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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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überleben.«
    »Und wenn er sich daran hält?«, wollte Ehren wissen.
    »Dann bleiben ihm noch einige Wochen, vielleicht ein paar Monate, wenn er Glück hat«, sagte Sireos. »Er betäubt den Schmerz mit Elementarkräften und stärkt sich so, sonst hätte er schon längst begriffen, wie schlecht es um ihn steht.«
    »Kann ich irgendetwas für ihn tun?«, fragte Ehren.
    Sireos sah ihm fest in die Augen. »Ich versuche es seit Jahren, und was hätte er nicht alles selbst für sich tun können. Als Wasserwirker ist er so begabt wie ich, auch wenn ihm die Ausbildung als Arzt fehlt. Seine Organe spielen einfach nicht mehr mit. Am schlimmsten steht es um die Lunge. Vor vielen Jahren hatte er eine schwere Lungenentzündung, die nie richtig verheilt ist. Doch seine Milz, seine Leber, seine Bauchspeicheldrüse und eine seiner Nieren werden auch bald versagen.«
    Ehren neigte den Kopf.
    »Tut mir leid«, sagte Sireos. »Er ist so ein außergewöhnlicher Mensch.«
    Ehren nickte. »Hast du ihm das alles erzählt?«
    »Natürlich. Er beharrt darauf, seine Pflicht zu erfüllen, selbst wenn die ihn ins Grab bringen sollte.«
    »Hast du gesehen, was dort draußen los ist?«, fragte Ehren.
    Sireos’ Gesicht wurde noch eine Spur kummervoller. »Ich habe den Eindruck, das steht mir noch bevor.«
    Ehren nickte. »Das scheint mir auch so.«
    »Die Welt kann es hart mit den Menschen meinen. Wir müssen ihr so entgegentreten, wie wir es am besten können, junger Mann.« Er legte Ehren die Hand auf die Schulter. »Viel Glück, Ritter Ehren. Ich bleibe in der Nähe.«
    »Danke«, sagte Ehren leise.
    Er wandte sich um und schaute aus dem Fenster des Gasthauses, während sich der Arzt zurückzog.
    Rückzug schien gerade eine beliebte Taktik zu sein.
    Aus dem Zimmer des Ersten Fürsten waren gedämpfte Stimmen zu hören, und ein Wächter öffnete die Tür. Gaius kam heraus, ganz sauber nach dem Bad in der Heilwanne und in frische Kleidung gehüllt. Er bewegte sich mit raschem Schritt, doch irgendwie glaubte Ehren, die Gebrechlichkeit unter der ruhigen Oberfläche zu erkennen.
    »Majestät«, sagte Ehren, als Gaius zu ihm trat. »Du solltest im Bett liegen.«
    Gaius sah ihn einen Moment lang unverwandt an. »Das wäre gut für mich. Nicht für Alera.«
    Ehren verneigte sich erneut. »Gewiss, Majestät. Wenigstens solltest du etwas essen.«
    »Dazu habe ich keine Zeit, Kursor. Ich brauche die letzten Berichte von unseren Spähern und …«
    »Nein«, widersprach Ehren entschlossen. »Majestät.«
    Gaius zog die Augenbrauen hoch. »Bitte um Entschuldigung?«
    »Nein, Majestät«, wiederholte Ehren. Er stemmte die Füße auf den Boden und sah zum Ersten Fürsten auf. »Nicht, ehe du etwas gegessen hast.«
    Stiefeltritte kamen die Treppe herauf, und Hauptmann Miles von der Kronlegion erschien. Er war ein stämmiger Kerl von mittlerer Größe, seine schlichte Lorica aus Stahl war überall verbeult, und dazu trug er ein ähnlich schmuckloses, oft gebrauchtes Schwert an der Seite. Als er die beiden im Gang sah, blieb er stehen und salutierte zackig.
    »Majestät«, sagte Miles, »die Verteidigungsanlagen sind bereit, und die Kronlegion wartet darauf, dir zu dienen.«
    »Gut, dich zu sehen, Hauptmann«, sagte Gaius, ohne den Blick von Ehren abzuwenden. Er lächelte den jungen Kursor sehr schwach an und neigte den Kopf so leicht, dass Ehren fast meinte, er bilde es sich ein.
    Dann wandte sich der Erste Fürst an Miles. »Ich wollte gerade essen … Frühstück?« Er sah Ehren an.
    »Es ist wohl eher schon Mittagszeit, Majestät«, half Ehren aus.
    »Mittag«, sagte Gaius bestimmt und nickte. »Gesell dich doch zu mir, und wir sprechen über die Verteidigung.«
    »Ja, Majestät«, sagte Miles.
    Ehren verneigte sich vor Gaius, während der Erste Fürst mit Hauptmann Miles in seine Gemächer zurückkehrte. Dann ging er los, um etwas zu essen heraufschicken zu lassen, ehe Gaius seine Meinung wieder änderte.
    Erst als er schon mehrere Stufen die Treppe hinuntergestiegen war, wurde ihm die Bedeutung von Gaius’ Worten klar, und er begriff, was vor sich ging. Seit Ceres hatte sich Gaius vor den Vord zurückgezogen, und in den vergangenen Tagen hatten die aleranischen Streitkräfte fast keinen Widerstand mehr geleistet. Aber die Kronlegion war die Streitmacht, der Gaius am meisten vertraute, und sie würde sich ganz bestimmt an jeder entscheidenden Auseinandersetzung mit dem Feind beteiligen. Falls der Erste Fürst die Kronlegion vorausgeschickt hatte, um

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