. Dass die Waffe so scharf gewesen war, hatte sie gar nicht bemerkt. »Ach«, sagte sie, nahm das Tuch und hielt es sich selbst an den Schnitt. »Danke.«
    Araris nickte ihr zu, wandte sich um und bot der Fürstin Placida die Hand, um ihr aus dem Schnee aufzuhelfen.
    Isana ging wieder zurück zu Sonnenuntergang. Sie nahm das blutige Tuch herunter und spürte, wie ihr etwas Warmes langsam die Wange hinunterlief. Sie gestattete sich ausnahmsweise, ihr Unbehagen und ihre Verärgerung auf dem Gesicht und in ihrer Haltung zu zeigen, während sie Sonnenuntergang anstarrte.
    Der alte Häuptling richte den Blick auf Rotes Wasser, und Isana spürte einen scharfen Stachel der Missbilligung. Rotes Wasser fühlte ihn offensichtlich noch stärker als Isana. Er schwankte leicht unter der Wucht und trat hinter Große Schultern zurück, wobei er einen milden Verdruss ausstrahlte. Unter den Eismenschen breitete sich Belustigung aus.
    Denn bei den Eismenschen hatte sich im Grunde die gleiche Szene abgespielt, begriff Isana, wie zwischen ihr und Aria. Sonnenuntergang hatte Rotes Wasser eine Ohrfeige verpasst, wenn auch nicht mit der Hand, und die ganze Zeit über war nicht ein einziges Wort gefallen. Sie hatten sich kaum bewegt.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend öffnete Isana ihren Mantel weit und zeigte, dass sie keine Waffen trug.
    Sonnenuntergang betrachtete sie einen Moment lang, ehe er nickte und seine Knochenkeule Große Schultern reichte. Dann streckte er ihr seine riesige haarige Hand entgegen, die in großen Krallen endete.
    Ohne zu zögern ergriff Isana sie, genau so, wie sie es getan hätte, um einem anderen Wasserwirker ihre Aufrichtigkeit zu übermitteln. Mit welchem Sinn die Eismenschen ihr Einfühlungsvermögen auch ausübten, offensichtlich stand er ihren eigenen Fähigkeiten in nichts nach, selbst wenn er anders war. Sie hatte keine Angst, dass Sonnenuntergang ihr Schaden zufügen könnte. Die emotionale Beherrschung, die er gezeigt hatte, als er Rotes Wasser seine Missbilligung übermittelt hatte, war beeindruckend.
    Sanft schloss er seine Pranke um ihre Hand, wobei die Krallen nicht die Haut berührten. Der Eismensch sah sie ausdruckslos

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