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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Krieger rechts und links von ihr traten einen Schritt zur Seite und machten Tavi Platz.
    Mit einem Blick über die Schulter sagte die Königin: »Hier entlang.«
    Die Vord-Königin betrat ihren Bau durch einen breiten, beunruhigend lebendig wirkenden Eingang. Tavi fühlte sich an die Nüstern eines riesigen Tieres erinnert. Vord in verschiedenen Gestalten hockten darauf, stille Schatten, die sich vom leuchtenden grünen Wachs abhoben. Überall saßen Wachsspinnen und verschmolzen mit dem Hintergrund. Tavi war sicher, es mussten sehr viel mehr sein, als er sehen konnte.
    Er spürte, wie seine Füße einfach nicht weiter auf den Eingang zugehen wollten.
    Natürlich weigerten sie sich. Das Innere des Baus war ohne Frage eine Todesfalle. Er erinnerte sich an den Cane in den Höhlen unter der Zitadelle, den die Vord in den Bau gezwungen hatten, und wie er mit leerer Miene und ohne eigene Gedanken und eigenen Willen kurz darauf als Besessener wieder herausgekommen war. Nur ein Narr würde der Vord-Königin folgen, es sei denn, die Situation erforderte es unbedingt.
    Sie erforderte es. Außerdem, so redete er sich ein, war es keine so schlechte Entscheidung, auch aus taktischen Gründen. Im Freien konnten die Vord ihn von allen Seiten angreifen. Im Inneren des Gebäudes konnte er immerhin den Rücken mit einer Wand decken.
    Sicherlich würde er trotzdem vermutlich am Ende langsam vom Kroatsch verzehrt, aber wenigstens hatte er eine Wand hinter sich.
    Tavi betrat den Bau mit dem Schwert in der Hand, von dessen Klinge das wässrige stinkende Blut der Vord tropfte. Im Inneren war es eine einfache Kuppel, und obwohl das leuchtende Kroatsch durchscheinend war, verschwand die Nacht dahinter in vollkommener Schwärze. Im Inneren war es hell, als würde eine Elementarlampe brennen.
    Die Vord-Königin wandte sich ihm zu, und Tavi stockte der Atem.
    Dieses Wesen sah aus wie Kitai!
    Es gab deutliche Unterschiede zwischen dieser Vord-Königin und der letzten, die er gesehen hatte. Ihre Haut war fast menschlich und sah nicht aus wie dunkles Chitin, auch wenn sie grünlich schimmerte. Sie hatte Haar, hell wie Kitais, doch es hing lang und voll bis zur Hüfte. Die grünen Augen leuchteten aus sich selbst heraus und bestanden aus vielen Facetten wie die eines Insekts, und ihre Finger und Zehen hatten lange, tödlich wirkende Nägel, die an die Krallen eines Raubvogels erinnerten.
    Unter dem Mantel war sie nackt. Sehr nackt.
    »Aleraner«, sagte die Königin, und Tavi schauderte, denn es war die liebevolle Anrede aus einem geliebten Gesicht, die jedoch von einer fremdartigen Stimme gesprochen wurde. »Du bist weit fort von der Heimat.«
    »Zufällig, ja«, antwortete Tavi. »Ich habe hier in der Gegend etwas zu erledigen.«
    »Sag, wie du den Vord helfen kannst.«
    Tavi zögerte eine Sekunde lang, um seine Gedanken zu ordnen, ehe er anfing. Die nächsten Worte konnten seinen Tod bedeuten, wenn er sie nicht sorgsam wählte.
    »Ich weiß«, sagte er, »dass die Vord für gewöhnlich nicht dem Muster folgen, das ihr auf diesem Kontinent angewandt habt. Ich weiß, eure Königinnen erzeugen sonst andere Königinnen, damit sich eure Art besser verbreiten kann.«
    Das Vord starrte ihn an.
    »Hier ist das jedoch nicht geschehen«, fuhr Tavi fort. »Die Königin, die dich erschaffen hat, wollte dir offensichtlich nicht die Fähigkeit geben, andere untergeordnete Königinnen zu erzeugen.«
    »Wieso denkst du, ich sei nicht die oberste Königin?«, fragte ihn das Wesen trocken und ohne jedes Gefühl.
    »Die Logik«, erwiderte Tavi. »Eure Vorgehensweise beim Angriff auf Maraul lässt vermuten, dass die oberste Königin die untergebenen Königinnen für entbehrlich hält. Warum sollte sie sich zu einer so gefährlichen Stellung wie dieser hier begeben, wenn sie auch eine der untergeordneten Königinnen schicken kann? Wenn eine von euch weitere Königinnen erschaffen kann, warum gibt es dann nur drei von euch und nicht ein Dutzend?«
    Die Vord-Königin schwieg einige entsetzliche Sekunden lang. Dann nickte sie.
    »Darüber hinaus«, sagte Tavi leise, »nehme ich an, dass sie gar nicht hier ist. Sie hat es dir und einer anderen untergeordneten Königin überlassen, die Canim zu besiegen.«
    »Das alles ist mir längst bekannt«, zischte die Königin. »Das ist von keinerlei Wert für mich.«
    An den Wänden des Baus bewegte sich etwas, und ein Dutzend Wachsspinnen erschien dort wie aus dem Nichts. Zuvor waren dort keine gewesen, das hätte Tavi schwören

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