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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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um die Knöchel spürte. Verzweifelt drängte sie Cirrus, sie mit mehr Kraft hinaufzubringen, und im selben Augenblick zog sie ihren stählernen Dolch und drehte ihn, um ihn mit der brutalen Kraft ihres ausgebildeten Instinkts zu werfen.
    Doch wie schnell sie auch sein mochte, die Vord-Königin war schneller.
    Sie ließ eines der Beine los und spreizte die Finger der nun freien Hand. Amara hatte Zeit genug um zu sehen, dass die Hand der Königin noch nass von Rooks Blut war, als die Spitze des Dolches die Handfläche durchbohrte.
    Es war, als hätte Amara ihr Messer einfach nur in den Boden gestoßen. Ohne jeden Ausdruck im Gesicht drehte die Vord-Königin ihre Hand, während das Messer noch im Fleisch steckte, und riss es aus Amaras Griff. Amara trat mit dem Fuß nach ihr und versuchte, auch das andere Bein zu befreien. Derweil stieg sie weiter vom Hof in die Höhe, wenn auch langsam. Der Griff des Vord war unmenschlich kräftig. Die fremdartigen Augen glitzerten heller, und die Vord-Königin zog sich an Amaras Körper hoch, Hand über Hand, wobei die Spitze des Dolches sich in ihre Haut drückte und heißen Schmerz auslöste.
    Dann war Amara, als würde ihr eine Eisenstange an die Kehle gedrückt, und ihr wurde schwarz vor Augen.
    Sie wehrte sich heftig, aber es nützte nichts, alles drehte sich wild um sie herum. Sie sah die Mauern von Ceres, die auf sie zuschossen, und mit einem letzten Rest von Widerstand rief sie Cirrus und befahl ihm, sie mit aller verbliebenen Kraft auf den harten Stein zuzutreiben.
    Und damit hörte alles auf.

37

    Amara erwachte keuchend, als ihr Wasser in die Nase lief. Sie hustete und versuchte, die Arme vor das Gesicht zu heben, aber die konnte sie nicht bewegen. Ihr tat jeder Knochen und jeder Muskel im Leib weh, und sie war hungrig wie ein Wolf. Als sie den Kopf hin und her warf, spürte sie, dass er fast vollständig in etwas Warmes, Flüssiges gehüllt war.
    Voller Panik riss sie die Augen auf, da ihr Bilder von schlafenden Körpern in leuchtend grünem Kroatsch durch den Kopf schossen, und sie zuckte und zappelte, um sich zu befreien. Ihre Arme spannten sich an, bewegten sich jedoch nicht, und ihre Beine blieben fest aneinander liegen. Ihre Oberarme und Oberschenkel brannten schmerzhaft, und die warme Flüssigkeit bedeckte ihr Gesicht vollständig, als sie tiefer hineinglitt.
    »… ihren Kopf aus dem Wasser, ehe …«, rief eine Frau.
    Der Satz wurde abgeschnitten. Dann wurde sie am Haar gepackt und aus der warmen Flüssigkeit gezogen.
    »… hättest mich warnen sollen, dass sie bald aufwacht!«, sagte eine quengelnde Männerstimme. Die Hand, die ihr Haar hielt, zerrte sie weiter nach oben, und plötzlich fiel sie über eine glatte Kante ein Stück nach unten auf harten, kalten Stein.
    Sie hustete das Wasser aus den Lungen – denn es war Wasser, und es rann ihr auch aus der Nase. Dann lag sie einen Augenblick lang keuchend und benommen von den Nachwirkungen einer Heilbehandlung durch einen Wasserwirker da. Sie sah an sich herab: Ihre Arme und Beine waren gefesselt. Die Kleidung hatte man ihr gelassen, allerdings war der Stoff klitschnass.
    »Willkommen unter den Lebenden, Gräfin«, sagte Invidia. »Eine Zeitlang haben wir uns schon Sorgen um dich gemacht.«
    Die Stimme der Vord-Königin drang summend in Amaras Sinne vor. »Ich nicht.«
    Amara schüttelte den Kopf, blinzelte das Wasser aus den Augen und sah sie an. Wenn sie ihnen nicht schnell Widerstand leistete, würde die kalte Nachtluft die Wärme aus dem Wasser ziehen, und sie würde in ihren nassen Kleidern bibbern. Der Widerstand wäre sicherlich weniger effektiv, wenn sie bis dahin abwartete.
    Invidia saß auf einem Stuhl, den man ihr aus einem der Gebäude gebracht hatte. Sie sah schrecklich aus. Unter den Augen hatte sie dunkle Ringe, und ihre Haut war gelblich wie Safran. Das Vord-Wesen auf ihrer Brust war verschwunden. Löcher klafften wie kleine Münder in dem blassen Fleisch darunter, wo es eine dunkle Flüssigkeit verloren hatte, die nur entfernt an Blut erinnerte.
    »Invidia«, sagte Amara, »endlich passt dein Äußeres zu deinem Inneren. Heimtückisch, feige, armselig.«
    Invidia saß auf ihrem Stuhl und zog träge ihre Hand aus dem Wasser der Heilwanne. Sie neigte den Kopf in einem Winkel, der Amara daran erinnerte, dass sie gefesselt zu Invidias Füßen lag. Abgesehen davon rührte sie sich nicht, bis sie sich zur Vord-Königin umwandte. »Nun? Sie lebt.«
    »Ja«, sagte die Königin. Sie ging an Amara

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