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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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zu.
    Ehren fuhr herum, zertrat einen der Fänger mit dem Fuß und schlug einen zweiten von der Hinterseite seines Beins. Einer der Herolde trat nach einem weiteren, verfehlte ihn und verlor das Gleichgewicht. Drei Fänger fielen über seinen Körper her, und er schrie voller Ekel und Überraschung, als ihm einer von ihnen in den Mund krabbelte.
    Der Mann schrie, zuckte in wilden Krämpfen und verdrehte die Augen, bis das Weiße zum Vorschein kam. Ein weiterer Schrei wurde im Ansatz erstickt, und dann wurden die Augen ausdruckslos, und der Blick richtete sich auf den Ersten Fürsten. Der Bote erhob sich und warf sich auf Gaius.
    Ehren sprang zwischen den Ersten Fürsten und den besessenen Herold. Er packte die Tunika des Mannes, und mit der Kraft der Verzweiflung stieß er den bereits toten Mann über die Brüstung des Balkons.
    Es folgten ein greller Blitz, ein lauter Knall und der scharfe Geruch von Ozon. Als Ehren wieder klar sehen konnte, entdeckte er mehrere Fänger auf dem Balkonboden. Der Erste Fürst stand über ihnen, und kleine Blitze zuckten zwischen den ausgebreiteten Fingern hin und her.
    »Bei den Krähen«, fluchte Gaius und schaute zum Himmel, der nun beinahe leer war. »Ich habe mir diese Krähen überhaupt nicht näher angeguckt.«
    Durch die ganze Stadt hallten Schreie. Keine Minute später ging ein Haus oder ein Garten eine Ebene unter der Zitadelle in Flammen auf.
    Vor der Stadt erschienen nun die versklavten, Ring tragenden Wirker auf dem Schlachtfeld. Sie stürmten auf Aquitanias Legionen los, und der umgeleitete Fluss schwankte und wand sich wie eine riesige Schlange.
    Durch die Hallen der Zitadelle gellten Todesschreie.
    »Überhaupt nicht näher angeguckt«, wiederholte Gaius und seufzte leise. Dann hob er die Stimme und befahl: »Räumt den Balkon.«
    Alle zogen sich zurück, außer Ehren. Gaius trat an die Brüstung und starrte hinunter auf Aquitanias verzweifelte Legionen. Der Hohe Fürst hatte die missliche Lage bereits erkannt, und seine Männer zogen sich kämpfend zurück und bemühten sich darum, Abstand von den Vord zu gewinnen, ehe sie abgeschnitten, ertränkt oder überwältigt wurden.
    Gaius neigte den Kopf einen Moment lang, sah wieder auf und holte zwei gefaltete und versiegelte Umschläge aus einer Jackentasche. Diese reichte er Ehren.
    Der Kursor blinzelte und betrachtete die Umschläge. »Majestät?«
    »Der erste ist für meinen Enkel«, sagte Gaius. »Der zweite für Aquitania. Hinter meinem Schreibtisch in meiner Meditationskammer befindet sich ein Geheimgang zur Tiefe. Er kommt zwei Meilen nördlich der Stadt an die Oberfläche, an der Straße zu den Roten Bergen. Du nimmst diese Briefe und Sireos und brichst jetzt auf.«
    »Majestät«, sagte Ehren. »Nein, ich kann nicht … Wir sollten alle gemeinsam gehen. Wenn wir uns nach Aquitania oder Riva zurückziehen und uns besser vorbereiten …«
    »Nein, Ehren«, sagte Gaius leise.
    Wieder hallte ein Schrei durch die Zitadelle.
    »Ich werde tot sein, ehe wir uns neu verschanzt haben, und der Sitz meiner Macht befindet sich hier«, sagte Gaius. »Hier kann ich sie am härtesten treffen.«
    Ehren brannten die Augen, und er senkte den Blick. »Sollen wir also den Befehl zum Rückzug geben?«
    »Wenn wir das tun«, sagte Gaius, »wird sich die Königin nicht zeigen. Ihre Armeen werden sich zerstreuen, um uns zu verfolgen, und die Straßen verwandeln sich in Schlachthäuser.« Gaius schaute gehetzt hinüber zu den Verteidigern der Stadt. »Ich brauche sie. Wenn es überhaupt eine Chance gibt … ich brauche sie.«
    »Majestät«, hauchte Ehren. Obwohl er nicht das Gefühl hatte zu weinen, fielen ihm Tränen auf die Hände.
    Gaius legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es war mir eine Ehre, junger Mann. Wenn du meinen Enkel siehst, sag ihm bitte …« Der alte Mann runzelte leicht die Stirn, ehe sich seine Lippen zu einem traurigen Lächeln verzogen. »Sag ihm, er habe meinen Segen.«
    »Das werde ich, Majestät«, erwiderte Ehren leise.
    Gaius nickte. Dann löste er den Riemen, an dem die Scheide seines Siegeldolches, das Symbol und Siegel des Ersten Fürsten, an seiner Seite hing. Den Dolch reichte er Ehren und sagte: »Viel Glück, Ritter Ehren.«
    »Dir auch, Majestät«, antwortete Ehren.
    Gaius lächelte ihn an. Dann legte er die Hand auf den Griff seines Schwertes und schloss die Augen.
    Gaius’ Haut veränderte sich. Zuerst wurde er sehr blass. Dann begann er im Mondlicht zu strahlen. Er nahm einen silbrigen Schein
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