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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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genug, um von den geflügelten Verfolgern nicht mehr eingeholt werden zu können.
    Amara erinnerte sich später nur vage daran, wie sie eine dieser Kutschen zusammen mit anderen durch die Luft getragen hatte und sie eine Ewigkeit später bei Sonnenaufgang hart landen ließ. Dann hatte ihr jemand ein trockenes Stück Brot in die Hand gedrückt, das sie gierig verschlang. Einen Moment später brannte ein warmes Feuer – ein richtiges Feuer, bei den großen Elementaren, und dessen wundervolle Wärme hüllte sie ein.
    Bernard bettete ihren Kopf sanft auf einen Mantel, den er auf dem Boden ausgebreitet hatte, und sagte: »Ruh dich aus, meine Gräfin. Bald müssen wir weiterfliegen. Ich halte Wache.«
    Amara wollte protestieren; er brauchte schließlich ebenfalls Ruhe. Aber das Feuer war so angenehm warm, und …
    Und zum ersten Mal seit Wochen fühlte sich Amara sicher.
    Sie schlief ein.

43

    Tavi stand auf dem Wall und starrte hinaus auf die wellige Ebene. Seine Rüstung und sein Helm waren von den Burschen der Ersten Aleranischen sauber geschrubbt worden und glänzten in der untergehenden Sonne.
    Seit seiner Ankunft in der Nacht zuvor waren Tausende weiterer Flüchtlinge eingetroffen, und der Strom der Canim-Erzeuger, die vor den Vord flohen, nahm weiterhin an Stärke zu. Die Wirker der Legionen hatten für ausreichend Trinkwasser gesorgt, doch Essen war knapp, und ein Dach als Schutz vor dem Wetter fanden die meisten ebenfalls nicht.
    Tavi hörte hinter sich schwere Schritte, die schließlich stehen blieben.
    »Was gibt es, Marcus?«, fragte Tavi.
    »Hoheit«, antwortete Valiar Marcus. Er trat zu Tavi. »Hast du geschlafen?«
    »Nicht annähernd genug«, erwiderte Tavi. »Aber es muss reichen.« Er deutete auf den Wall, der Molvars einzige Verteidigung darstellte. »Du hast mit deinen Leuten wohl ohne Pause gearbeitet.«
    »Das waren die Canim, Hoheit«, erklärte Marcus ernst. »Der Boden hier besteht überwiegend aus Felsen und weniger aus Erde. Tausende Canim waren hier und haben die Steine weggeschleppt. Ich wusste ja, dass die Krieger Kraft haben, aber, verfluchte Krähen …« Er schüttelte den Kopf. »Du hättest mal die Erzeuger sehen sollen. Diejenigen, die schwere Arbeit verrichten, weil sie davon leben, meine ich.«
    »Beeindruckend?«
    »Erschreckend«, meinte Marcus. »Dieser Wall besteht zu gleichen Teilen aus Fels und Erde. In Anbetracht der Tatsache, dass Hoheit unseren Pionieren einen anderen Auftrag gegeben hat, mussten unsere Männer wie wahnsinnig schuften, um mit den Canim Schritt zu halten.«
    Tavi nickte. »Nun, das hätte uns nicht überraschen dürfen. Wir haben schließlich schon gesehen, was sie in Werftstadt zustande gebracht haben, und das war noch gar nichts gegen die Bauten hier.«
    »Ja.«
    »Hast du die letzten Meldungen?«
    »Soweit es welche gibt«, sagte Marcus. Leichte Missbilligung schwang in seiner Stimme mit. »Wir könnten viel mehr erreichen, wenn wir unsere Ritter Aeris hätten.«
    »Die haben zu tun«, sagte Tavi. »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
    »Die berittenen Rudel der Canim stoßen in immer größerer Nähe zum Hafen auf die Vord. Sie leiten die Flüchtlinge in unsere Richtung.«
    »Wie viele Flüchtlinge haben wir?«
    »Das dürften gut sechzigtausend sein.«
    Tavi schnaubte. »Haben wir schon eine Verbindung zu Lararls Haupttruppe?«
    »Nein«, antwortete Marcus leise. »Allerdings haben wir auch die Haupttruppe der Vord noch nicht gesichtet.«
    »Mir wäre es fast lieber, wenn wir sie gesichtet hätten«, sagte Tavi. »Sie tauchen immer gern dort auf, wo sie niemand erwartet.«
    »Hoheit, du siehst langsam Gespenster«, sagte Marcus. »Aber: Ja, du hast recht.«
    »Hoheit«, rief jemand, und Magnus stieg schnaufend auf den Wall. Das Haar des alten Kursors war zerzaust, als wäre er gerade aufgestanden, und er hielt einen versiegelten Brief in der Hand. Den überreichte er schwer atmend Tavi. Dabei ruhte sein Blick die ganze Zeit auf Marcus. Marcus hingegen beachtete ihn nicht.
    Tavi nahm den Brief und sah zwischen ihnen hin und her. »Gibt es da etwas, das ich wissen sollte, meine Herren?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete Marcus. Er blickte den alten Maestro an. »Magnus?«
    Magnus starrte den Ersten Speer an, ehe er sich Tavi zuwandte. »Nein, Hoheit.«
    Tavi betrachtete die beiden erneut, öffnete den Brief und las ihn. »Ha«, sagte er. »Crassus kommt irgendwann heute Nacht zurück. Marcus, erinnerst du dich noch an die Stufen, die wir in die

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