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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Kroatsch an, dachte hektisch nach und gab den anderen ein Zeichen, zurückzubleiben.
    Alle gehorchten, nur Varg nicht. Der mit Narben übersäte alte Cane kam nach vorn. Er stolzierte übertrieben auf seinen breiten Schuhen und erstarrte, als er sah, was Tavi gefunden hatte. Sofort kniff er die Augen zusammen und suchte die Bäume in der Umgebung ab, während er die Zähne fletschte.
    Tavi wollte sich zurückziehen, musste jedoch feststellen, dass es zu spät war.
    Eine der Wachsspinnen war herbeigekrabbelt und eilte auf sie zu. Für eine richtige Spinne hatte sie zu viele Beine, trotzdem erinnerte das Wesen Tavi von der Gestalt und der Bewegung her am ehesten daran. Der Körper war mit durchscheinendem weißem Chitin umhüllt, und das Geschöpf hatte in etwa die Größe eines mittleren Hundes und wog ungefähr fünfunddreißig oder vierzig Pfund. Durch die langen Glieder wirkte es allerdings größer. Eine Reihe glänzender Augen glitzerten grünlich auf dem Kopf über zwei dicken, dornförmigen Mandibeln, einer Art Reißzähne, die, wie Tavi wusste, ein rasch wirkendes, gefährliches Gift versprühten.
    Ohne nachzudenken legte Tavi die Hand auf sein Schwert.
    Vargs hielt ihn mit der Pfotenhand zurück. »Warte«, knurrte der Cane, »und rühr dich nicht.«
    Tavi blinzelte den Cane an und sah wieder zu der Spinne. Das Geschöpf war kaum ein Dutzend Fuß entfernt. Bestimmt würde es sie in der Umgebung des beschädigten Kroatsch bemerken und dann Alarm geben. Während Tavi zuschaute, drehte sich die Spinne plötzlich zu ihnen um, wobei sie den gesamten Körper auf den vielen Beinen bewegte. Dann begann sie, auf- und abzuwippen, ein Vorbote der schrillen Pfiffe, mit denen es die anderen Vord warnen würde.
    Doch ehe es einen Laut von sich geben konnte, schoss etwas durch die Dunkelheit unter den dicken Ästen der umgefallenen Kiefer, ein Etwas mit dunklem Fell, das sich vollkommen geräuschlos bewegte und auf die Wachsspinne traf wie ein Geschoss aus einer dieser antiken romanischen Kriegsmaschinen. Die Spinne wurde sechs Fuß über das Kroatsch geschleift und fuchtelte hilflos mit den Beinen, während der Angreifer wild an der Verbindungsstelle von Kopf und Körper riss.
    Noch bevor Tavi den Angriff richtig wahrgenommen hatte, hatte das Tier der Spinne den Kopf vom Rumpf getrennt, und der Rest sank auf das Kroatsch . Nur die Beine zuckten noch.
    Tavi schluckte. Der Angreifer der Spinne hockte nun auf dem Kadaver. Das Fell war dunkel, und das Tier hatte einen langen, geschmeidigen Körper. Die Gliedmaßen wirkten kräftig und endeten in Pfoten, die denen eines Berglöwen glichen. Der Kopf hingegen erinnerte eher an einen Wolf oder einen Bären, mit seiner breiten Schnauze voller scharfer Zähne. Auch die Kiefer wirkten unglaublich stark.
    Natürlich erkannte Tavi ein tödliches Raubtier, wenn er eins vor sich hatte, und selbst wenn es nicht viel mehr wog als eine Wachsspinne, hatte es das Vord so einfach erlegt wie einen Hasen.
    Das Tier richtete die funkelnden gelben Augen auf Tavi und Varg und fletschte still die beeindruckenden, mit Grün überzogenen Zähne.
    »Sieh ihm nicht in die Augen«, knurrte Varg leise. »Zieh dich langsam zurück. Heb die Hände nicht.«
    Tavi sah den Cane an, und beide gingen rückwärts los. Tavi warf einen Blick nach hinten. Die anderen Canim schauten mit gezogenen Waffen zu. Die Jäger hatten die Waffen stecken lassen, als sich ihnen das Vord genähert hatte, aber dieses Geschöpf, so schien es, verlangte ihnen größeren Respekt ab.
    Nachdem Tavi und Varg die Jäger erreicht hatten, zogen sie sich alle zurück, bis die Stelle des Angriffs gute fünfzig oder sechzig Schritte entfernt war. Nun steckten die Jäger ihre Waffen wieder ein.
    »Das war knapp«, sagte Anag.
    »Was war das für ein Ding?«, murmelte Max zu Tavi. »Ich konnte es nicht sehen.«
    Tavi beschrieb es Max kurz und wandte sich an Varg. »Ist das Tier hier in diesem Land heimisch?«
    »In ganz Canea«, sagte Varg. »Es ist einer der besten Jäger. Stark, schnell, schlau.«
    »Schlau genug, um den Vord eine Falle zu stellen«, dachte Tavi laut. »Es hatte die Stelle im Kroatsch eigens aufgekratzt, um eine Wachsspinne anzulocken.«
    Varg zuckte zustimmend mit den Ohren. »Das überrascht mich nicht. Die sind schlau genug für eine solche List.«
    »Sie sind richtig verrückt«, sagte Anag. Der Cane mit dem goldfarbenen Fell duckte sich und schaute in die Richtung des kleinen Jägers. Dabei wirkte er angespannt und

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