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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wachsam.
    »Verrückt?«, hakte Tavi nach.
    »Mutig bis hin zum Wahnsinn«, sagte der älteste der Jäger. Tavi wandte sich dem Cane zu, der geschwiegen hatte, seit er zuletzt mit Varg auf dem Dach von Lararls Turm gesprochen hatte. »Es kämpft gegen alles, um sein Revier oder seine Beute zu verteidigen. Es kämpft ohne Zögern, ohne Angst, ohne Zurückhaltung.«
    Tavi zog die Augenbrauen hoch. »Aber es ist so klein.«
    Die Canim sahen einander an, und ihre Körperhaltung drückte Belustigung aus. »Aleraner«, sagte Varg, »lass dich nicht von der Größe täuschen. Ich habe gesehen, wie eins dieser Tiere einen erwachsenen und bewaffneten Krieger getötet hat. Es hat ihm den Bauch aufgeschlitzt, während es ihm gleichzeitig die Kehle herausriss, und es war schon wieder verschwunden, ehe der Körper auf dem Boden gelandet war. Auch wenn du die Oberhand behältst, wird es alles tun, um dich mit in den Tod zu reißen. Ich habe noch nie gehört, dass eins erlegt worden wäre, ohne Narben zu hinterlassen.«
    »Seht mal«, sagte Kitai leise.
    Tavi blickte auf. Drei weitere Wachsspinnen waren an der beschädigten Stelle. Das jagende Tier war nirgendwo zu sehen, und auch der Kadaver der toten Spinne nicht. Anstatt laut zu schreien, machten sich die Arbeiter-Vord daran, den Schaden im Kroatsch auszubessern, und zogen sich danach zurück.
    »Nicht einmal die Vord wollen sich heute Nacht noch mit ihm anlegen«, knurrte Varg.
    Der Jäger nickte und sagte in einem Ton, als würde er ein Sprichwort wiedergeben: »Nur der Narr sucht Streit mit dem Tavar.«
    Tavi blinzelte zuerst den Jäger an und dann Varg.
    »Komm, Tavar«, knurrte Varg. »Machen wir einen kleinen Umweg und stören deinen kleinen Bruder nicht bei seinem Mahl.«
    Noch zweimal gab Kitai ein Zeichen, stehen zu bleiben, und beide Male zogen Vord vorbei. Einmal handelte es sich um weitere Frosch-Vord wie die, denen sie schon begegnet waren. Die zweite Gruppe dagegen marschierte in größerer Entfernung vorbei und war größer und nicht so deutlich zu erkennen. Keines der Vord gab Alarm.
    Sie mussten langsam ihrem Ziel näher kommen, dachte Tavi, als sie den ersten arbeitenden Wachsspinnen begegneten, die in einer unendlich langen Reihe durch die grün leuchtenden Kiefern zogen, wie Ameisen, die zwischen ihrem Nest und einem Obstbaum hin- und herpendeln. Alle trugen einen Bauch voll grünem Kroatsch , das durch die teilweise durchsichtigen Körper zu erkennen war.
    Es fiel nicht schwer, sich auszumalen, wohin sie unterwegs waren. Sie würden die gallertartige Masse zu Leichen bringen. Den Spinnen war es dabei einerlei, ob es sich um ihre eigenen Toten oder um Shuaraner handelte, deren Krieger gegen sie kämpften. Für die Vord war totes Fleisch Nahrung, die mit Kroatsch bedeckt und davon verzehrt werden musste.
    Auf ein Nicken von Tavi hin änderte Kitai die Richtung ein wenig, und nun folgten sie dem Weg der Wachsspinnen zurück und suchten nach deren Ausgangspunkt. Dabei sahen sie weitere Vord, die in einer dichten Reihe auf der anderen Seite der Spinnen ebenfalls nach Norden marschierten. Diese Wesen waren allerdings größer. Manche hatten große, schlanke Körper, die an Cane erinnerten. Solche hatte Tavi auch vor der Festung gesehen. Zumeist waren es jedoch die Frosch-Wesen mit den dünnen Gliedmaßen. Wieder andere waren größer als die ersten, viel größer, annähernd wie ein Gargant, aber sie huschten voran wie Krebse. Das musste die Krieger-Art sein, die ihm sein Onkel beschrieben hatte, nachdem die Vord ins Calderon-Tal eingefallen waren. Allerdings zogen sie in zu großer Entfernung vorbei, daher konnte er sie nicht genau sehen. Sie gingen noch vorsichtiger weiter.
    Vor ihnen erhob sich eine riesige Form zwischen den Bäumen aus dem Kroatsch , wie ein gewaltiges Geschwür. Es hatte die Größe eines kleinen Gebäudes, und Tavi erkannte es sofort. Wirbel und Schleifen der gespenstischen Wachsmasse waren aufgestapelt worden. Zweimal hatte er solche Gebilde bereits gesehen, im Wachswald in der Nähe von Calderon und einmal im Höhlenlabyrinth unter Alera Imperia.
    Im Kroatsch der Umgebung befanden sich Hunderte solcher Gebilde, jedoch wesentlich kleiner, so groß vielleicht wie ein Bierkrug. Das erste davon war kaum dreißig Fuß entfernt, und Tavi schaute es sich genau an.
    In dem Klumpen Kroatsch bewegte sich etwas, ein Schemen vor dem grünen Leuchten, und verharrte wieder. Ein kleiner Teil eines grünschwarzen Chitinpanzers drückte sich feucht an die

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